(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959
1 schaft Hochburg, der bloß zwei Hektar große Huckinger See. Er schmiegt sich ganz an den Ostrand der Gemeinde Tarsdorf, in deren Gebiet er liegt. Zum 7,6 Quadratkilometer großen Einzugsge- biet di eses Sees, der keinen oberirdischen Abfluß besitzt, gehört die südli ch davon liegende Moorfläche des Filzmooses. Kehren wir nac h di esem Rundgang über di e Seen zum Ibmer Moos zurück, das, wie alle Moore, durch Vertorfen von PAanzen unter Luftabschluß entstanden ist. Dieser Prozeß hat nach Professor Helmut Gams beim Ibmer Moos schon vor mindestens I 2.000 Jahren begonnen. Urgeschichtliche Streufunde beweisen, daß das Moos be- ziehungswe ise seine U mgebung schon vor sehr langer Zeit besiedelt war. Das Moos verdankt seinen Namen der mittelalter- lichen Burg a uf d em Schloßberg zwischen den beiden Seen, die un ter ähnlich klin- genden Bezeichnungen erstmals im elften J ahrhundert genann t wird. Über das Moor selbst g ibt es keine urkundlichen ach- richten vor dem ach tzehnten J ahrhu nd er t. \ 1 \Tährend der ersten österreichi schen Herr- sc haft wurde in den J a hren I 806 b is I 808 lä ngs der Grenze zwischen Oberösterreich und Salzbu rg der 9 Fuß breite Franzens- kanal ange legt und östlich daran a n- schließend der Landgraben be i der „Ewig- keit", einem heute noch unversehrt in seiner Legföhrenpracht erha lten en Teil des Mooses. Man hat diese und noch einige weitere Grabenbauten durch Salinenar- beiter durchführen lassen, welche damals infolge der durch die poli tischen Ereignisse eingetretenen Absatzschwierigkei ten für das Salz arbeitslos geworden waren . Um I850 hat man mit d em Torfstechen begonnen, das in den Salzburge r Mooren besonders intens iv betrieben wurde. In den folgenden J ahrzehn ten hat m a n ve rschi edene Ent- wässerungspläne ausgearbeitet und in den J ah ren 1879 bis 188 1 eine solche Entwäs- serung auc h gegen den \!Villen der Bevöl- kerung durchgefü hrt. Man hat damals vor a llem vom Heratinger See einen gerad- li n igen Graben zum Franzenskanal und eine R eihe anderer Kanäle gezogen, die a ber nicht den gewünschten Erfolg hatten. Gegen Ende des neunzehnten J ahrhunderts begann man das salzburgische Bürmoos in rücksichtslosester Weise a uszubeuten und fing im J a hre I920 mit der maschinellen Abtorfung an. Zu Beginn des zwanzigste n Jahrhunderts errichtete man mitten im Schönh eit erha lten bleiben. Treffend sagt Ibmer Moos in Hackenbuch die Glas- Professor H elmut Gams, daß die minde- fabr ik Emmyhütte, holte landfremde Ar- stens zwölf J ahrtausend e umfassende Ge- beiter, für die ma n in dieser paradiesischen schichte des Ibmer Mooses aus dem einzig- Gegend Proletarierwohnungen er ri chtete artigen Archive d er See- und Moorab- und wühlte, um mit H a ns von Hammer- lagerungen ebenso erschl ossen werden kön- ste in zu sprechen, ,, ringsum die nasse K ohle ne, wie unsere nicht einma l so viele J a hr- auf, die nun, in dunkle Päckchen reihen- hunderte umfassend e Geschichte a us d en weise geschi chtet, der Gegend eine wider- gesch riebenen Archiven. Ein solch es wärtige R egelmäßigkeit aufdrängt". Wohl Archiv abe r darf man nicht einem a ugen- ist einstwei len die Glasfab rik st illgelegt blicklichen Gewinn opfern, der sei ne nie word en und die Arbeiter haben ander- w ieder gu tzumachende Zerstörung in weitig Arbeit gefund en, die unschöne, das keiner Weise aufwiegen würde. Allerdings harmonische Landschaftsbild störende Sied- soll te man diese Schönheit auch genießen Jung H ackenbuch aber ist geblieben. In können. Hat doch beispielsweise in jüngster denJahren 1931 /33 hat man die Absenkung Zeit der Besitzer eines Wochenendhäus- der Seen des Ibmer Mooses um vier be- chens am Nordufer d es Heratinger Sees ziehungsweise um zweieinha lb Meter ge- längs des auf d em Moränenhang sich hin- p lant, was das End e des Leitensees und ziehenden \ ,Veges, der einen wunderbaren wahrscheinlich auch des Heratinger Sees Blick über den See, das Moos und die im m it sich gebracht hätte. Dies aber hätte Süden li egende Bergwelt bietet, auf eine ei ne außerordentliche Klimaverschlechte- lange Strecke ei ne Planke er ri ch tet, so rung bewirkt, d enn die Seen wirken daß nur mehr er allein sich dieses Blickes temperaturausgleichend. Sie mi ldern die ungehindert erfreuen kann . Auch solchem Hitze im Sommer und die Käl te im \,Vinter. Unfug so ll te gesteuert werden. Nunmehr Die Pläne zur Seenabsenkung, m it deren hat die oberösterre ichische Landesregierung Inangr iffnahme man bere its begonnen hat- mit der l. Naturschu tzgeb iete-Verordnung te, fielen j edoc h imJahre 1938. vom 27 . April 1959, LGBL 23 den He- \,Venn auc h durch eine Zeit rücksichts- rat inger See, den H öllerer See, den Holz- losester kap italistischer Ausbeutung der österer See und d en Seeleitensee (Leiten- Sc hönheit des Ibmer Mooses sc hwere see) a ls Naturschutzgebiete erklärt und Wunden geschl agen wurde n und der Z u- ve rboten, diese Seen mit Booten zu befah- stand, der sich herausgebildet hat, a ls ren, die durch Verbrennungsmotoren ange- unbefriedigend zu bezeichnen ist, auch trieben werden, sowie in der Zeit vom manche Seltenheiten der besonders a n 15. März bis 30. September in die Rohr- nordischen Arten reichen Fau na verschwun- und Schilfbestände di eser Seen einzufah ren. den si nd , so sind doch einzelne l\1oorteile Die im wahrsten Sinne des Wortes unschätz- dank d em Verstä ndnis ihrer Besitzer im baren Wer te des Ibmer Mooses und der U rzustand erha lten gebl ieben, wie der Innviertler Seen dürfen wir nicht vernich - sc hon erwähnte Hochmoorteil im süd- ten, wir dürfen sie nu r treuhänd ig benützen westlichen v\Tinkel bei der „Ewigkeit" . und so ll en sie pAegen, damit sie nicht nur Die durch v\Tissenschaftler und Heimat- der \ ,Vissenschaft erhal ten bleiben, sondern freunde, vor a llem durch den unvergeß- daß auch kommend e Geschlechter sich ihrer liehen Dr. Eduard Kriechbaum erhobene Schönheit erfreuen und sich do rt an Leib Fo rd erung, das Ibmer Moos und die an- und See le gesund baden mögen. grenzend en Moore vor Vern ichtung durch industrielle Torfausnützung zu schü tzen und die sich a llmählich zum Durchbruch ringende Erkenntnis der idealen v\Terte unserer Landschaft, di e man allerdings nicht nach Schillingen berechnen kann, lassen wohl erhoffen, daß das Ibmer Moos wenigstens in seinen ursprünglichsten Tei- len und di e zu ihm gehörenden beziehungs- we ise in seiner Umgebung liegend en Seen und übrigen Moose in ihrer wunderbaren Ich danke der Wasserbau-Abteilung d es Amtes der OÖ. Landesregierung für die Ges tattung der Einsichtnahme in di e in Frage kommenden Pl ä ne, vo r a llem He rrn Dipl.- Ing. Leopold Scherrer , ferner H e rrn Berg - Oberinspektor Dipl.- Ing. 'v\lilhelm Krackowizer in Trimme!- kam für die mir ertei l ten Auskünfte und endlich dem OÖ. Landes-Archi v für die Be reitstellung der in Betracht kommenden Archivstücke. Im Nordosten des Ibmer Mooses liegt an der von Braunau nach Salzburg führenden Straße auf dem leicht gegen Südwest geneigten Hang des innersten Würmmoränenbogens das Dorf Egge 1 s b er g. Zwischen die Vierseithöfe des Innviertels mischen sich in dieser als Mittel- ding zwischen Straßen- und Haufendorf anzusprechenden Siedlung bereits die Einhöfe des Salzburger Landes. Auf dem höchsten Punkte des Dorfes liegt inmitten des von einer verteidigungsfähigen Mauer umgebenen Friedhofes, den man durch ein Torhaus betritt, die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt, die mit ihrem hohen Satteldach und ihrem 72 Meter hohen gotischen Westturm mit frühbarockem Aufsatz weithin die Moorlandschaft beherrscht. Die Kirche wird urkundlich 1143 genannt. Ihr gotischer Bau vom Typus der Braunauer Spitalskirche stammt von etwa 1420 bis 1436. In den Jahren 1734/ 35 sind beiderseits des Langhauses querelliptische Seitenkapell en angebaut worden. Betritt man die Kirche durch das Nord- oder das Südportal, deren Türen prachtvolle Lilienbeschläge zieren, so gelangt man in das zum größten Teil zweischiffige Lang- haus, dessen Achteckpfeiler das Sternrippengewölbe tragen. Die in reicher vegetabiler Ornamentik hergestellte spätgotische Gewölbe- malerei wurde 1957 freigelegt. Die Halbkuppeln der barocken Seitenkapellen tragen prachtvollen Gitterwerkstuck. In der Kirche überrascht der gewaltige barocke Hochaltar mit Knorpelwerk und gedrehten Säulen von 1661, dessen Gemälde von Tobias Schinagl aus dem gleichen Jahre stammt. Die Flügel des seinerzeiti1.?;en gotischen Altars von 14-81 haben sich erhalten und befinden sich im oberösterreichischen Landesmuseum. Eine überlebensgroße H olzfigur, Maria mit Kind, aus der Mitte des 17. Jahrhunderts wird Martin Zürn zugeschrieben. Von dem gleichen Meister stammt ein Holzkruzifix von 1648. Erwähnt seien noch einige gotische Statuen, gotische und barocke Wappengrabsteine und eine Grabplatte mit einer Ritterfigur. Die 1957 einer sachkundigen Restaurierung unterzogene Kirche ist eine der schönsten des Innviertels. Photo: Dr. Erich Widder 11
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