(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Von Oberösterreich aus nähert man sich den Tauplitzseen über den Salzsteig von Hinterstoder. In knapp dreistündiger "\i\Tan- derung, die uns durch d as Ursprungstal der Steyr führt e, durch eine Landschaft , die ohne weiteres einen Vergleich mit dem Engadin aushält, haben wir das Joch überschritten und gelangen durch ein fröhliches Almdorf zum alpenrosenumstandenen Schwarzensee, der im Norden durchwegs von Zweitausender n überragt wird, vom Grubstein, der Gamsspitze und dem Großen und Kleinen T rag] .. . Die Zahl der Gipfel verliert sich in der Unendlichkeit des Toten Gebirges. Der ·waldma ntel im Süden des R oßkogels und des Mitterberges schließt auch den St eyr er - s e e ein, der ganz nahe nach Westen zu sich vo r dem kühnen Umriß des Sturzhahns auftut. Mit seiner bizarren weißgrauen Felskulisse ist der grüne Steyrersee in den überlieferten Wappen- farben ein landes treues Steirerkind, wenngleich die Sage den See in die oberösterreichische Steyr abfließen bzw. beim Steyrursprung wieder zutage treten läßt. Auf der Tauplitzalm selbst ladet ein winziges Seelein zum Bade. Almhütten und Unterkünfte für die immer zahlreicher werdenden Schifahrer stehen auf den Hochmatten, die sich von hier bis zum Groß-See hinziehen. Eine Fuge in Grün, von Gelbgrün über Braunoliv bis zum reinen Smaragd klingt auf, bis sie im satten Schwarzgrün des Seewassers ihren Kontrapunkt erhält. Traweng und Schneiderkogel, beide auf und auf felsig und wild zerrissen , blicken auf di e einladende Herrlichkeit dieses grünfunkelnden Badesees . Die letzte Perl e im Geschmeide der Tauplitzseen ist der Krall e r- s e e. Auf würzigem H ochplan liegt er wie in den Schoß des Lawinensteins gebettet - ernst und schweigsam, noch nicht zur Heiterkeit seiner tiefer gelegenen Geschwister erwacht. 10 Der Dachstein-Ei ss e e be i Mondschein F oto: Kind e r , Hall s tatt Denn Heiterkeit - das ist es, was trotz seines düsteren Namens di e Seen des Toten Gebirges, insbesondere die Hochseen, umgibt. Dafür sorgten die zahlreichen Almen um den „Augst-", den „v\Ti lden-", den „Elm-" und die „Lahngangseen, " vor allem aber der köstliche, ursprünglich-volkstümliche Humor der Almgeher aus Aussee, Ebensee, Goisern, I schl, aus Hinterstoder und Mitten1- dorf. Darum mag als Nachhall über das Tote Gebirge d er „Jugitzer " des Jagdherrn Grafen Rudolf Meran klingen: „ N a, so lustig w ie da kanns do nin ascht se in, So lusti g is' n et In der Stadt auf an Ball Und wann m a a tanzat In Kaisern sein Saal. In Kai sern se in Saal U nd im Fürschtenbahlee - Auf d er E lmgruabm is' lust iger Be im Lahngangsee ... Die Dachsteinseen Talseen und Bergseen - warum sollte sich in dieser Scheidung der mächtigste Gebirgsstock des Kammergutes von seinen Ge- nossen unterscheiden ? Freilich - dem Toten Gebirge gleicht er hierin nicht ganz . Denn nur an der Nordseite finden sich Talseen, neben dem hauptsächlichen Auffangbecken seiner Gletscherwasser, dem Hallstätter See, die K ette der Gosauseen und der Öclensee. Wenn ihnen nicht das Volk selbst den Namen ve rliehen hä tte, müßte man gewiß auch die Koppenwinkellacke, ebenso wie die Gosau- Lacke zu den Seen rechnen. Sie sind größer a ls so manche als See bezeichnete Gewässer, und beide, gerade wegen ihrer un- regelmäßigen, häufig schwa nkenden U fer , von ganz besonderem, geheimnisvollem R eiz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2