(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957
Kunstepoche, das Barock. Ein Stück höher oben, an der Mord- stelle, steht die Konradskapelle, die Quelle dort wurde lange Zeit von vielen , i\Tallfahrern aufgesuc ht, die durch das ,i\Tasser H eilung suchten. Wir sind im Mondseer Ländchen im Schaffensbereich des genia len ,,Bildhauers von Mondsee", Meinrad Guggenbichlers (1648 -1 723 ), den Abt Cölestin K olb an das Stift zu binden wußte, der dort in nimmermüder Arbeit für viele Kirchen seine Werke schuf und die Barockkunst in den Alpenländern zur Höhe der Vollendung führt e. Wer von Norden in unser Gebiet fährt, versäume j a nich t, d en Hocha lta r in Straßwalchen, die Filialkirche in Irrsdorf, eine wahre Schatzkammer l'vfondseer Kunstwerke, den Hocha lta r in Oberhofen und die Schnitzwerke in Mondsee aufzusuchen. Sie sind in ihren Schönheiten ni cht mit einem kurzen Besuch auszu- schöpfen, sie werden jeden Kunstsinnigen immer wieder anziehen. , ,vir sind auch im Gebiet u ralter Baue:rnkultur, die im Bau der H äuser Besonderes hervorgebracht hat. Führte di e Ent,vicklung vom vVohnsta ll , in dem zwischen v ier Wänden u nd einem Dach Menschen und Haustiere nebeneinander ge haust haben durch Abgrenzen eines vVohnraumes durch Seitenwände, D ecke und offener Feuerstelle zur R a uchstube, unter deren Decke sich der R a uch sammelte, der durch in D eckenhöhe liegende R auchfenster a bzieh en konnte, so li eß das dringende Verlangen nach rauch- losen Wohnräumen zwei neue Formen erfinden: die R auch- küche, in der di e offene Feuerstelle war und von der aus durch einen oder auch zwei Guck- oder Hinterl aderöfen eine oder auch zwei vVohnstuben gehei zt werden konnten , und zum Rauchhaus, das im Mondseeland erfunden wurde und nur nach vVesten ins Salzburgi sche übergr iff. Das etwa ein D rittel H a usbreite einneh - 14 mende, bis zur Mittertenne reich ende „Haus" enthält zwei offene Feuerstell en und Backofen, vom Haus aus werden die seitlichen Wohnräume, Stube und Stüber!, geheizt, über dem ,,Ha us", das höher als die Zimmerdecken und durch mit Fugen- abstand gelegte Pfosten gedeckt ist, ist der „Rauh", der „R auch", ein durch Seitenwände gegen den übrigen Bergeraum a bgegrenztes Viereck, in dem Getreide, gleich nach dem Schnitt in Garben nebeneinandergestellt, durch den aufsteigenden R auch ge- trocknet wird. Dadurch ist die Getreideernte vor , i\Titterungs- unbilden geschützt. Durch J ahrhunderte hindurch , in einzelnen Gehöften bis heute, ha t sich das R auchhaus wegen dieser wirt- schaftlichen Funktion, zu der noch andere Vorteile kommen , erhalten. Der Heima tbund „Mondseer Rauchhaus " bemüht sich seit J ahren , ein Rauchha us als Denkmal bäuerlicher Kultur zu erwerben und zu erhalten In Au Nr . 5, früher Gemeinde Inner- schwand, jetzt Unterach, ist noch ein kaminloses R auchküchen- haus, in dem in nächster Zeit ein Schornstein gesetzt werden muß, da ein zugewanderter Nachbar Feuergefahr für chtet. Auf unseren , i\Tanderungen fa llen di e Bauernhäuser durch die a n der Giebelseite weit vorspringenden , steilen, in den meisten Fällen a bgeschopften D ächer a uf, unter denen der „Gang", der Ba lkon, ist. Augenfällig liegt die Tatsache vor uns, da ß die halbe Schönheit eines Hauses di e des Daches ist. Durch das steile Schopfclach wirken die H äuser stattlich und fr eundlich. Sie ge- stalten das Siedlungsbild wesentlich. Nichts kommt der unüber- trefflichen Schönheit der Schindeldächer, die in vielen Abstu- fungen silbern seidigen Glanzes schimmern, gleich. Es ist ewig schade, daß Holzpre ise, Schlägerung der alten Baumbes tände und hohe Versicherungsgebühren den Schindeldäch ern ein lang- sames Ende bereiten werden. Mit den steilen Schopfclächern, die uns Brücken aus weit zurückliegenden Zeiten dünken , h a t es eine interessante Bewandtnis : Das äußere Salzkammergut unter- stand vor a llem hinsichtlich der Aufsicht über die für das Salz- wesen reservierten ,Välder dem Sa lzoberamt in Gmunden . Mit d em Holz mußte unter a llen Umständen wirtschaftlich um- gegangen werden . Als man das Holz aus den Waldungen um den Attersee nicht mehr zu Zill en für di e Traun- und Donauschiff- fahrt verarbeitete, sondern zum Salzs ieden in Ebensee benö tigte, wurde es durch das Weißenbachtal dorthin beförder t, zu di esem Zweck Holzaufzug, "\i\Tasserriesen, Klausen und R echen erbaut. Die Forstordnung für das Salzkammergut vom 20. September 1756 bestimmte unter anderem: ,,Es müssen in Attergei und Mond- seeisch en districkten die sehr nieder und mit stein geschwärten tächer entweder von stroo errichtet oder mehrers steil auf d en bes timmten grad gemach t werden". Die Forstordnung von 1802 wiederholt di e gleiche Anordnung und dehnt sie auch auf das ,volfgangseegebiet aus. D a die Schindel auf steinbeschwerten L egdäch ern, von denen d as Wasser nur langsam abfloß, der Schnee nicht abglitt, in viel kürzerer Zeit verfault waren als auf einem Steildach, wurde anbefohlen, solche nach Maßgab e der Mög- lichkeiten zu errichten . Die Erhebungen ergeben , was auch Abbildungen bezeugen, daß die Aufsteilung der Dächer in den betroffenen Gebi eten in der ersten Hälfte des 19. J ahrhunderts beginnt, in der zweiten H älfte in vollem Gang ist. D er bestimmte Grad ist der Neigungswinkel von 42 Grad und darüber. Es wurde das Steildach aus dem inneren Salzkammergut übernommen und in ansprechender Art vari iert. Auf einigen a lten Mondseehäusern, bei Pichl-Auhof, Loibichl und im Markt Mondsee finden wir noch di e Flachdächer. Mit Stroh wurde in unserem Gebiet n ie gedeckt. Es ist bedauerlich, da ß Baufachleute nicht verstehen, an die der Landschaft eigenen Bauformen anzuknüpfen , sie mit Notwendig- keiten der Zeit zu verbinden , obwohl Beispiele hiefür aus der Zeit vorha nd en sind, in d er Städter unser e Landschaft „entdeckten " und sich in ihr v\/ohnsitze schufen. Charlotte vVolter li eß sich in \!Veißenbach ein H aus bauen . Es ist unser Bauernhaus a ls Villa, auch das Nachbarhaus . Es sind hübsche Gebäude. Ehrfurch t vor dem Gewordenen, Rücksicht auf das Bauges icht der Landschaft müßte Bauunternehmer hindern, Allgäuer H äuser an unsere Seen zu stellen. Man stelle sich das Umgekehrte vor: Im Allgä u
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