(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Schwarzbäche im Gegensatz zu den noch zahlre icheren vVeissen- bäc hen , nicht nur der Farbe, so ndern auch der Empfindung nac h etwas Dunkles und Zauberhaftes. We r des Sees habhaft werden will , wandere a n se inem Nordufer unter dem bizarren Grabner- seppenkopf über Halden, durch Erlenge büsch und Mischwald, im- me r den See zu Füßen an sein \!\Tes tufer, wo er sich am eigenwilli g- sten da rbi e tet. Auf dieser Wa nderung öffnen sich di e Bl icke nac h Süden zum Rettenkogel und Gamsfeld, prallen sie auf die un- mittelba r aufstrebende Vormauer und den Schafberg. Zum \i\lest- ufer wa nde rnd, kann man auch das e indrucksvolle Schauspiel der Ve rfärbung des Sees beobachten. Hi er ist er an bla nken H erbst- tagen bisweilen wirkli ch blauschwa rz, schwarz vom \ I\Tasser a us und blau in d en Himmelsreflexen der kleinen \ I\Tellchen . In das vö llig unverdorbene Wes tufer münde t der braunschwarze Moos- bach, der aufder \!Vassersc heide zum Attersee, oberhalb der Burgau- klamm entspringt. In dieses Eldorado von Almen und J agdhütten erfolgte erst unlä ngst ein gewisser Einbruch durch Sta rkstromlei- tung und Traktorstraße, auf der vom wiederentdeckten Steinbruch der Sa lzburger Erzbischöfe der wunderbare schwarz, rot, weiß und gelb gefl eckte Schwarzenseer Marmor geliefer t wird. Vom \i\Tes t- encle öffne t sich de r Blick aber nicht nur in das „Moos" im Hinter - grund, sondern man überblickt vo n hi er auch den schwermütigen und doch einladenden See, a ls läge er im Schoß der sagenumwo- benen Zimnitz, di e ihren große n Waldman tel bis an sein Gestade hina us breitet . Gewissermaßen eine ve rkleinerte Ausgabe des Schwarzensees ist der M ü n i eh see . Einjagender Mönch vom Stifte Mondsee, dessen Besitz e r seit dem 8. J ahrhundert zugehörte, mochte ihn erstmals entdeckt und se inen Fischger in se ine Fluten geschleudert haben. Gut 500 Meter höher als der Schwarzensee, 1262 m über eiern Mee resspiegel, lieg t er in der Fla nke des „T eufelsabbisses", der sich gleichsam sein Mütchen im Trog d es Waldsees kühlt. Dieser land- sc ha ftlich großart ig gelegene Mönchsee zählt zu den Einsamen. ur an einem Punkt seines U fers kreuzen sich zwei J äge rsteige, vo n denen der eine zum Teufelsabbiß weiterführt. Unmittelbar unter d em Gipfel liegt in einer \!\Tanne der Mitt e rs ee oder Grün- see. Durch ihn hindurch führt di e G renze zwischen Oberösterreich und Sa lzburg. Er ist halb so groß wi e der noch recht ansehnli che Münichsee. Vom Kamm des Schafbergs bietet er sich als ausgespro- chener Trogsee dar. Noc h einma l um die H älfte kleiner ist, im riesigen Kar unter den Steilabstürze n des Schafbergs gelegen, der nach einer heu te ver- fa llenen Alm im Volksmund „Sueßen-See" (sprich Suaßn-See) gena nnte Tümpel, d er in den K a rten bisweilen a ls Hintersee, Steinsee oder Kröllensee (wahrscheinlich Geröllsee) bezeichnet wird. Es ist so, als hätte ein großer Beschwörer die \,Vilclnis einst mit se inem \ ,Veihwasserwedel bespreng t. Der sc hwerste und größte Tropfen fiel als Schwarzensee nieder . Der nächste, kleinere wa r der Münichsee, ihm folgte der Niittersee, bis der Sueßen-See a ls le tz tes und kleinstes Tröpfchen im T eufelska r ve rschluckt wurde. Dieses Gesprenge macht die See n des Schafbergs j edoch nicht vollständig. Wenn man sich vom Mondsee weg dem Scharflinge r- be rg zuwendet, j ener Pa ßstraße, di e den Schafberg von Eibenberg und Drachenwa nd im \!\Testen trenn t, kommt man am schwarz - clunklen, schilfbes ta ndenen Ege l see vorbei, einer Lagune des Tvfondsees gleichsam, j edoc h ohne direkten Zusammenhang mit ihm. Und j enseits des Passes, wo sich die Straße vo n der Scheitel- höhe hernieclerzusenken beginnt, grüßt der Krottensee oder Ba tze nsee herauf. Im Spätsommer blüht die weiße und die ge lbe Seerose über seinen unheimlichen Ti efe n, in denen sich der Schaf- bergg ipfel spiegelt. Es ist ein Pl a tz, den Natur und Geschichte ausgeze ichne t haben . Alt- und Neuhüttenstein, das a lte PAegger icht der Salzburger Erzbischöfe und d as romantische Schloß aus der Zeit Ludwig II. grüßen das Ufer, an dem e ine alte Mautstation und Fuhrmannsei nkehr, das „Ba tze nhäusl", vVache hält. Schon ge hört es der Vergangenheit an, d a ß hier das schnaufende Sa lz- kammerg~ tbähnlein in den „ScharAinge r Tunnel" hineinfuhr ode r, mit schrillem Pfiff sich ankündigend, aus ihm hervorpruste te. Der verschwiege nste und unbekannteste See im R eiche des Schaf- bergs abe r ist wohl der Hall esw i essee . Er liegt a n einem in a lter Ze it viel begangenen, heute so gut wi e unbetretenen Jochpfad zwi schen dem I schlta l und dem Attergau, der di e Orte Rußbac h 4 und \ ,Veißenbac h am Attersee ve rband. Will ma n ihn aufsuchen, tut man gut daran, nicht o-erade den Hochsomme r zu wählen, denn es ka nn vo rkommen, d aß e r in der trockenen Jahreszeit ganz ver- schwinde t. Im Frühjahr j edoch überrascht er uns durch den Zauber seiner Verborgenhe it und schier jungfr ä ulichen U nbe- rühi·theit se iner ständig schwankenden Ufer. S ie säumen einen abflußlosen Trog, auf dessen versumpften Boden sich zwei Almen a ngesiedelt haben, di e vordere und hinte re H a lleswiesa lm. Sie werden heute nicht mehr befahren. Nach a lten Karten ha ben ihnen ei nstmals auch zwe i Seen entsprochen . Der 11\leg führt am rechten Ufer entlang, das noc h im Mai von buschhohem, betörend duftendem Se idelbast umblüht wird. Spä ter mag ma n sich das rotgescheckte Pinzgauer Vi eh im Lat tichgewirr seines Ufers denken, über das der R auch der Almhütten hinzog. Der H erbst sieht d as zur Tränke wechselnde R otwild und nur da nn und wa nn einen Holzknecht, ei nen J äger oder Vogelfänger. Im \!Vinter ve rsammeln sich im Tal der H a lleswies di e vertriebenen Geister, denn keinen abgelegeneren und menschenverlasseneren Ort könnten sie zwi- sc hen Zimnitz und Scha fb erg find en. Die Höllengebirgsseen Es sind ihrer zwe i - nähme ma n di e Taferlkla use d azu, sogar drei - , aber nur einer ka nn a ls unbeka nnterer See gelten, der Hint e r e L a ngba th see. Zwar kann ma n auch ihn sc hon mit einem J eep erreichen, aber in der R egel ist der Zugang zu ihm gesperrt, und es führt noch keine Straße an seine Ufer. v\lenn a ls sein Nächst- ve rwandter der Hintere Gosa usee genannt wird, so ist das die höchste Auszeichnung, die ihm zuteil werden kann. Tatsächli ch entrückt uns sein unbewegter, träumender Spiegel in das innerste Bergreich, ,, innerst" ganz im Sinn vo n na h zum Greifen, un- mittelbar, sc hon im H erze n befindlich. Von den senkrecht aufgetürmten Wänden des Hochlecken und d es H ohen Spielberges schi eben sich die Geröllhalden bis zum \ 1 Vasser. Schon ein fa llendes Blatt, ein rieselnder Stein , de r Flug eines Vogels können di e Stille dieses hochfriedlichen Bezirkes erschüttern , so gewaltig und ab- grnndtief ist sie. Das Licht, wenn es am Abend zum letzt en Ma l anbrandet , bricht gestaffelt aus den v\länclen , di e hintereinander- getü rmt die Kuppel des Gebirgshorizontes bilden. Groß ist auc h die Schönheit des Vorderen L a ngbaths ee s mit dem entrollten Panorama des Höllengeb irges, dem urtüm- lichen Hochwald mit den a lten Ahornbäumen, di e seine ti efgrün leuchtenden \Nasser umscha tten. Aber die vVeihe, di e Größe, das H eilige ha t sich in den Bannkre is des oberen, des im hintersten Talschluß liegenden La ngbathsees zurückgezogen. Die Traunsteinseen In dem \,Vinkel zvvischen den Abstürzen des Tra~rnsteins und des Katzensteines birgt sich der La ucl ac h see. Hie r wa r es vielleicht, wo Nikolaus Lenau, der am Traunstein, wie er versicherte, „den schönsten T ag seines Lebens" verbracht hatte, di e Strophen dichtete, die so tre fflich di e Seenstimmung des Sa lzkammerg utes, die Stimmung der kleinen unbeka nnten Geb irgssee n, Z Lim Aus- druck bringen: ,,Die Felsen schroff und wild, Der See, die '\i\laldumnachtung Sind dir ein st illes Bild Tiefsinniger Betrac htung .. ." Tatsächlich löst der Laudac hsee d iese ganze Skal a der Empfin- dungen aus, di e so wohltätig Geist und Seele des Bescha uers gefangenha lten. 1\1a n nähert sich dem Laudac hsee entweder von der Seite d er R amsauer Alm her, durch das Laudachtal, ode r vom J ochamgra ben oder vo n der Scharte, zu der m an über di e Mair-Alm vom Lainaubach aufste igt. Gehört der Laudachsee zum Tourenprogramm j edes Sommergastes, der se ine Ferien am Gestade des Traunsees verb ring t, so dürfen di e R ö th e l see n ganz gewiß zu den U nbekannten gezählt werden. Man nä hert sich ihnen von der Karbachmühle, die, am Ostufer des Traunsees gelege n, bekanntlich nur mit dem Schiff erre ich t werden kann . Von der K arbachmühle aus führt ein Felsens teig am Ufer ent -

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