(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Aus dem zähen Holz d er Esche od er Eibe spaltete er mannshoche Bogenhölzer. Große Schüsseln, T eller, Schöpfer sowie Worfel- schüsseln schni tz te und glät tete er zu seltener Schönheit. Gleich wertvolle Arbeiten schuf er a ls Hornschnitzer. Schätzend wog er das schwere Hirschgeweih in seinen H ä nden, das ihm Aki übergab, und zählte vieles a uf, was er daraus herstellen könnte. Es waren vo r allem Feldhacken, Meißel, Ahlen, 1 adeln, H echelzähne, H a rpunen und An- geln , die er a nfertig te . Aber auch Messer- und Beilfassungen sowie K esselzangen ent- sta nden unter seinen geschickten H änden . Zur Steinbearbeit ung bediente e r sich ei- gener Maschinen. Mit der Steinsäge zer- sägt e er Steinplatten in fl ac he R echteck- und Trapezstücke. Auf einer Schleifstein- platte schliff er di e Flachbeile zu und mac hte ihnen scha rfe Schneiden. Di cke H ämmer und St re itäxte durchbohrte er mit einem Steinbohrer. Als Bohreinsa tz verwen- de te er e in St ück hohles H olunclerholz, dessen Reibfl äche er durch Qua rzsa ncl ver- sc hä rfte. Mit Hilfe eines Bogens , dessen Sehne er um den Bohrer schla ng und den er hin und her zog, ve rsetzte er den Bohre r in rasche Umdrehungen und bohrte so mit wenig Kraftaufwa nd j eden Stein auf beiden Seiten bis zur Mitte. Besonders feine Arbeit verla ngte das Absplittern der scharfen R än- der an Pfeil und Lanzenspitzen sowie an Messern und mondförmigen Sicheln aus Feuerstein. Auf ähnliche Weise stellte er a uch Klingen und Bohrer aus Hornst ein he r. Aki bewunderte Stigos Arbeiten und spa rte nicht mi t Lob und Anerkennung. Er tausc hte für das schöne Gewe ih einen drei- teili gen K esselring, mehre re Feldhacken sowi e Ahlen , Nad eln und Angeln e in. Das letzt e H a us des Dorfes wa r das des Fischers Leika n. Schon von außen war es durch die aufgehä ng ten, weitmaschigen Net - ze a ls Fischerha us erkenntlich. Auch große, aus \!\Teiden gefl och tene Fischreusen , die in der Ante des H auses lehnten, ze igte n Leikans 60 Arbeit an. Neben der Fischerei, die Leikan leitet e, bewachte er mit se inen Mä nnern noch das Seet or. Auch hier bestieg Aki mi t dem Fischer den v\Tachtturm über dem See- tore. Nach innen hatten sie di e Seesei te der H äuser und den H afen mit seinen An- legestellen für die Einbäume vor sich. Innen vor dem Seetore wehrte eine im Linksbogen angelegte Innenpalisade einem überraschend eingedrungenen Feind im le tzten Augenblick den Angriff nach zwe i Seiten ab . Nach außen sahen di e beiden Männer über das offene Seebecken bis zu den am gegenüberliegenden Ufer sich hin- ziehenden dre i großen Dörfern, von denen das am weitesten rechts befindli che von der großen Schilfinsel na he beim Ausfluß des Sees ha lb verdeckt wu rde. J e eine kleinere Ansiedlung am dies- und j enseitigen U fer des Sees schlossen das Bild zur Linken . Der letzte Gang führte Aki und Leika n zu den Stä llen . Si e umschritten den \ i\Tehrgang, ginge n über die la nge Landbrücke und ve r- folgt en den ausgetretenen Pfad durch den Erlenwalcl, bis sie zule tzt auf das höher liegende Acker - und \,Viesenla nd kamen. Hier wa r d as R eich H agis, des Hirten. Er hatte die Besucher schon kommen gesehen und kam ihnen über di e \Niesen entgegen. Er führte sie a n den R a nd der Wiesen zu den Ställen. Das wa ren fes te, niedrige Hütten mit Strohdächern . Alle Koben wa ren leer, denn di e Rinder weideten auf den Wiesen und Schweine und Pferde tum- melten sich in den Laufställen. U nter e inem hohen , o ffenen Flugelache arbeiteten vier Männer an einem neuen Einba um. Das fast fert ige, sieben Schritte lange Boot lag a ufgebockt auf zwei st a rken H olzböcken . Die Männer hatten sc hon vo r Wochen einen la nge ausgesuchten und ge fällten Ei chen- stamm e ingeholt. Auf starken Balken ha tten sie den schweren Stamm auf di e Böcke gerollt. In la nger Arbeit hatten sie dann d as obere Drittel des Stammes abgespa lten . Von den Se iten hatte n sie nur sov iel ent - fernt, da ß ein leichter Ki elbogen entstand und daß die Spitzen vorne u nd hinten leicht aufwä rts verliefen. Da nn hatten sie t age la ng kleine Feuer a uf den Rumpf geset zt, so da ß er la ngsam nach innen hohl brannte . Zu- let zt hatten sie alle verkohlten T eile mit den Beilen herausgeschlagen und auch die Innenwa nd mit vielen kleinen Schläge n geglättet. Das H eck wa r d abei nicht a us- gehohlt, sondern in einen Sitz ve rwandelt worden. Auc h die Ruder selbst befanden sich noch in Arbeit . Aki und Leikan bes ich- tigten d as Boo t vo n allen Seiten. Aki stellte mit Freuden fes t, da ß es nicht nur ein schönes, sondern a uch ein t üchtiges Boot geworden wa r, d as gut auf d em Wasse r liegen und es leicht und schnell durch- schneiden würde . Er spa rte auch hi er ni cht mit Lob und Anerkennung. Alle freute n sich a uf die baldige Pro befahrt und auf den Zuwachs ihrer kle inen F ischerflotte . Unterdessen wa r es Abend geworden. Rin- der und Scha fe füllt en wieder Stä lle und Pferche. Von a llen Seiten kehrten auch di e Männer , F rauen und Kinder des Dorfes heim. Alles sammelte sich auf d en Vo r- plä tze n, Stegen und Gängen . Ü bera ll be- gann ein \,\Taschen und K ochen, ein Plau - dern und Lachen. Aus den Giebelluken kräuselten blaue Rauchsäulen und sti egen schnurgerade in die H öhe. Aus den offenen Küchen duftet e es nach Hirschbraten und frisch gebackenen Broten. Bald wurde es still, weil sich a lles gütli ch t a t an den köst- lichen Künsten der Küche . Zuerst wurden die Kinder abberufen, di e jungen Mä nner und Mädchen sa ßen noch be isammen und sange n ein Lied. Da neigte sich die Sonne zum U ntergange . Himmel und \i\To lken färbten sich glutrot . Plötz lich überzog sich das ganze Seebecken mit einem rote n Schimmern und Funkeln. Zuletzt tauchte auch das Dorf mit se inen Dächern und Pfählen ein in die rote Glut . Leise schlugen di e Wellen a n di e Pali sade. Nun ginge n di e letz ten zur Ruhe.

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