(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

ALOIS MITTERHAUSER J 0 s E F F u X UND DIE ZITHER Am 8. März 1888 war es, daß dem Ehepaar Fux zu Aschach a . d. Donau ein Söhnchen geboren wurde. Da ihn schon als Säugling ein außergewöhnlich großer Schädel zierte, war anzunehmen, daß aus dem kleinen Pepperl auch einmal was Rechtes werden müßte. Zu den Schuldisziplinen, die es aufzunehmen galt, gesellte sich ab eiern neunten Lebens- jahr die Zither, die Harfe des alpenlän- dischen Volkstums , wie si e Peter Rosegger benennt, die Fux neben seiner späteren Be- tätigung a ls Volksschulleh rer zu seiner be- sonderen Lebensaufgabe erhob. Seine Schwester Marie war es, die ihm die Elementarbegriffe zu seinem späteren musi- kalischen Eigenschaffen vermittelte, aber es war in den ersten Jahren der Lernfortgang nicht g rößer als bei sonstigen Musikschülern seines Alters, weil er doch immer mit dabei sein mußte, Bubenstreiche aller Art auszu- hecken und auszuführen. Als Fux aber zu begreifen begann, daß eine gleichalt rige Schülerin ihn in zitheristischem Können überflügelt hatte, überkam ihn der Ehrgeiz. Es schwor sich nun der bereits dre izehnjährige Pepperl, binnen kürzester Zeit unter Beweis stellen zu wollen, daß er mehr konnte als J ulchen, und es entstand in diesem Zusammenhang damals auch die erste Komposition für zwei Zithern mit eiern Titel : ,,Als ich dein Herz erkannte" . Wie- wohl nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, kam es ungewollt zur Drucklegung dieses Erstlingswerkes kompositorischer Betätigung durch den Musikalienverlag Ludwig Litzl- bauer in Linz und dies dadurch, daß Frau Litzlbauer beim Noten kaufenden Bürger- schüler Fux in einer Mappe, die er bei sich hatte, einige Manuskripte entdeckte, die sie sich leihweise erbat, um sie ihrem Manne zu ze igen, der sie kurzerhand einer Druck- legung zuführte. Das wäre aber dem nachmaligen Lehramts- kandidaten Josef Fux bald zum Verhängnis geworde n. Der Herr Direktor der Lehrer- bildungsanstalt sah nämlich in der Auslage der schon erwähnten Musikalienhandlung die gegenständliche Komposition prangen, und da der nicht alltägliche Name Fux ihm auffie l, ging er der Sache nach, wobei tat- sächli ch der Lehramtszögling Fux a ls Autor dieser Tonschöpfung überführt werden konnte . Lediglich dem Umstande, daß Fux Vorzugsschüler war, der sich die Kosten seines Studiums selbst erarbeiten mußte, dürfte es zuzuschreiben gewesen sein, daß er mit einem scharfen Verweis davonkam. In der Folgeze it war es der Klassenvorstand, Schulrat Ritter vo n Feder, übrigens der damalige Leiter des 189 1 ins Leben geru- fenen Zithervereines„Harmonie" in Linz, der auf den jungen Musikus aufmerksam wurde und ihn dann auch in jede r Beziehung förderte. Noch eine Episode aus der Lehrer- bildungsanstalt se i erwähnt. Es befand sich zusammen mit Fux noch ein zwe iter, erfolg- versprechender Musikus als Mitschüler in der Klasse. Beide waren sichtlich bemüht, sich auch äuße rlich als angehende Künstler zu dokumentieren. Neben den Samtröcken und den breitkrempigen Künstlerhüten waren es noch viel mehr die „Künstler- mähnen", die ihr größter Stolz waren, bis, ja bis eines Tages der Schulwart vermeldete, es müßten beide gemeinsam sich in der Direktionskanzlei melden. Daselbst gab es dann eine Moralpredigt, wie sie ärger kaum hätte ausfallen können. Abschließend gab der gestrenge Herr Direktor j edem der bei- den eine Krone und befahl ihnen , sich die Haare schneiden zu lassen und sich T ags dar- auf bei ihmzu melden.Nur schweren Herzens entschloß sich Fux, den Befehl zu befolgen. Der andere aber erschien wiederum mit einer Haarmähne beim Herrn Direktor, die kaum einen Zentimeter Verkürzung erfahren ha tte, was natürlich e in dement- sprechendes Donnerwetter aus löste. Mit keiner Wimper zuckend, erklärte aber der junge Künstler, bei dem es sich übrigens um den dann so populär gewordenen Operetten- komponisten August Pepöck handelte: „Bitte, Herr Direktor, um eine Krone hat mir der Friseur nicht mehr weggeschnitten! " Das ging dem Herrn Direktor gegen se ine Rechnung und e inen Lachkrampf unter- drückend, mußte er sich geschlagen geben. Fux, der mit Auszeichnung maturierte, wirkte a ls Lehrer in Gunskirchen und Pernau bei \ 1 \Tels sowie an der Knaben- volksschule in \ ,Vels-Neustadt, an der ihm schließl ich die Leitung üb ertragen und auch der Ti tel als Direktor ve rliehen wurde . Wie- wohl Fux mit Leib und Seele Pädagoge war, widmete er seine Fre ize it fast auschließlich der Musik, und zwar vorwiegend der Zither, deren Förderung und H ebung ihm so sehr ans Herz gewachsen war. Als musikalischer Leiter des schon erwähnten Zithervereines „Harmonie", welche Stelle er von l 909 bis zu se inem am 14. September 1955 erfolgten Ableben, also durch 46 Jahre, ausübte, ward ihm hinreichend Gelegenheit zuteil, die Z ither von Erfolg zu Erfolg zu führen und ihr immer wieder neue Freunde zu ge- winnen, wobei ihm sehr zustatten kam, daß er selbst eigenschöpferisch so erfolgreich tätig war. Der Musikschriftsteller Hofrat A. Soltys nahm schon im J ah1·e 1926 Veranlassung, in der damaligen \ ,Viener Zitherzeitung e inen Artikel mit dem Titel: ,,Der Fort- schritt und Meister J osef Fux in \I\Te]s" zu veröffentlichen, d er nac h einer Besprechung verschiedener Kompositionen (Sonate in D-Dur, Entsagung, Fes tmarsch I, Flatternde Falter und Wenn man sich heimlich trifft) mit dem Hinweis darauf schloß, ,,daß Fux weiß, was er will, und das, was er will , auch zu sagen verstehe, ohne da ß sich die Pointe erst aus e inem dämmer igen Labyrinth vo n Tönen zum Lichte emporarbeiten müßte ; er verste ht sich also, ve rstä ndlich zu machen, und se ine Sprache ist Seele, Herz und Ge- müt, spricht aber in korrektem Stile und vermeidet banale , auf Momenteffekte ab- z ielende vVendungen, a ll di es im Sinne des Fortschritts, er ist daher unser Mann, auf den wir große Hoffnungen zu setzen berec h- tigt sind, weshalb seine \I\Terke a llen Fort- schrittlern und fortschrittlich gesinnten Z ithervereinigungen wärmstens empfohlen sein 1nögen !" Diese Ausführungen sind um so b emerkens- werter, a ls die gegenständliche Publikation fast dre ißig Jahre zurückli egt und aus eine r Zeit stammt, da Fux noch lange nicht in der Vollkraft seines Scha ffens stand. Be i 200 Kompositionen sind es, die Fux als musi- 63

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