(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

G eneralvertretung für Ober öst er re ich, Salzbu r g , Ti rol und Vora rlber g RUDOLF LEISCHKO LINZ/DON AU· PR O MENAD E 27 52 Te lefon 2 2 718 Se rvi ce un d Werkstätten Bethl ehemstraße 29 Landesvertretungen: Salzburg Fa. Rudolf Frey, Sa lzburg, Li nze rgasse 12 Tirol Werkstätte Fa. Moriggl, Innsbruck, Hallersfraße 9 Vorarlberg Auto-Beck, Bregenz und Hohenems Ein liebgewordener Gebrauchsgegenstand Wohl kaum ein anderes techn isches und der A ll gemeinheit vertrautes Produkt hat e ine derartig schne lle und in die Breite wirkende Entwick lung durchgemacht, wie der Kraftwagen. Die Zeit, da durch, Gesetz verordnet war, daß vo r den Kraftwagen e in Mann mit einer roten Fahne he rzu laufen hatte, um Passan- ten und Pferdefuhrwe rke vor dem daherrd l lenden „ Ungetüm " zu warnen, liegt doch erst knappe sechzig Jahre zu rück! In diesen sechs Jah rz ehnten hat sich das Auto seinen Weg ge- sucht, j a viel mehr noch, es hat die Menschen gezwungen, ih re Wege dem Auto anzupassen, die Straßen nach dem Autover- kehr und für ihn zu planen. Und ni cht nur d ie Straßen. Vie le Mill ionen Menschen stehen heute in irgende iner Form im Di enst des Autos. Erfinde r und Wagenwäscher, Ingenieu re und Tankwar te, Fabri kd irektoren und La stkraftwagenf.ah rer, sie a lle leben du rch und für das Auto, i hnen gibt das A uto Beruf - und vielen von ihnen ist es sogar Berufung - und Brot. Freilich, wenn sich da s Auto auch schne ll seinen Platz in der Welt erobert hat, es mußte doch manche Schwierigkeiten übe rwinden . Schwierigkeiten verschiedene r Art, so lche tech - nische r Natur und solche de r konservativen Einste ll ung von Menschen, die zum Ende des ve rgangenen Jahrhundert s irgend- w ie durch die Techni sierung und Industria li sierung aus ihrer Behäbigkeit gerissen wurden und nun auf ei nma l stat t zweier Pferde• viele Pfe rde stärken zur Verfügung, hatten, wenn si e sie nutzten. Dieses Nutzen war aber vo rerst nur ein,igen „ Narren ", spä ter dann - schon wegen der Preise und der Besonder- heit - den höchsten Her ren vom 1Hof und vom Kaiserhaus vo rbehalten, und erst der Krieg 1914 gab de r Automobilfabr i- kation etwa s Schwung. Eine neue, aber durchaus ni cht beson- de rs fördern swe rte Verwendungsmögli chkei t des Autos - näm l ich im Kriege - war entdeckt wo rden. Trotz allem - das Auto ist liebenswert. Die weit ere technische E'ntwickl ung in sei ner Fe rti gung• - Fords Idee mi t dem Geld, Zeit und Kraft sparenden Fli eßband und hunderterl e i kleinere Verbesse rungen -- haben aus dem Aut o lang,sam e inen vier- rädrigen Freund de s Menschen gemacht. Die Fort schr it te im Automobilbau haben aber die Wagen nicht nur schne ller, sicherer, bequeme r, lei stung sfähiger, robus ter gemacht, nein, sie machten sie auch billiger, und da s ist von besonderer Bedeutung,. Di e Prei swe rtigkeit des Wagens, die Tatsache, daß sich sei ne Prei se in Grenzen halten, d ie durchaus tragbar si nd, gaben dem Auto e rst eine Posi tion im Leben und in der Wi rt schaft des Menschen - auch des österreichischen -, aus dem es einfach nicht mehr weg,zudenken ist. Heute ist das Auto ein Gebrauchsgegenstand geworden, ein e rfreul icherweise unendl ich v ie lfäl tig ve rwendbarer Gebrauchs- gegenstand. Diese Tat sache ist be i der Konstruktion und Her- st ellung der Kraftwagen un serer Zeit ausschlaggebend . Diese Tatsache zw ingt die Fab riken dazu, ihre Wagen knapp zu kal - kulie ren und sie mit allen Vorz ügen auszustatten, die man von ei nem täglich ve rwendeten Gegenstand ve rlangt. Di ese Tat - sache g,ibt aber auch dem Autofahre r, dem Autoverkäufer die Mögl ichke it, unter vielen, im g,roßen und ganzen m6ist gleich- wertig en Fabrika ten jenes für sich zu wäh len, das für se ine Aufgaben, für seinen Geschmack, für se ine Verwendung und - fü r se ine Brieftasche da s geeignetste ersche in t. Ob Sport- zweisi tzer oder Kle inbus, ob Kombinationswagen ode r Luxus- l imousine, der Käufer ka nn wägen und -wählen, und wird bei jedem Kauf w issen, daß e r um se in Geld etwas gefunden hat , das se inen Zwecken entspr icht und das se ine Erwartungen erfül lt. Die ständ ig ste igende Zahl der „ Unse lbständig Erwe rbstät i- gen" (wi e es in den amtlichen Statist iken so schön heiß t), d ie ein KraHfahrzeug, ein Auto besitzen, bewei st deu tl ich, daß ein Wagen nicht mehr Vorrecht der Begüterten ist. Es beweist aber auch deutl ich, daß jene Men schen, die trotz Wirt schaftskon- junktur und Gehaltsva lorisierung, doch noch jeden Doppel schil- l ing zweima l umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben, den Wert, den Vorte i l des Autos er kannt haben. Ein Auto gehört nun ei nmal zum Leben im sechsten Jahrzehnt dieses Jahrhun- de rt s. Es ist nicht mehr w egzuden ken, und alles nimmt au f diese Tatsache Rück sicht. Bei Neubauten wird d ie Errichtung von Parkp lätzen und Garagen vo rgeschrieben, bei Stadtpla- nungen oder bei der Anlage von Siedlung,en den Verkehrs - notwendigkeit en im weiten Maße Rechnung getragen. Millio- nen und Mi lli onen werden für den Bau neuer, bessere r, b re i- te rer Straßen ausgegeben, und w ieder Mi l lionen für ihre Über- wachung, ihre War tung und ihre Sicherheit. Al l das würde man nicht für einen Luxus, für eine Laune machen.

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