(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

Krieges 1914 in Dresden. Nach Kriegssch luß kehrte er noch einmal nach Dresden zurück und absolv ierte dort das Ehrenjahr, das jedem Absolventen der Akademie zustand . Nach dieser gründlicl1en Ausbi ldung ließ er sich, verhält- nismäßig spät, im siebenunddre ißigsten Jahr, a ls frei- schaffender Künstler in se iner Heimatstadt Linz nieder. Es dauerte aber noch mehr a ls fünfzehn Jahre, bis sich der Maler für d ie heimische Hüge lwelt interessierte. Die inten- sive Beschäft igung damit hat scl1 ließ li ch erst nach dem zweiten Weltkrieg e ingesetzt, und deshalb sind gerade diese Bilder Zeugnisse der reifen Kunst Egon Hofmanns. Gewiß hatte er schon a ls Mittelschüler zur Winterszeit den Pöstlingberg bestiegen und war bis zur Gis vorgedrungen, ein damals ungewöhnliches Unternehmen, das a l lenthalben Kopfschütte ln über so lchen Unfug hervorr ief, aber den Bergste iger Egon Hofmann lockte es zunäcl1st in die Firne der Hochalpen und späte r, in beruhigteren Jahren, in die süd li che Landschaft. In den Alpen, denen er sich, kaum dem Knabena lter ent- wachsen, als Hochtourist verschrieben hatte, und in denen es wenige Gipfel gibt, die er im l aufe langer Jahre nicht erstiegen hatte, lernte er in immer w ieder gesuchter Kon- frontat ion mit der Natur d ie Berge kennen, w ie sie wirklich sind. In seiner Autobiograph ie schreibt Egon Hofmann dar- über: ,,Uber den sport lichen Ehrgeiz hinaus war es die Ur- sprüng li chkeit der Landschaft, abseits von gewohnten Pfaden, die mich lockte und mich in das wirkl iche Wesen der Berge eindringen li eß. So wurden die Berge e in Tei l meines Le· bensinha ltes, und da war es nur natür lich, daß ich gerade diese We lt a ls Maler gesta lten wol lte .. " Als er sich in reifen Jahren dem Mühlvie rte l zuwandte, war 34 STI L LEBEN/ 1952 er für die gestellte Aufgabe woh lvorbereitet. Der Jäger, als der er von se inem Standplatz Oberneuk irchen aus in d ie buckligen Wä lder hinausging, trug in sich die lange Er- fahrung in und mit der Natur, a ll e Stufen de r Erlebnisse, die sie für den Menschen, der sich ihr zuwende t, bereit hat, von strahlend erhebender Gipfe lfreude b is zum grau- samsten Kampf mit dem Weißen Tod, von sommer li ch durch - summter Idy ll e auf einsamen Hocha lmen bis zu r drohenden Einsamke it auf b lendenden Eisfeldern, von den Ängsten in den unvermutet here inbrechenden Nebe lschwaden und den Schlagwettern des dröhnenden, stöhnenden Wind- bruches am Rande der hohen Wä lder zur tiefen Stille e in- samer Nächte, in denen man eingeschmiegt in eine schüt- zende Erdmulde unter einem schwarzgewölbten, unend l icl1 hohen Himmel das Herz der Welt schlagen hört. Die Berg- welt hatte sich ihm erschlossen, bis auf das letzte Ge- heimnis, das auch hier unantastbar bleibt, dem aber der Künstler woh l näherkommt, als irgend jemand sonst. Die Bi lder aus dem Hochgebirge erzählen davon. Dem Ma ler woh lgesetzten Alters, der nach den Stürmen der Jugend bedächt iger und besinnlicher durch das Leben geht, bietet sich in der wel l igen Hochfläche zwischen Donau, Greiner Wald und Plöckenstein eine g leichermaßen be- sänftigte Landschaft ohne heftige dramatische Akzente dar. In dem Auf und Ab der Höhen, die sich auf e iner Ebene von fünfhundert Meter durchschn itt l icher Meereshöhe nur se lten über tausend Meter erheben, gibt es ke ine Ein- brüche, keine Schluchten und Schrunden, bestenfa ll s sanft hinabschwingende Gräben, in die sich, langaufgereiht, Bauernhöfe vor den ewig blasenden Winden der Hoch- fläcl1e hineinducken . Feld, Wald und Wiese folgen in gle ich-

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