(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Dennoch zählen so lche R es taurierungen gewissermaßen zum täg- lichen Brot diese r Werkstätte. Da bedeutet die Instandsetzung einer barocken Kreuzigungsgruppe aus Zell a m l\!Ioos schon eine wesentlich größe re Aufgabe: Erworben vom Pfarrherrn von Pier- bach zeigte di ese, nach 1700 entstandene Schöpfung e ines Plastikers aus dem Schulkreis l\!Ieinrad Guggenbichlers nichts mehr von ihrer ursp rünglichen Fassung, und die später aufgetragenen Ölfarben erwiesen sich a ls wertlos. So blieb ke ine andere Möglichkeit, als auc h in diesem Fall eine Neufassung zu ve rsuchen , und ,,vie sehr sie - vo r allem vom Handwerkli chen her - gelunge n ist, können die Pierbacher bestätigen, die c1 ieses Meisterwerk nun tägli ch auf dem Hocha ltar ilu·e r Pfarrkirche bewunde rn können. * Aber hinter diesem „Neufassen", das oft ge nug einer selbstä ndigen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand gleich- kommt, verbirgt sich eine Gefahr: Das Erhalten des Vorhandenen und damit die eigentliche und erste Aufgabe des R estaurators rücken in den H intergrurid, und die Lust, den persönlichen Inten- tionen zu fo lgen, ist stärker als die Bindung an das Ursprüngli che . Das Ergebnis ist zuwe ilen erschütternd : Aus einer gotischen oder barocken Plas tik wurde e ine Mischung aus H erkömmlichem ui::? 1 euem, es entstand eine Kopie nac h dem \ ,Villen des R estaurators, deren künstler ischer \i\Tert schon des ha lb fragwürdig ersc heint, wei l sich die Vorlage stets ungleich kräftige r durchsetze n wird a ls die ihr mehr oder minder aufgezwungene neue Form. Die v\Terkstätte R auch ist solchen Versuchen zum \ i\Tohl und Nutzen e iner fruchtbringenden Denkmalpflege nie erlegen . Die sc hönsten Bewe ise dafür l iefern die R estaurierungen eines R eliefs der heilige n Sippe zu Obernberg und ein es Kruzifixes aus Ober- thalheim bei Vöckla brn ck, das nun in de r neuen Zipfer Kirche aufges tellt wurde In beiden Fällen galt es, die alte Fassung zu erhalten, also zu konservieren, und das, ganz im Sinne des U rsprüngli chen. Das Obernberger Relief entstand vermutli ch zwischen 15 J 5 und 1520 . Es ist eine Schöpfung des „Meisters der Türen vo n Alt-Ötting", der a ls ein Schüler Hans Leinbe rgers gilt und sich zu se iner Arbeit auch tatsächlich vom Annenaltar seines Lehrherrn im K.Joster Gnadental bei Ingolstadt inspirieren ließ. Diese Mittelgruppe Leinbergers wurde übrigens häufig nachgeahmt , so in Oberöster- re ich vo r allem als Schmuckrelief für Grabplatten. Als das Obe rnberger R elief in die Werkstätte R auc h eingeliefert wurde, mußte ma n es zue rst „verfes tige n", denn der H olzwurm hatte dem wertvollen Stück a rg zugese tzt . Dazu kamen zahlre iche Übermalungen aus ve rschiedenen Stilepochen, die das Kunstwerk fast unkenntlich machten. Erst nachdem ma n vier grobe Ölfarb- und Lackanstriche entfernt hatte, lag die Originalfassung frei, und Klothilde Rauch und ihre Mitarbeiter konnten mit de r K onser- v ierung beginnen . Neben diesen Arbeiten, die der v\Terkstätte R auch den Dank und die Anerkennung der Denkmalpfl eger und a ll er Kunstfreunde eintrugen, ist noch von zahlreichen kl eineren R estaurierungen zu berichten, die das Gesamtbild - bunt genug - abrunden. Da gab es dieses prächtige Relief aus der Pfarrkirche zu Neu- kirchen an der Enknach - mit „M . S. T. 1665" bezeic hnet und den Tod Mariens darstellend, die Restaurierung der sogenannten Piesdorfer l\lt:adonna, die in der Gamperner Pfarrkirche steht und aus dem Anfang des 16. Jahrhunde rts stammt, die Neufassung einer Sitzmadonna zu Altpernstein, e ine barocke Ölberggruppe für das

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