(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

Ried im Innkreis / Lu.fiaufnahrne 1956 seh e Bildungsansta lt und erhi elten so das 1872 eröffnete Gym- nas ium. Es ist heute als Bundesgymnasium und Realgymnas ium e ine Doppelansta lt mit fast durchwegs dreifacher Klassenführung und einer jungen Expositur in Braunau a. I. An sonstigen traten üb er den Pflichtschulbereich hinausgeh enden Schuleinrichtungen 1955 die n euge baute Leder-Berufsschule und die Städtische H andelsschule hinzu. Gerade von den Lehrern und Schülern des Ri eder Gymnasiums ging um 19 10 di e Innviertler H eimatbewegung aus, di e neben der h e irn.atkundli chen Erforschung auch di e Gründung von H eimathäusern zei tigte , so a uch in Ri ed e ines durch die Pfarrer Ve ichtlbau ersche S tiftung bedeutend gefö rderten „ Innviertler Volkskundehau ses" . Daneben ist Ried der Sitz d er b eka nnten ,, Innvier tler Künstlerg ilde" . Die Garnison bekam Ri ed im .Ja hre 193 7 doch noch. Di e weit - lä ufigen K ase rn enanlagen sind zwar seit 194-5 mit Flüchtlingen besetzt, a ber noch heuer soll dort wieder ein Infanteriebata illon mit Stab einziehen . Industrielle Betrieb e ha lten sich in Ried bezeichnenderweise nur, soweit sie di e R ohprodukle a us dem umli egenden Land h eran- ziehen. Di e frü he Industr iegründnng eines wagemutigt::n Ri eder K aufma nnes miL einer Wo llspinnerei ( 1835 ) , ging mi t dem Rü ckgang der Schafzucht a uch a llJT1.ählich e in. Dagegen blühen a ls durcha us kri senfest di e Hol z-, di e Leder- und di e Brauindustrie. In le tzter Zeit kam eine Skifabr ik, d ie derze it größte Europas, dazu. Die Bed eutung R ieds a ls nat ürliche Landwirtschaft szentrale wird noch unterstr ichen durch den hi er nach dem zweiten Welt- krieg errichte ten Sitz des Fleckvieh-ZL•chtverbandes und seinen monatlichen Absatzmärk ten, d ie schon einen internationalen Ruf genießen und für di e auf d em J\ifessegelände weitläufige Aerophot / Österreichische Lu.fibildanstalt Linz Ba uten entstanden. Damit ist mehr a ls reichli ch Ersatz gesc haffen für den früher in Ried. stark a usgeprägten R ennsport und die Pferdezuchtveransta ltungen, di e im früher so rossefreudigen Inn- v iertel m ehr und m ehr zum Erliegen kommen. Ü ber di e a lten, 1536 gena u festge legten Burgfriedu-.sgrenzen, di e den inneren Markt und drei Vormärkte in sich schlossen , ist Ried längst hina usgewachsen, a ber auch das Kl eid der j e tzigen Gemeindegrenzen wird ihm schon se hr eng. Eine Kl einh,w.ssied- lung „Neu-Ried" ist schon in den dreißiger .Ja hren des vorigen .Jahrhunderts entsta nden, zwischen und nach den g roßen Kriegen kamen drei weitere W ohnhaussiedlungen im O sten, \!\festen und Norden dazu, während sich das Gelände gegen den Bahnhof mit Geschäfts- und Villenstraßen füllt e. Unter den Zuzüglern sind ni cht wenige Auszugsbauern und - bäu.er innen, di e hier in e inem erwirtschafteten eigenen H a us ihre Ruhejahre verbringen. Ri ed ist a lso a uch eine „Ba uernpension istenstadt". \i\Ter das eigentlich e Gesicht de1· Stadt se hen wi ll , der rr.v.ß am Dienstag nach Ri ed kommen. Di ese ebenfall s se it .Jahrhunderten privilegierte M a rkteinrichtung hat sich so im Bewußtsein d er Innvier tl er Bevölkerung eingegraben , da ß der B2. uer ohne j ede Absprache damit rechnen ka nn , am Rieder \ ,Vochenmarkt se inen erhofften P2.r tner zu H a ndel und Meinungsa ustausch zu treffen . Da füll en sich d ie saala rtigen Plätze der Stadt mit Gruppen von Ba uern, vielfach in der graugrüne n Loden trnc ht , da überfüll en sich - man da rf heute nicht m ehr sagen: di e Gasthausställe mit Wagengespannen , sondern: die E infa lls- und Seitenstraßen mit PK\,Vs und. LK\l\ls, da haben d ie Kaufl eute, Gaststätten und H ändler ihren H auptgeschäftstag. Die übri gen Wochentage - es se i denn J a hrma rkt , Viehvers teigerung ode r gar die Zeit der Österreichischen La ndwirtschaftsmesse - h errscht a uch in Ri ed das kle instacltbürgerliche Leb en vo r. 49

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