(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

RICHARD BILLINGER D em D ichte r ,is,t es durch d ie Macht d es Wortes gegeben, d as Wesen ern e·r Land sch aft und ihrer Menschen mit magisd, er Deuüichkei,r z u be:schwören. Unbe wußt ::, wi rd bew ußt, G eah n tes w,ird faßbar. Mi•t Dichterstimme lä ß t sich ausdrü ck en, wa s und wie ein Larnd ·is t. Zu d en großen Beschw ö re,m diese r A rt zäh lt Rid,a,rd Bvllin ger. Man w,ir.d ni e v om W es•en Oberösteirre ichs und se ine.r Bewohner sprechen könn en , ohne ·iihn zu hören und z u z•i•t ie ren. So s,ei auch hi er seu.ne St imme w ieder e:inma l ,ge r uf en .. . VOR DER ERNTE Morgen wird das Korn geschnitten. Die Schnitter sind bestellt. Durch das Dörflein auf und nieder der Dengelhammer gellt. Abschied zu nehmen, gehe ich nach meiner Flur. 0 Ahren! 0 Geliebte! 0 meine Kreatur! Mit goldnen Flügelschlägen seh' ich euch nachthin ziehn. Wollt ihr, o holde Halme, der Sichelhand entfliehn? Mohnrosen, die Kamillen leuchten, an euren Schoß gedrückt. Wie hat der Tod sein Opfer weihfestlich sich geschmückt! Schwer ist mein Herz geworden. Noch einmal, eh ich geh', grüß' ich die heiligen Ahren, ruf' ich: ade! ade! Im Dörflein Vollmondstille. Die Höfe schlummervermummt. Ich lausche. Friede! Friede! Die Dengler sind verstummt. DER PFLÜGER Pflüge! Pflüge! Tu Gott Genüge! Hilf, Erde, dem Korn, friß Distel und Dorn! Pflüge! Pflüge! Tu Gott Genüge! Mit U nt erstützun g der oö. Land es reg ierun g gibt derze it der Verlag Stiasny, Graz, di e Gesammelten We rke des Di d1ters heraus. Di ese erste Gesamtau sga be des dichteri schen Schaff ens vo n Ri chard Bill in ge r ist auf 13 Bänd e geplant, ersd,ien en sind bi sher 7 Bän de, darunter bereits di e Sammlun g seiner Lyrik unter dem Tit el ,, über die Acker " . 1

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