(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 7. Jahrgang, Heft 1, 1957
ganzen Länge von 20 km der Attersee, dann der nach Norden biegende Mondsee, zwischen Flyschbergen der Zeller See. Wir sehen das innere Salzkammergut vom äußeren, nördlichen ge- trennt durch unseren scharf profilierten Berg, der im v\Tes ten seine niedrigeren , aber wie für j eden leicht wahrzunehmen ist, gleich gebauten , von Süden nach 1 orden geschobenen, mit steilen Nordwänden abstürzenden Seitenstücke in der Drachen- wand und im Schober hat, der ostwärts zum Sattel von Moos absinkt, sich zu Breitenberg und Leonsberg (Zimnitz) hebt , zwischen d enen und der 16 km langen Hochfläche des Höllen- gebirges das Weißenbachtal liegt. An H erbst- oder v\Tintertagen können wir vom Gipfel aus als Nebelwalzen di e Gletscher nachgebildet sehen, die aus Traun- und I schl-Wolfgang tal nach Norden abzweigten, die Talfurche zwischen K alk und Flysch erfüll ten, austieften und unsere Seen schufen: d er Nebelstrom im v\Teißenbachtal, im Moossa ttel und über den Scharflinger Bergen. Die letzteren sind keine Berge, sondern d er Paß zwischen v\Tolfgangsee und Mondsee, über d en ei nst T ausc hhändl er Gerät, v\Taffen , Schmuck nach Hallsta tt trugen und von dort das begehrte Salz holten , über d en Mönche des schon 748 vom Ba iernherzog Odilo gegründeten Benediktiner- klosters Mondsee zu den ihnen am Wolfga ngsee und im Ischlta l geschenkten Bes itzungen gingen, in deren Bereich St. Wolfgang entstand, das zum ersten und lange Zeit hindurch bedeutendsten v\Tallfahrtsort Österreichs wurde, dessen materielle Erträgnisse wesentlich zum Bau und zur Ausstattung der Kirchen in Mondsee und St. vVolfgang bei trugen , der Paß , über den zahllose Pilger, auch aus Baye rn , wanderten, über d en 148 1 Michael Pacher das Iv[eisterwerk seiner Schnitzkunst geführt hat, nachdem er es über d en Brenner nach Innsbruck, von dort auf dem Inn bis Bra unau, von dort a uf dem uralten Landweg, auf dem di e Siedler aus Bayern in unser Gebiet kamen , durchs Mattigtal gebracht h a tte, um es in St. v\ 7 olfgang au fzustellen , der Paß, über den di e im 'Wolfgangseegebiet vor Errichtung der Pfarre St. Gilgen Verstorbenen nach Thalgau gefahren werden mußten, über den im \IV.inter von vielen Pferde- und Ochsengespannen das Holz aus den für das Salzwesen reservierten Mondseer Waldungen nach Fürberg gezogen , dort a uf dem See zur Sehoberklause bei Strobl befördert und auf Ache - Ischl in den Ischlrechen get riftet wurde. Die Ruine d es einstigen Pflegschaftsgerichtes steht über der Pa ßhöhe, neben der Paßstra ße dröhnen gegenwär- tig Motoren, di e Kompressoren , Greifer und Schlepper treiben , ha llen Sprengschüsse, da den Bergen eine neue Straße abgerungen wird, die auch im \!\/inter ohne Gefahr befahrbar sein, von der aus ein prächtiger Ausblick auf den Mondsee und seine Um- rahmung d en R eisenden überraschen wird. Nur über den See konnte früher Scharfling erreicht werden, denn die Felsen fa llen steil ab. E rst spät wurde eine Straße von Plomberg her a ngelegt, die Kienbergwandstraße 1898. Lilli Lehmann hatte sich in Scharfling eine Vi lla erbaut, v\Terner Krauß hat seinen Sommer- sitz dort. \t\Tir sehen den wuchtigen Kirchturm von St. ·wolfga ng aufragen, am Norde nde des Mondsees liegt der schöne, a lte Markt hinge- breitet, aus dem sich di e vor Erbauung des neuen Linzer Domes größte Kirche Oberösterreichs heb t. Beide Kirchen sind Pracht- werke go tischer Baukunst und sie wurden, vo r a llem St. Wolfgang, durch kunstsinnige, wei tblickende Abte l\!Iondsees, zu wahren Schatzkammern der Kunst ausgestaltet. 'Nir überblicken das Mondseeländchen, das bis 1506 baierisch war und erst unter Max imilian I. zu Österreich kam. Am Wes t- ufer des Zeller Sees wächst \tVald über den Ruinen des Schlosses v\Tildenegg, von dem aus die Vogtei- und Landgerichtsherrschaft über das Mondseeland ausgeübt wurde, bis diese 1631 an das Stift :tvfondsee verpachtet und 1678 verkauft wurden. \I\Tir können St. Georgen im Attergau und nördlich davon Kogl ausnehmen. Die dem Hochstift Bamberg gehörende Herrschaft, die bis ans Südende des Attersees reichte, sich a n das l\!Iondseeland anschloß, konnte 1379 von H erzog Albrecht III. gekauft werden, wurde damit österreichisch. Albrecht erwarb nach Kampf gegen die Schaunberger 1386 auch die Herrschaft Kammer. Wohin wir blicken , nicht nur schöne, lac hende Landscha ft , sondern a lter Kultur trächtiges Land! v\ 7 ir hätten das schöne Stück H eima t a uch von einem anderen Ba lkon aus betrachten können , vo n d er Drachenwa nd, a uch vom Schober, vom Elferkogel, vom mit Almgräsern gepolsterten Sitz der Meistereben, oder von der Brennerin im wes tlichen Höll en- ge birge, diesem herrlichen H ochthron über d em Attersee. I st der Schafberg der vielbesuchte Gipfel, so das Höllenge birge eine auss ichtsreiche Hochfläche, die rechte Bergfreuden schenkt, di e man sich vom Hochleckenhaus der Alpenvereinssektion Vöckla- bruck erwandern kann. \!\Tenn erst der direkte Anstieg vom Forst- amt sowie der Ma dlschneidweg von vVeißenbach a us gebessert sein werden, wird das Höllengebirge viele neue begeisterte An- hänger gewinnen . \t\Tenn Autofahrer vom Traunsee über die Großa lm, Ki enklause und Feuchten oder durch das v\Teißenbachta l a n den Attersee kommen, entfährt ihnen ein „Ah !" . Nachdem sie das prachtvoll e innere Salzkammergut gesehen ha ben, sind sie überrasch t, vor neuer Schönheit zu stehen. Sanft heben sich vom a nderen Ufer \!\fiesen und Matten hinauf zu Bergbauernhöfen und ausged ehnten \t\Taldungen , di e der breite, blaue See in beschauli che Entfernung rückt. Steht man drüben, so ragen di e \i\Te tterste inka lkwände d es Höllengebirges , d es H eiter - und Klausberges , der Seeleiten auf, über denen die gleichmäßige Kuppe des Leonsberges und das beherrschende H a upt d es Scha fb erges stehen. Di e zwei verschie- denen , vom Südteil des Attersees a n a neinandergrenzenden Gesteinszonen , K a lk und Flysch , prägen am Atter- und l'viondsee ein freundlich-großar tiges Landschaftsbild , das sich in den Seen spi egelt . Felsberge, v\Ta ldberge und \ 1 \Tasser vereinigen sich zu einem Dreiklang der Na tur. N ichts v\Tildes, Zerrissenes ze ig t sich, eine Harmoni e der Lini en und Farben w irkt auf uns, die woh ltut, di e freundlich und fri edli ch st immt. D a rum sind \i\Ta nder ungen auf den Flyschbergen so schön. Sie führen anges ichts der Seen und der K a lkberge übe r l\!Iatten an traulichen Gehöften vo rbei auf bewaldete Kuppen, durch stun- denweite Waldungen, in still e Winkel und Einsamkeiten. Es ist ga r nicht schwierig, lautem Ge triebe zu entfliehen , und es lohnt sich. Alle Wanderungen auf d er Flyschseite sind Aussichtswan- derungen auf di e F lucht der steilen Berge gegenüber, wir mögen in Oberhofen-Rabenschwand beginnen und in Nußd orf am Attersee enden. \I\Tir können von Oberhofen üb er Sommerholz auf den K olo- mansberg oder auf dem gegenüberli egenden , bis zur Höhe mit Einzelgehöften bes tand enen Rücken, den Zeller See immer unter uns, über Guggenta l oder Wildmoos nach Mondsee wandern, die immer neuen Ausblicke a uf di e K a lkberge begeistern uns. Von Mondsee auf die Kulmspitze zu ste igen , ist ebenso schön wie von Nußdorf oder Zell am Attersee über den R eitergupf und Roß- moos, in beiden Fällen haben wir erst prächtige Bilder auf di e Seen und heimelt uns im Abstieg nach Oberwang das breite \i\Tangau ertal an. Es winkt uns ursprüngliche Bauernl andschaft zu, altes Mondseer R odungsgeb iet, in dem es von Namen auf -schwand wimmelt. v\lir können auch von Stockwinkel über die Aichereben , von der m ehrere Gehöfte grüßen , von der man schön- ste Sich t auf d en Attersee und seine Berge h at, oder von Unterach über den Buckligen Ba um zum Ri edelbach und nac h Oberwang gelangen. v\Ter mit dem Auto dorthin will , zwe ige bei Attersee auf die Nebenstraße ab nach Abtsdorf, besuche das alte Kirchlein mit d en Guggenbichler Altä ren , fahre über \i\Tildenhag und di e Kronbergkapelle auf dem Höhenst räßchen , auf dem wohl j ed er anhäl t, um sich an der Schau zu weiden , nach Straß und Ober- wang. Dort treten wir in die Kirche, den Kilian-Alta r Meinrad Guggenbichlers zu besehen, erbitten im Pfarrhof oder be im M esner den Schlüssel zur Konradskirche, di e zu Ehren des vo n den dorti- gen La ndadelige n, den Pfullingern , J l 45 ermordeten Abtes von Mondsee, Konrad II ., erbaut wurde . ln ihr freuen wir uns eines einzigartigen Werkes, einer stehenden Maria mit dem Kind, einer Synthese der ausklingenden Gotik mit dem Manierismus, ein Werk eines unbeka nnten Me isters , in dem inneres L eb en sich schon als leichte Beweg theit regt, e in Versprechen auf eine neue 11
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