(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

la ng nac h Süden bis zum R öthelbac h, der zu den beiden H öhlen- Seen emporleite t. Zauberha ft ist der Anblick des vord eren, größeren Sees bei bengalischer oder so nstige r künstli cher Be- leucht ung, für die ma n vorzuso rge n hat. Di e Decke d es hohen, zerklüfteten Felsendomes, in dem d er See e ingeschlosse n ist, spiegelt sich auf d er unbewegten Wasse rfl äc he, di e nur durch einen kurze n Stollen mit einem weite ren kleineren See ve rbunden ist. Bei niedrigem v\lassersta nd e konnte ma n noch vo r wenigen J ahren zu dem rü ckwä rtigen See mit einer Plä tte gelange n. H eu te ist de r Zugang zu den R öthelseen gesper r t. Seen des inneren Salzkammergutes Zwe i Seen haben es vorgezoge n, nicht in Gesellsc haft aufz ut reten und keine G ruppe mit a nderen Seen zu bilden . Es sind d ies der Nussensee und der Sommersbergsee. Beiden gemeinsam ist die Nähe oder - we nn ma n will - di e Entfernung von einem d er großen Kurorte, in dem e inen Fa ll von Bad I schl , in dem anderen vo n Bad Aussee . Der Nu sse n see kann heute bequem mit dem Kraftwagen er- reich t we rden, noch vor einem ha lben J a hrhundert wa r er d as Endziel e ine r „Pa rti e", und we ite re 50 J a hre fr üher konnte e r in d er E insamke it prac h tvoller v\lälder am Fuß des H a inzen vo n seiner Entdeckung trä umen. Eine We ide m i t einer heute noch u nve rsehr t er halte nen Almhü tte und e in romantischer Einkehr- gastho f im S tile der J agdhäuser aus der K a iser-F ranz-Josef-Zei t stören di e Idylle kaum, wenn man sich d em See ni cht gerade in den durchlä rmten Badetage n der H ochsaison näher t. - Nur wenige Mensc hen kommen auf den „Gawa ntzer-Stein " , der das volle Geheimnis der Schönheit des Nussensees hüte t. V on diesem Felsen aus, der unmittelbar zum See abfä ll t, entrollt sich das ganze Pa norama d es K a tergebirges, dessen Umri sse einer Girla nde gleich, die a n unsichtbaren H afte n aufge hängt ist, auf- und ni eder- schwingen, sich schließlich in bestürze nde r U nmittelba rke it zum Gebirgsstock des adlerköpfige n R e t te nkoge ls erheben, um d ann sanft und fast mela ncholisch in den Lausc heohren d es do ppel- gipfeligen Spa rbe rs zu ve rklinge n. Der Nussensee empfäng t se in Licht vom Os ten wie vom Wes ten, a ber we iter ist er dem Abend zu geö ffne t, dessen Segnunge n er kennt bis in di e le tzten Schauer hinein. Wer dem S ommer sber gsee vom T e ichwirt oder von der Wasnerin zustrebt, tut es meist in der Absi cht, Erquickung in seinen schwarz braunen Fluten zu finden. Da nn ist es zunächst heiß und die Bremsen stechen, mag auch sein, da ß hochsommer- l iches Gewölk drohend am Himmel steht. Da achtet ma n der großen La ndsc haft kaum, di e hier mit e iner ungeme in ausladenden Geste a ll es offenba r t, was d as Salzkammergut bietet : den Dac h- stein mi t dem H a llstätter Gletscher , in unm ittelba rer ähe den Rückbli ck au f das T ote Gebirge, d ie Tri sse lwa nd mit dem Alt- a usseer See und d as Parkl a nd d:izwischen mit den kleinen Ge- hölzen, Ahorngruppen und Buchenha inen. Die Berge aber , zu denen unse r l\foorsee aufbli ckt, sind der Sa rstein und der Sa nd- ling - der Sa rstein vor a llem , der ihm am nächst en steht. Ein freundlicher, üppig grüner Wiesenpla n ist der freundli che R a hmen des Sommersbergsees, der, se iner Farbe nach zu schließen, a us moorigen Gr ünden entstanden is t, di e ihre wohl- tätige v\l irkung heute noch bezeugen. Berühmte Gäste des Aus- seerlandes ha ben diesen herrli chen Badesee aufgesuch t, se in g rößter Li ebhaber war wohl W ilhelm K ienzl, de r Schöpfer des ,, Evange limanns" . Die Seen des Toten Gebirges Die unge heure Ste inklippe des T oten Ge birges, di e sich mit mehr a ls dreihundertta usend Geviertme te r zwischen der Einmündung der I schl in die Traun und dem Sa lzs te ig ausdehnt, säumen auch bedeutendere Seen, unter denen d as „Ste irisc he Meer", der Grundlsee, am größten ist . Nimm t man aber a ls Ri chtschnur der Erschließung d ie Zufahr tsmögli chke it mi t d em K raftfa hrzeug, so bleiben u nte r den größeren Talseen nur der Altaussee r See u nd de r Almsee übrig. Offensee und Toplitzsee ve rschonen e instwei len noch Naturverständnis und J agdin te resse vor dem Motorenl ä rm und j ener Betri ebsamkei t, der der Erholungssuchen- de in den Bergen j a entrinnen will. Trotzdem können wir sie ka um noch zu den U nbeka nnten zählen. Dagegen kennen oder wi ssen selbst nur wenige, da ß der Alt aus- see r See und der T oplitzsee Tra bantenseen bes itzen, j ener in se inem innerst en Winkel, in der Bucht, die sich von der Seewiese zwischen Trisselwa nd und Weißer ·vvand gegen den T a labschluß hineinz ieht, den winz ige n O s t e r see, (auch Trisselsee genannt) di eser j edoch , der T opli tzsee, durch einen künstli chen Durch- st ich mi t ihm verbu nden, den K ammersee. K ein Liebha ber der Eigen tümlichkeiten und besonderen Schön- he iten des Salzkammergutes soll te versäumen, di esen K ammersee kennenzulernen. l ur zu Schiff ka nn er erreicht werden. Man besteigt am Westufer d es T o pli tzsees, wo einstma ls Prinz J ohann seine Anna Plochl d as e rst ema l erblickte, eine Plätte oder ein Ruderboo t und lä ßt sich nun, der Betrachtung di eses in seiner Ursprünglichkeit un- ve rsehrten Zusammenspieles von Fels, Wa ld und sc hwar zgrüner Flut hingegeben, a n den Wänden vorübergleiten, vo n denen mäc ht ige \i\lasserfä lle wild in den See hereintosen, a tme t den unve rgleichlichen Duft des v\Taldes, der sich hier mit der Gebirgsluft ve rmisch t, d ie von den Wasserfällen aus den H öhen hera bgesoge n wi rd , sieh t oft noch im Juni di e üppig goldenen Dolden der Bergau rike l von den Felsen leuchten, d ie nach der Sc hneeschmelze vom bl ühenden J age rblu t rot gesprenkel t er- scheinen . Nac h fas t dreivier te lstü ndiger Ruderfa hr t mac ht ma n a m See nde fes t und ge la ng t von hier auf einem kurzen Felsensteig zum K a mme r see. Wa nderer, hier ha lte still! Vielleicht hast du dir noch ein Gefühl für d as Erlebnis letz ter Dinge bewa hrt, die auch an d en Geheim- nissen dieser Erde haften können . Du stehst hier i n d em innersten Winkel, in der H erzkammer des Salzkammergutes . Fast ist dir zu Mute, als befändes t du dich in einer Grotte, so umschlossen bist du, so na h sind die Mauern des Felszirkus, die dich umgeben . Trotzdem bleiben Luft und Spielraum für eine Kulisse prächtigen Bergwaldes, der, im H erbst zuma l, mit leuchtenden Farben bis zu der Höhe hinau fz ieht, vo n der a ls dünner Strahl di e Schlag- ader der La ndsc ha ft: , di e Traun, entspring t. Ri esige Bl öcke lage rn wildgeformt im K a r und das bis auf den Grund durch- sichtige aquama rinblaue Wasser des Sees umspült sie. Be tritt ma n den K ammersee wie durch ein Tor, so nimmt ma n die Öd see n am Nordfuß des T oten Gebirges meist aus der Höhe wa hr, sei es, d aß man vom Gro ßen Priel durch die H etzau in di e H abern a u absteig t, oder da ß man, vom Steyrling tal herkommend, den „Ring" erklommen hat, der wie e ine K a nzel direkt über di esem Wa ldge heimnis erri chte t is t. Es sind buchtenreiche Wasse rspiegel , di e aus dem urigen Hochwa ld wie scheue H och- wildaugen heraufblicken : der Gro ße u nd der Kl eine Ödsee und ein e twas tiefer gelegenes namenloses Gewässe r. Fas t scheint es, a ls wä ren di ese U fer nie betre ten worden und die heimlichen Winkel, di e stillen Buchten, die kleinen Felsen- inseln dieser seltsam blaugrünen Wa ldseen erhöhen deµ Eindruck ihrer U nberührtheit. Hi er würde ma n sich wirklich ni cht wundern, wenn am grüngoldenen Sommermittag das Einhorn mit der Jungfrau zwi schen den Bäumen erschiene, für einen Auge nblick nur - denn hier ist d as Märchen v\Tahr heit geworden. Aber ni cht nur das Märchen. Di e Ba llade de r La ndscha ft, d as H eroisc he, Gewaltige, die ra uhe Sp rac he de r Wirklichkeit wohn t hier un- mi ttel bar neben dem T ra um der ve rsponnenen R omanze . Gerade dem, der vom „Ring" a us di e Ö dseen betrachtet, offenbar t sich di e ganze Wucht der West fl a nke des Großen P riel, di e den be- ze ichnenden Namen „Fleischbank" führt , der Nordabstürze d es Schernberges, des zerri ssenen Büchsenkares unter den gnaden- losen Mauern des Schneeta les und H etzaukogels. Wenn vom frühen H erbst bis spä t in das F rühj ahr hinein der zerschrundete Fels von Schnee bändern durchzogen is t, wird das Drohende dieser v\lä nde, die vom Spiegel der Ödseen bis zum Großen Priel na hezu zweitausend Meter H öhenunte rschied aufwe isen, noch verstärkt. Bi lder Sei te 8/ 9: Bl ick in d ie Seenwe lt des Toten Geb irges: 1. De r Dre i b rüd e rsee mit Bli ck gegen Lawinenstein / 2. Elmsee mi t Püh ringe rhü tte und To tgschi rr / 3. Aug stsee be i de r Lose rhütt e / 4. Vo rd e re r Lohngangsee am Weg zur Pühringe rhü tte (Fo tos Ras tl ) 7

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