(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957

Verfolg t m a n a uf de r Landka rte d en Lauf der Steyr von ihrem U rsprung in der Prielgruppe bei Hinterstoder über Kl aus - 1\l[olln- Leonstein- Grünburg bi s Steyr und geht man von dort d en L auf der Enns zurü ck über T ernberg-Losenste in- Großraming- K as tenreith- A ltenrna rkt- Hiefl au bis Liezen und vo n da über den Pyhrnpaß ins T e ichltal und wi eder zur Steyr , so h at m an ein Gebiet der nördli chen K a lkalpen umgrenz t, das gew iß zu den schönsten unserer ös terreichischen H eima t ge hört: Di e Ennstaler Alpen und ihr nördliches Alpenvorland. Di ese r prächti ge Geb irgss tock , der so viel Naturschönheiten in sich birgt und damit eine so r eiche Fü lle vo n Bergfreuden, Naturerl ebni ssen und Entspannung zu geben ve rmag, wird von vier g roßen Gruppen gebildet. Vom Westen her, nö rdlich der E nns, der Gebirgsz ug der H a ller- m auer , de r, wes tlich mit eiern Bos ruck beginnend, im Großen Pyhrgas (2244 m) und Scheiblings tein (2200 m ) seine höchsten Erhebungen erre icht, um da nn über Kreuzm a uer, H exenturm und Na tter r iegel a llmählich in d ie Buchau a bzufa llen. D a ran östlich a nschließend die Buchsteing ruppe als nördli che Bas tion des Gcsä uses mit G roß em und Kl einem Buchstein, T ieflimauer und T amischbach turm. Soda nn a ls südli che T a lwa nd des Ge- säuses die H ochtorg ruppe, b eginn end im Osten m it dem Lugauer und weiter ve rl aufend über Z inödl, Planspitze, H ochtor und Ödstein und mit desse n wildem Zackeng ra t (Kirchengrat) ins .Johnsbachtal a bfa llend. .Jenseits d ieses Tales schließli.ch im Wes ten absc hließend der R eichens teinstock mit Admonter R eichenstein , K albling und Sparafeld. I st nun auch der oherösterreich ische Ante il daran - die H a ll er- m auern - nur gering, so umfaßt er doch nebst ciieseri ni cht nur in de r Prielg rnppe und dem \tVa rscheneckstock a ndere bedf'utende und nicht weniger schöne Gebi ete der nördlichen Kalkhocha lpen, sonde rn auch d as gesamte dazu gehörige Alpenvorla nd, vo r a llem das Sengsengeb irge und, zwischen H engs tstra ße und d em Enns - Auß , das R eichraminger Hinterge birge. Unser ist a uch das beherrschende Zentrum, das H erzstück di eses Voralpengebietes, der a lte M a rkt Windischgarsten. Auf welchem Auss ich tsberg oder Hügel immer man sich in d er Umgebung d ieses präch tigen MarktAeckens befindet, überall geni eßt man den eindrucksvo llsten Rundbli ck: Im Süden a ls T ala bschluß, b reit hingelager t g leich einem o lympischen Gö tter- thron , der Große Pyhrgas, d2.s markanteste Stück der H a ll er- m a uern . Nach \!Ves ten über das Hochplateau von Vorderstoder d er Bli ck a uf d ie Prielgruppe (Spitzm;i uer, Grnßer und Kl einer Priel), von hier a us ihre markantesten Formen, gleich Gli edern einer Perlenkette, da rbietend . Nac h Nordwesten weit hinaus überbli ckt man das T eichltal, mit seiner rechtsseitigen Fla nke, d em Sengsengeb irgc, und der linkssc itcn Begrenzung, d em T arn- berg. Er bietet präc htige K amrnwa nderungen von d er Fi lzmoser- a lrn bei Vorderstoder bis zu r Gso la lm bei Ba hnsta tion Hinter- stode r, und einen umfassenden Rundblick über ·vvarscheneck, Prielgruppe, Sengsc ngebirge und H a ll ermauern , lohnender An- st ieg vo n St. Pa nkraz durch den Scha lchgraben über .Josefi (jagd) - hi'itle a uf die Gsola lm mit schönstem Bli ck a uf den unmittelba r gege nü berl iegenden Kl einen Pri el. Das Sengsengebirge erschließt sich von Windischgarsten über beze ichneten Touristensteig a uf di e H ohe Nock , mit Ü berg2>.ng auf d ie Feichtauhütte und Absti eg nach Molln. Wilder und ro- m antischer sind a ber di e J agdsteige, di e von der R edtenbach- reith oder M ayralm über di e Gyrera lm in di e ni cht selten acller- behorsteten Geröllka re d es Me rk enstein führ en. I st doc J, das ganze Sengsenge birge hauptsächlich nur a11f .Jagdsteigen zu bewa nde rn ; na türlich nur mit J äge rn! , m a n könnte sich sonst in d en ausgedehn ten, überm2nnshohen La tschenwä ldern g ründ- lich verirren. Gerade so lche Gänge mit J ägern a ber, mit Über- nac htungen a uf einsamen .Jagdhütten, haben ihre eigene Ro- m antik. Es kann dabei so nett ve rpl auschte Abende mit \ i\fi lcl erer- gesc hichten geben , d a m a n schließli ch ni cht weiß, ist es di e herbe Kühl e der l\llondnach t oder de r a us unergründ li chen \tVa ldes- tiefen kommende Ruf des K äuzche ns, d2ß einem das Gruseln ankommt oder di e unhe imliche Vorstellung, plö tzlich aus irge nd einer dunklen Bauminsel den Büch se nlauf eines so verwege nen Gesell en aufsieh gerichtet zu se hen. Ü brigens scheint j a h eutzutage - im Atomzeitalter - d ie Wild.ererroman tik langsam ausz u- sterb en ; sowie a uch de r Liederkreis um die hü bsc he Sennerin in der Moderne ke ine Inspiration mehr zu finden scheint. H at es d och den Anschein , a ls wä ren d ie heutigen V ertre terinnen di eser ä lpleri schen G ilde nur mehr wa ndelnd e Beweise da für , daß es auf der Alm „koa Sü nd" g ibt, zumincles tens eben keine bodenstä ndige . Gottl ob geh t hier de r rauhe Anb lick meist m it einem herzli chen Gemüt einher, das imme r noch in Gesta lt der bodenständi gen ?vfilchwirtschaftsproclukte se inen ve rsöhn enden Niederschlag findet. Eigena rtige Naturschönheiten bietet a uch das sogena nnte R eich- raminger Hintergebirge, das sich nördli ch der H engs tstra ße, der V erbindungss traße vo n \Nindischgarsten über den H engstpaß nach A ltenmarkt (Steiermark ), in einem F läch ena usmaß vo n ca. 300 km 2 bis a n die Enns erst reckt: Eine einsame, weltabge- schiedene, selten vo n \!\/anderem begangene H ochwa ldlandsc haft , das ZuAußgebiet vo n E nns und Steyr. T ief eingesch nittene \ ,Vild- bach tä ler, über ste ile Felstreppen g isch te nde Wil dwässer; a uf weite Strecken dazwischen ni ch ts a ls das einsame \i\fe ben des Hochwa ldes und der a bendlich e Zauber gastli cher Almen. Di e zwei H a uptverbindungen zw ischen \t\lindi schgarstcn und R eich- raming führen über H as lersgatte r, Rumplma ierre ith, Bod ing- graben , K a ltenb ru nn eralm (hier Abzweigung nach M olln), Ebenforst und R eich ramingbachta l, ode r , be i Stey rsteg vor dem Bodinggraben abzweigend, über di e Weingarta lm, Stöfflalm , durch H etzgra ben und K eixeng ra ben mit ein er Abzweigung ab der Großen K la use durch d en Pl a ißa - und Lump lgraben n ach G roß raming. Zieht vo n \!\lind isc hgarsten nac h Osten di e H engs tstraße, so gela ngt ma n im Süden a uf der Pyhrn slra ße über Sp ita l und den Pyhrnpa ß nach der Ste iermark . Di e Verbindung a be r zwi schen di esen be iden vo n Windi schgarsten a usgehenden Straßenz üge n bildet im Süden di e nac h eiern E nnstal abdachende Bas tion d er H allermauern. Ihr in di esem La ndschaftsdreieck eingeschlossenes , a llmählich bis zur H ochgebirgs reg i.on a nsteigendes Vorgelände gehört zu d en schönsten Ausflugso·ebi eten vo n \i\lincli schgarsten. Freundliche Mischwälder , idyllische Almböden und übera ll zwi schen den \ 1 Valdkuli ssen des M it te rberges, Damberges, . und Imitzberges der BI ick auf einen g randiosen Hin tergnrnd, di e schroffen Nordwände und unwirtlichen Geröllkare d es Pyhrgas und Scheiblingstein , während vom gegenüberliegenden H ori- zont die Prielg ruppe herübergrüßt. Weinmeister- und Gowila lm , Braunreith, Flinderl- und Stang lmühle, s ind nur e inige Namen der gastlich en Almen u nd .Jause nstationen dieses Geb iet es . Das eigentliche Einzugsgebiet für di e H allermauern a ber ist der Ort Spital am Pyhrn. Zwei la nd schaftlich a ußerordentli ch schöne, ungefährliche An- stiege gehen von hier a us d er Grüna u über di e m alerische Vogelsang-Klamm, od er a uf e inem Umweg über den Tratten- bachfall (über m ehrere Felsstufe n ca . 200 m a bstürzend) zu r 21

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