(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958
guten Autostraße der Ausflügler aus Passau in 1 ¼ bis 1 ½ Stun- d~n den Traunsee oder Attersee erreichen kann. Die geschichtliche Entwicklung der Länder und Städte, mögen wir sie kulturell oder wirtschaftlich sehen, ist von einer zwin- genden Logik getragen. Wo sich einst Menschen mit seheri- schem Auge den Punkt für eine Siedlung wählten, dort beweist die Gegenwart die Notwendigkeit der Konzentration irdischer Bemühungen. Mitten am Flußübergang wurde der Platz fi x iert, die Linie ausgelotet und das Fundament eines ge;s t igen und materiellen Zentrums geschaffen. Man hatte offenbar das Gefühl für das Herz einer Landschaft. Die Entwicklung zur privilegierten Stadt und schließlich zum Kristalli sa tionskern polit ischer, materieller und geistiger Kräfte unserer Zeit hat ihren Tiefenanker in der Verkehrs- lage. Ein Blick auf die Landkarte beweist, daß man mit dieser Stadtgründung tatsächlich den Sinn für das Zentrum eines geographisch abgerundeten Gebietes bewiesen hat. Vöckla- bruck liegt genau in der Mitte zwischen den Landeshaupt- städten Linz und Salzburg. Es ist eingebett,et in einer Fluß- senke zwischen den nördlichen Kalkalpen und dem Hausruck. Hier am Zusammenfluß von Ager und Vöckla fließen auch die Menschen aus Norden, Westen und Süden zusammen, um sich, wie die Wasser dem europäischen Strom, der Donau, dem Zen trum des Landes, Linz, und we iter ,der Metropole Osterreichs, \Vien, zuzuwenden. Hier ist der Sammelpunkt eines großen Bezirkes von reicher wirtschaftlicher Gestaltung. Die Umgebung der Stadt ist von außerordentlich vie lfältiger Natur. UnmitteLbar an die Stadt schmiegen sich wichtige Zentren des Verkehrs und der industriellen Produktion: Attnang-Puchheim, Lenzing und Time.lkam. An .den Aus- gängen nach West bzJW. Ost liegen die bedeutenden Siedlungen Frankenmarkt und Schwanenstadt. Ebene, Hügelland und Voralpen beherbergen ländliche Lebensformen, deren Bogen sich vom Vierkanter Ibis zum Bergbauernhof spannt. In der nördlid1en, reichbewal,deten Mittelgebirgskette, dem Haus- ruck, lebt der v idbesungene Bergmann; di,e Braunkohlenwerke bestimmen nicht nur das wirtschaftliche Leben, sondern auch das ernstere Wesen seiner Bewohner. Der Süden dagegen ·ist heller und einladender. Die Riesenfläche des hellhlauen Atter- sees, di.e sanfte Landschaft des Mondsees und die zwiespältige Einsamkeit des von Schilf umwachsenen Irrsees sind die nati.ir- lichen Gaststätten unseres Landes. Sommer und Sonne, Berge und Wasser, Et,holung und Sport sind die Bilder, die jeder von dort nach Hause trägt." Die Stadt setbst !beherbergt Groß- und Kleinindustrien, zahl- reiche leistungsfähige Kaufhäuser und gepflegte Gaststätten, Sportanlagen und Kinos. Der Kunstfreund findet reid1e Schätze in der gotischen Hallenkirche Maria-Schöndorf, der barocken Dörflkirche an der Vöcklabrücke und im Heimatmuseum mit seinen reichen Pf.ahbbaufunden; die Stadt- bücherei birgt in ihren mehr als 3000 Bänden reichlich Wissen und Unterhaltung. Im Jahre 1957 wurde im Zuge der Renovierung des Unteren Stadtturmes auf der Vorstadtseite ,ein sehr int•eressantes Wappenfries mit burgundischen Wappen aus dem Jahre 1502 aufgefiundeni unter ,dem im 19. Jahrhundert in 01 ausgeführ-
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