(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Santo Siorpaes und Arcangelo Dima i die Große Mütze, wo bei aber schließlich nur di e Kleine Mütze erreicht wurde. Am 28.Juni 1879 erreichten di e Ramsauer Bergführer Auhäusler und Johann Ste iner (d er Vater der berühmten Dac hste inführer Fra nz und Georg Steiner), die schon am 16. Juni mit Knauß wegen der fremden Führe r zur Beobachtung a nwesend wa ren, den G ipfel der Großen Bischofsmütze . Die ersten Versuche wie d ie e rste Er- steigung selbst erfolgten aus dem Stuhlloch und durch d ie Nord- wandschlucht. Auhäus ler und Steiner stiegen nach ihrem Gipfel- sieg durch di e Mützenschl.ucht nac h Süden zum E iska r a b und eröffneten d amit d en heute üblichen No rmala nstieg. Als erster T ourist erreichte am 9. Juli 1879 R. v . Lendenfe ld m it den beiden Ers te rsteige rn d en Gipfel. Ü ber ein Dutzend Kletterführen leiten heute bereits a uf d en kühnen Gipfel der Großen Bischofsmütze, und a n ihnen spiegelt sich die Entwicklung de r a lpinen T echnik und die ganze Erschließungsgesc hich te des Gosaukammes wider. Der Gipfelsieg d er einheimischen Fü hrer wurde damals in der steirischen Ramsau begeistert gefeiert, und noch heute - also nach nahezu ach tzig J ahren - hört man ab und zu das damals vom evangelischen Pfarrer gedichtete „Mü tze nlied" nach der Melodie „Ich bin ein Fischersjunge .. ." unter den Dachstein-Südwä nden erklinge n : ,,D ie Große Bischofsmütze ist fur chtba r steil und hoch, Und ihre höchste Spitze war n ie erstiegen noch . Da d rang ein Ma nn nach Ehren, ein Ma rkgraf von Geblüt, Der denkt sich, wie das wä re, wenn ma n sich drum bemüht. Es kamen aus Ampezzo zwei welsche Führer an, Die sag ten: ,, J a es geh t so, wir zeigen, was man kann. " ßli ck vom Donne rkoge l gegen Großwand. Bi scho fsmüt ze und Dachste in Der erste hieß Ange lo, a uf deutsch ein Engel he ißt, Man sagts, in a ller \!\feite, er Berges , ,Vege weist. Der zweite heißet Sa nto, auf deutsch ein H eiliger, Man sagts, in a ller \,Veite steigt keiner so wie er. Doch sie ha ben ni cht bezwungen des deutschen Berges H öh ', Aber unten ha t's erklungen, das wissen wir j a eh! Es sprach die Bischofsmütze : ,, Ich steh' aufdeutschem Grund, Wer deutsch ist, kommt zu r Spi tze, der Welsche de r bleibt drunt! " Doch zwei sind aufgestiegen und hab ' n d ie Höh' erreicht, Obgleich ja wohl den H eiligen und Engeln keiner gleicht . Den beiden M ännern zu Ehre wa rd di eses Lied erdacht; Wenn's ausgeblieben wä re, hätt ' s a uch ni cht viel gemacht . So ha t d er Erfolg der einheimisc hen Bergführer vor achtzig Jahren die Gemüter im Süden des D achsteinstockes stark bewegt, und d as H eima t- und Zusammengehörigkeitsempfinden schlug hohe Wellen . Es ist wohl wert, sich an die kühne und mutige Tat ein- fa cher Bergmensc hen, an die erste Ersteigung des bekanntes ten Gipfel des Gosaukammes, zu erinnern. Ba ld sind hundert J ahre vergangen, seit sich d as vermeh rte I n- teresse d er berg- und na turfreudigen Menschen diesem Gebirgszu- ge zugewandt ha t und damit di e planmäßige Erschließung dieser wilden Berge begann. Immer neue, j unge Geschlechter haben ihre Liebe diesen kühnen Erhebungen gewidme t, und wer sich ihnen e inma l nahte, d iesen Felsburgen, die wie ve rsteinerte Flammen in die Unendlichkeit des Himmels lodern, dem werfen di e Erlebnisse auf ihren Höhen noch einen hellen Schein ewiger Jugend ins spä te Alter . 31

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