(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Abb. 7 Gottschal k von Lambad1: Verkündigung an Maria interessantesten Gestalten dieser Epoche und dieser Kunstrichtung herausgestellt werden konnte . Die Bogenarchitektur der Darstellung hat in Lambach sowohl in älteren Handschriften a ls auch in den schon genannten Läuthaus-Fresken ihre Vorläufer, sie wird von den stehenden Gestalten des Engels mit dem Lüienstab mit mächtigen Flügeln und rhythmisch aufschwebenden Falten sowie von der mit dem Spinnwirtel tätigen Jung- frau ganz erfüllt. Der Zickzackrahmen ist mit stilisierten Palmetten verziert , der äußerste Rahmen enthält folgende Verse : „Sa lve vir,go pia Spes mundi sanc t a Maria Ex te n ascetur P er quem mundus r ed im itur. " „Me Deus aspic i,a t Et quod spondes, mihi fiat, Ut p,ariam prolem Cas tum serva ndo pudorem." 40 „Gegrüßt seist ,du, fromme Junigfra u, Hoffn ung der Welt, hl. Maria , Aus dir Wird gebor en werden Durch d,en die Welt ger,ettet wird." „Mich möge Gott erkennen Und wa,s du kündest, möge m ir .g~ch,ehen; Daß ich den Sohn g~bäre, Di,e k eusche Scham bew,ahrenid. " Zahlreich wie die Darstellun- gen der Verkündigung an Maria in den Handschriften jener Zeit sind auch dre des Einzugs in Jerusalem, die wir nach dem Garsterrer Missale in Linz (Abb. 6) ze~gen, die wir aber auch in den Lam- bacher Ritualien aus dersel- ben Zeit vorfinden könne n. Im kleinen Rahmen des Buch- staben O ist die aus vier Per- sonen b estehende Gruppe eingeoDdnet, die mit d er seg- nenden Figur Christi auf dem Esel , mit zwei B ::gleitern und einer begrüßenden und Klei- der breitenden Figur zwar aufs ä ußerste ziusammen- gedräng t ist, aber doch alle Elemente der Erzählung bringt . Bei dieser reich- geschmückten Handschrift , die nach den auf dem Kanon- blatt dargestellten und mit Namen versehenen Personen des Abtes Adalbert und eines Mönches Marquard um 1210 datiert werden muß , ist die Künstlerfrage n och off en. Sie darf und muß aber wohl im Zusammenhang mit der Lam- bacher Federzeichnungskunst gesehen werden. Die bisherig,en Beispiele sind im Bereich des a lten Ordens der schwarzen Mönche, der Benediktiner, und der regu- lierten Chorherrn geschrie- ben, welche mit jenen für di,e hochmittelalterliche geist- liche Entwicklung unseres Landes vor allem maßgeblich waren. Sie zeigen das ein- heitliche BiM einer graphischen Kunst mit der Freude am Zierat, mit deir Vorli'ebe für die in die Initialen einge- bundenen Figuren und mit nicht seltenen selbständigen, meist ganzseitigen Da rstellungen. Die Farbe, die Deck- farbenminiatur, wird zwar in besonderen Handschriften auch verwendet, tritt aber gegenüber der Anzahl der Federzeichnungs-Handschriften in Schwarz, Rot und Violett ganz zurück. In den gleichen Zeitraum fallen auch die Gründungen der ne.1uen Klöster des Zist erziense rordens. Sie sind freilich im 12. und 13. Jahrhundert in Oberösterreich nur zu geringer Wirksamkeit gekommen . Gemäß dien von den französischen Zentren des Ordens verbreiteten strengen Idealen ist in den Erzeugnissen der Handschriften aus diesen Klöstern meistens der Verzicht auf figürliche Darstellungen und andererseits die Bereicherung durch vermehrte Ve•rwen- dung von Farben, wie Blau und Grün, zu bemerken. Daß diese abstrakten, a b er keineswegs symbolistischen Initialen des Reizes nicht entbehren, mag an erinem typischen Bei-

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