(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958
nochmals darauf hingewiesen, -daß da,s Pro- dukt des Anba,ues „a.usschl ieß1ich an die Landschaft" abzu liefern sei. Joseph II. beendete den noch n ich t z-ur Zu- friedernheit des Staates sowie der Produzen- ten iund Konsumenten funktioni erenden Sta- tus, insbesonder,e ,nachdem er sich auf der Reise nach Frankreich über zeugen konnte, daß dieses .g le,iche System a uch dort nur „schmarotzerihaf ten Prakti ken Tür und Tor öffinete ". lm Patent vom 1. Februar 1765 wurde die Er richtiung des staatlichen Monopols Wirk- lichkeit. Der Einfluß der Staatsverwaltung auf die Geschäftsführung der Generalpächter is t bereits sehr groß. Der letzte Tabakpacht- kontrakt w urd e am 4. September 1773 auf zehnjährige Dauer abgeschlossen. Der staat- liche Antei l an der Geschäftsgebarung u nd am Gewinn vier.mehrte sich b ei jedem Ab- schlu ß erheblich, und dadurch wurde di e Kontrolle gefes t igt. Am 8. Mai 1784 w urde der T a,ba kanbau zur Gärnze verstaaclicht. De r Anbau verbleibe noch in den Landen ob und •unter der Enns sowie in Böhmen. D ie deutlich e Bevor.zugung des un1ga rischen und ga l izischen Anbaiues geht jedoch immer mehr auf Kosten des inner- öster re ichischen. In Böhmen wurde mit Dekret vom 7. Mär,z 1806 der fel-dmäß iige Tabak- anbau endgültig eingestellt. Obwohl keine di rekten Unterlagen vo11liegen, kann ange- nommen we rden, daß auch der Anbau in Nieder- u llld Oberösterreich zu di esem Zeit- purnkt sei n Ende fand . Alle Tabaksaaten mußten bis zum 1. Jänner 1807 „vertilgt" se in. Nur in T.irol und Vorarlberg wi rd mit Kundmachung f ür die österreich ischen Lande am 19. April 1831 der Anbau geregelt un d res tringiert, also abgegrenzt. Noch 1834 we r- den fü r Frastanz in Vorarlberg die Ab- nahmeprei se für Rauchtabakblätter fes t- ge legt . Diese Tabake w urden in Schwaz in T,irol verar;beitet. Nach Einführung des Mo- nopol s in U111garn im Jahre 1850 stirbt jedoch auch der Voranlbenger T abaka nbau aus. Es v,erblieb nur mehr der Anbau in Tirol. Die Gesetze, di e .für die verbliebenen Anbau- gebiete, speziell für Ungarn und Galizien, ausgear be.itet wurde n, waren sowohl tech- n i·sch al s a uch wi rtschaftlich ,un,d organisato- risch hervorr-agen d und mustergültig für ga nz Eur-opa . D re ihunder t Jahre spä te r haben ähnl iche Ursachen wie nach dem D reißig jährigen Krieg den Tabakan1bau in Haus,gärnen und Krautäckern jn Oberösrerreich wie der a uf- leben lasse n. Besondere Maßnahmen der Tabakreg ie, d er stei1gende Wohlstand und die Möglichkeit , Tabakfabri.kat e regelmäßig zu erhalcen, ohne .dabei Gefahr zu laufen, wie dies beim un,k•undi.gen Eig;enbau mög.Jich war, an schweren Verg,iftu.ngserscheim.mgen zu le iden , bereiteten di esem wi lden Anbau bald ein Ende. Übrigblieb ein schrittweise entwicke lter und von der Tabak regie fach- lich ge leite ter Anbau , der ·heuue in Ober- ös te rreich ei ne Ausdehn,un.g von zi rka 75 ha erre iche hat. Meist mittlere und kleinere Anpflanzung von Zigarettentabak au f dem Dreihannschen Landgut in. Aschach a. d. D. Unten : Tabak-Trocken- scheune, Dreiha.nn- H arrachsche Gtttsverwaltung Aschach a. d. D. landwi rtschaf tl iche Betriebe betreiben ,den Anbau von Zigarrentaba.ken, und es haben vor allem Volks-deutsche a.l s Arubauparmer oder Tabakarbeiter dazu wesentl ich bei- ge tragen, daß d er ihnen von der Heimat her bekannte Tabakanbau thier in Oberösterreich Fuß fa ssen konnte. Im Osten und Südosten Osterreichs wurd e bereius vor zwanzig Jahren der Tabakanba,u wieder aufgenommen, die Ve redl ung der Tabake bi s z u ihrem fabrika- tionsferti,gen Zustand vo n eine r bäuer lichen T abakverwertun,gsgenossenschaf t betrieb en. Nach ,dem Kriege w,ur,de die Genossenschaft vo n dem w iedererrichteten Tabakmonopol übernommen und di e Austria-Tabakei nlöse- und -Fermen tatio nsgesell schaft, Ges. m. b. H ., gegrün de t, die di e vo n den Tabakpflanz,ern abzuliefernde Ware fermentiert, sortiert und abpackt . fo Linz be·si t zt di ese Ges-ell-s chafc ei ne Niederlassung, die mit ihren Einrichtun- gen zu den modernsten in Europ a zä hlt. D ie Tabakanbaugebiete in Oberösterreich um- fassen vor all em die Landschaften um Efer- di ng, Aschach ,und da s auf der anderen Ufer- sei te der Donau ge legene Gebiet von Feld- kirchen, wei terhin ,die Landschaften um Wels und Grieskirchen . H ier konnten sicherlich schon vie le Oberösterreicher ,des öfteren die schönen Beständ e des heimischen Zigarren- tabakanbaues b ewundern. Heute ist es auch erwiesen, daß -die Qualität d ieser Tabake ein e seh r g ute ist. D ie gesamte lan,dw irtschaft- li che Betreuun g und ,di e Beratung der Tabak- pflanzer l ieg t in Händen der staatlichen übernahme.g·ese ll schaft. Der Pflanzer ,erhält wie in „alten Zeiten" eine Anbaulizenz auf die D a·uer eines Jahre-s. Die Preise werde n zusammen mit von ihm gewäihlten Vertretern und ,dem Min.isteril\.lJ111 fesngdegt und bekannt- ge-geben, b evor er noch ei n Samenkorn aius - gesä t !ha t. Die A bnahme ist ihm außerdem garantiert. Allen Pflanzern steht auch noch währe nd der Anbauperiode die Vergünsti- gung von zi nsenl osen Vo11schü ssen offen, die ihm die Bezah lun,g von Arbeicem und H el- 69
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