(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

S T. L E O N H A R D / 1 9 5 2 mäßigem Wechsel aufeinander, hi e r und da durchsetzt mit Dörfe rn und Mä rkten und überkrönt von Herrschaftssitzen , ver fallenen Sch lössern und Burgen . Dre iv ie rtel des Jahres tr e ibt der Westwind eine tiefgehende Wo lkendecke dar- über hin, die sich im Sommer zu heftigen Gewittern zu - sammenba ll t und im Winter Schneewirbel entläßt, die weite Strecken unversehens unpassierbar machen. An den Kanten moncl1e Gräben zeig t sich e in fe lsiger Saum und bezeugt, daß man sich auf Granit, auf Urgeste in bewegt, das zu- wei len auch durch die karge Humusdecke stößt und sich in Blöcken darstel lt, in Findlingen, durch Jahrtausende wäh- rende Eros ion gerundet und gesch liffen. Viel Ein samkeit und Abgeschiede nhe it gibt es in den Wä ldern und um ve rl o rene Ei nödhöfe. Der Pf lug kann hier nicht sehr tief greifen, und immer fördert er Steine an die Oberfläche der dünnen, fruchttragenden Sch icht. Der Mensch hat es nicht leicht, sich zu behaupten gegen die Steine, die zündenden Blitze der dröhnenden Gewitter, die haushohen Schneeverwehungen und den immerfort blasenden Wind. Es is t e ine karge Land- scha ft, trotz a ll er weichen Kurven herb und st reng . Sie mußte dem Menschen Egon Hofmann, der aus der harten Scl1ule des Hochgebirges kam, entsp rechen, und es ist sicl1er kein Zufall, daß er sich darin heimisch genug fühlte, um sein Jagdrev ie r gerade hier aufzuschlagen. Und sie mußte vor a ll em dem Maler entgegenkommen, der in se inen Bildern einen streng geordneten Aufbau ausgebildet hatte, sparsam in den woh labgewogenen Farben, sie mußte einen vorzüg li chen Rohstoff abgeben für e inen Künst ler, dem es gegeben war, den Maßstab des eigenen Erlebens der Atmosphäre e ine r Landschaft in se inen Bildern anzulegen und wirksam we rden zu lassen. Es mußte dem Maler ge- lingen, aus dieser Landschaf t sein Bild zu gewinnen und es ihr zwischen den vier Rahmenleisten schöpfer isch auf- zuprägen . Das mußte umso gü ltiger werden, j e fester und sicherer das ganze e ines Ausschnittes, der ja immer nur möglich ist, erfaßt und dargeste llt wurde . So schuf Egon Hofmann in fünf zehn Jahren zah lreiche Land- schaften des Mühl v ierte ls, d ie für den Ke nne r dieses Ge- bietes e indeut ig 11 mühl v ie rtler isch" sind, d ie nirgendwo anders beheimatet sein können, a ls eben dort. In jedem der mei st kleinformatigen Werke weht der herbe Atem dieses in sich gesch lossenen oberösterre ichischen Landes . Ob es die an steigenden Acke r und Wie sen um Oberneu- kirchen sind, d ie Ruine Wa xenberg, die Silhouette von St. Leonhard sich schar f von e inem grauen Himmel abhebt, imme r ist die mühlviertlerische Eigenart spürbar. Typ isch für Egon Hofmanns Kunst ist es auch, daß er das Müh l- vierte l am liebsten im Vorfrüh ling, im Herbst und im Winter malte, selten in der sommerl ichen Entfaltung. Da war es ihm zu charakter los, zu weich in dem 11 üb len Spi na tg rün ", w ie er es ausdrückte. Braune Erde, gi lbendes Laub, we iße Scl1neefl ecken zu roten Däche rn waren ihm dem Mühl vier tel 11 gemäße r" und gaben ers t Gelegenhe it, d ie Palette, d ie seit den Re isen in den Süden immer rei cher gewo rden war, in vo llem Umfange ei nzusetzen. Es ist sicher lich eine schöne Anerkennung für die Gültig- keit dieser . Bilde r, daß Egon Hofmann gerade mit ihnen in der engeren He imat, be i Kennern der Landschaft also, den Erfo lg hatte, der ihm jahrzehnte lang vo rhe r ve rsagt geblieben war. In se iner ersten Ausstellung in Lin z 1912 fertigte man ihn ab, indem man sag te : 11 Die Bilder sind eben modern", und 1921 hi eß es am gleichen Ort 11 w irkt 35

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