(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 8. Jahrgang, Heft 1/2, 1958

Anders, völlig a nders müssen die Seen se in, di e a uf der Hochfläc he des Gebirges schimmern, wobei es frei lich ein Irrtum wäre, sich diese als fl ac hen Tisch vorzustellen . Das Gegenteil trifft zu. Aus d er Höhe von etwa a ndertha lb- tausend Metern, a uf de r die meisten dieser Seen - und es sind fast ein Dutzend - ange- troffen werden, erheben sich noch einmal, bis zu tausend Metern a nsteige nd, die Hochg ipfel des T oten Gebirges, vo n hier a b allerdings, seinem Namen getreu, meist kahl, höchstens von Krummholz oder nur schütter von Lärchen und Zirben bes ta nden. Der g rößte und vielle icht des ha lb eindrucks- vollste dieser Hocha lpensee n des T o ten Gebirges ist der \/ordere oder Große L a hn ga ng see, den man nach mehrstündige r \ ,Vanderung vo n Gössl am Gamdlsee aus erreicht . Der Name ,, La hngang", d . h. soviel wie „Lawinenstraße", sag t, da ß hier Lawinen nicht selten sind. Sie kommen vom „Salzo fen" herunter, einem a us gel blichem Ges tein aufgebauten Turm, der a ls Schädelstätte vorzei tlicher Ti ere, wie Höhlenbä r, Höhlenwolf, ja selbst Höhlenlöwe und Höhlen- tiger, e ine wissenschaftliche Berühmtheit erla ngt hat. In glückli chen Perioden der Nac heiszeit mögen hier afrikanische Verhältnisse geherrscht haben, und das kann man sich in dieser Stein- wüstene i noch ohne weiteres vorstellen, wenn auch die Schneefl ecken am „Rotgschirr" a n di e trübe Gegenwart gemahnen. Der wie in eine Marmorscha le gefaßte See, a us dem die Halden des H ochelm und die Felsen des Neusteins ge radewegs emporstreben , ist berühmt durch seine I·lora. Zur Blütezeit umziehen di e Rhodo- dendren wie ein leuchtend rotes Band d ie Ufer. Almen, erfüllt mit dem fröhlichen Leben aus- seerischer Prägung, stehen unweit vom Ufe r. Der \/ordere La hngangsee stillt noch a lle Er- wartungen, die sich an ein großes \ ,Vasser knüpfen. Bei Sturm und Gewitter kann es wild aufschäumen und toben und .in Mondnächten verführerisch locken . ... Sein Bruder, der Klein e Lahngangsee, ist nicht geringer an Schönheit. Er liegt, zuge- wandter den Höhen, in einem trümmerbesäten K essel und wird von mehreren Wasserfällen gespeist. Ihr Rauschen ist der Grundakkord des Hochta les. Der dritte Bruder, und d es ha lb vielleicht auc h Dr e ibrüd e r-S ee genannt, ist der kleinste unte r dem Dreiges tirn. D er \ 1 Veg vom Schac hen am Grundlsee zum Salzofen führt a n ihm vorbei. Ein Bergäuglein nur, blickt er zum Dreibrüder-Kogel empor, eben noch groß ge- nug, um die verwunschene, herumgeis ternde Seele e ine r uralten Sage nges ta lt in seinen Ba nn zu ziehen. vVer über die Lahnga ngseen den Steig hinunte r zum Almsee oder hinauf zum Großen Priel ve rfolg t, kommt am Elms ee vorüber, der rund und offen aus ve rka rstete r l\1ulde a ufblickt. Es wä re über tri ebe n, ihm eme beso ndere Schönheit aP..zudichten . Sein Reiz ist gerade die Anspruchslosigkei t und d as Allgemeine des Typus eines Hocha lpensees, das trotzdem noc h alle \ ,Vunder von La ndsc ha ftsforma tion und -vegetation auf sich zu ve reinen imstande ist. Dagegen zeichnen sich d ie beiden Hochsee n des wes tlichen Toten Geb irges, der Wildensee und der Augstsee durch ein starkes Eige n- leben a us. Ob man den Lose r vo n Altaussee her wahrnimmt, wo er wie e ine Fe lsburg den kegelförmigen Gipfel krönt, ode r vom Ischlta l, das er im Osten, dem R osengarten ähnlich, 2 8

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