(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

DAS RICHARD JAHR DES BILLINGER Hilft Gott, der Herr, den Tieren und führt die Wolke zu den Winden, brauchen wir Menschen nicht verlieren den Mut, daß wir zum Frieden finden, daß uns der Herr die Aussaat segnet, jed' Korn mit seiner Krone schattet, daß es zur Zeit vom Himmel regnet und wieder bald die Wolk' ermattet. 0 geduldig Rasten, Winterwarten, bis der Frühling glimmet in dem Garten! Das Fenster weht der Mondhauch auf. Duft strömt aus jeder Ackerscholle. Am Himmel zeigen alle Sterne den gottgefügten Weltenlauf. Die Osterglocken werden wach. Aus dem Grabe steiget Jesus Christ und alle Toten drängen nach, daß Gott sie nicht im Grab vergißt. Des Bauern Arbeit mühet sehr. Er mißt die Zeit nicht mit der Uhr. Er schreitet hinterm Pfluge her und öffnet Gottes ewige Spur. Hoch schmücket überm Hügelhang die Erd' der goldene Lerchenschlag. Der Küster zieht der Glocke Strang und hebet an ,der Pflüger Tag. Die Glocken laufen übern Rain und waschen alle Lüfte rein vom Blitzgeruch, vom Flüsterwort, sie schrecken alte Götter fort. Die Nacht kommt an mit Mond und Stern. Ein Häher schreit vom Tobel fern. Fledermäuse huschen leise, suchen Trunk und finden Speise. Blüten locken die Bienen an, den Morgen findet früh der Hahn. Es füllt das Laub schon Busch und Strauch. Die Wiesen düngt der Nebelrauch. Die Wiesen schwimmen voller Licht, voller Farb'; wie ohn' Gewicht tanzt der Wind heut' übers Korn, die Rose schützt sich hinterm Dorn, die Kartoffel auch treibt dick ,den Keim, den Duft trägt still die Windsbraut heim. 0 Wiesenhauch, du Pfeil der Luft! Der Sommer steigt aus Veilchengruft und wetzt die goldene Sichel schon, besteigt den höchsten Himmelsthron. Der Schnitter eilt ins Wiesengras und mäht der Blumen Übermaß. Die Schlangenhaut glänzt wo am Weg, der Vogel nistet im Geheg, die Distel blüht im grünen Korn, den Bauer schreckt der Blitze Zorn. Die Nacht, sie öffnet still den Schrein, zeigt aller Sterne Paradies und läßt froh einen Toten ein, der fromm der Erde Haus verließ. Die Nacht bewegt den Himmelsraum. Das Sternlein fällt vom Sternenbaum - so löst sich auch das Herz im Traum vom Herzen, dem es lang gedient und das jäh raubt in Nacht der Wind. Notburga eine Heilige ist, die Magd und Knechte nicht vergißt - BAUERN sie steiget heut ' vom Prunkaltar und eilet zu der Schnitter Schar und sichelt Korn und bündelt's fein, läßt heut ' den Himmel Himmel sein! Das Korn bald auf den Stoppeln liegt und Garbe sich zu Garbe schmiegt, bis sie als „Mandl" prangen weit und loben Zeit und Ewigkeit. Der Weizen kommt zur Scheune auch, die Gerste dann, so wie 's im Brauch, der Hafer hält's am längsten aus im Felde, scheut nicht Wettergraus, und füllet doch die Truh' auch voll, Gott mißt die Er,de Zoll um Zoll und lohnt die Müh und schätzt den Fleiß. Die Höll' nur macht der Hochmut heiß. Das Herz vor jedem Apflein kniet. Gefüllt die Scheuer, gesegnet jed' Haus! Auf leerer Flur ruht die Sonne sich aus. Der Tod blickt aus des Eichstammes Mitte der Bauer bittet seinen Sturm, daß er über die Hügel reite und knicke, was verzehrt vom \~urm. Die roten Backen schenkt der Frucht der Herbst, ,der bald den Nebel sucht. Die Krähe fliegt, das Starvolk schreit, der Kirchturm weit die Glocke leiht. Aus Gärten ragt die Königskerze. Das Dorf durchklingt der Fässerhammer. Hell zum Lob des Ewig-Einen aus der Wolke Sterne schwellen. Aus dem Brunnen, marmorsteinen, laufen alle dunklen Quellen. Der Kirchweih Flöten blasen laut für den Bräutigam und für die Braut, für dich, für mich, für alle Leut', das Herz der Tänzer Gott erfreut. Die Apfelkammer der Engel füllt und alle Düfte des Himmels enthüllt. Die Nüsse bersten aus der Schale, die Birne trägt sich selbst zum Mahle, dem Friedlichen die Welt sich erhellt. Das dürre Blatt vom Aste fällt. Die Wies' wird wund von Huf und Zeh. die Kuh tut schon den Würzlein weh, - der Hüter treibt ,die Herde heim. Der Bauer findet Gott zum Reim, der mit der Egg' und mit dem Pflug dem Acker heilige Wunden schlug, daß das Korn aus frischer Wurzelkraft hebt wieder grünen Lanzenschaft. Der Winter durch das Fenster schaut, das Eis er still im Weiher baut. Den Ofen glüht die Flamme an, reißt aus dem Frost ,den schärfsten Zahn. Der Hofhund bellt, der Dachhahn lärmt des Kirchenturms über Hof und Hau::, Frau Holle schüttet die Flocken aus. Der Bauer ruht. Es wächst die Nacht. Der blinde Tag ist schnell vollbracht. Das Christkind goldene Tage weiht, dem Herzen neue Flügel leiht, daß es, sobald das Jahr anhebt, zum Himmel siiß's ter Arbeit strebt, daß es mit ,dem grünen Tag ins Jahr, ins neue, wachsen mag! 49

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