(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

BAUUNTERNEHMUNG PETERS u. PASCHER INGENIEURE UND BAUMEISTER L I N Z , S O D T I R O L E R ST RAS S E 2 8 SAM ME L- RUF: 27 7 84 GRANITWERKE ENZENKIRCHEN MATTHIAS N O B A u E R • BEZIRK SCHÄRDING, 00 . • TEL. ENZENKIRCHEN 5 SCHOTTER • PFLASTERSTEINE • BAUSTEINE WERKSTEINE • RANDSTEINE dehnung besitzen und eine weiter reichende Bodendurchfeuchtung eintritt. Erst seit einer Generation ist man über Mengen und Verteilung der Niederschl äge genauer unter- richtet und in di e Lage versetzt, o twen- digkeit und V erbrauch von Wasser in Einklang zu bringen. Durch solche Auf- zeichnungen und Messungen ist di e Not- wendigkeit der ·w asserspeicherung bekannt geworden , di e es ermöglicht, erforderli che Wassermengen für die Entwicklung der Pfl anzen in geeigneter Weise auf einen entsprechenden Zeitraum zu verteilen. Es ist daher vom biologischen Standpunkt gesehen wünschenswert, möglichst viele Staustufen anzuordnen, um den Abfluß des Gerinnes ins Meer zu verlangsamen und di eses so weitgehend für die Verbesserung des Pflanzenwuchses auszunutzen. Im Jahre 194-6 war erst ein Prozent der Bodenfl äche der gesamten Erde künstlich bewässert. Dieser geringe T eil des der Menschheit zur Verfügung stehenden Lebensraumes er- nährt a ber etwa ein Drittel d er Erdbevöl- kerung . D er ausgebaute Wasserhausha lt macht d aher die Sorge d er stets anwachsen- den Menschheit wegen zu engen Lebens- raumes überflüssig. Biologisch genützt er zeug t j edes Kubikmeter Wasser , das man einem Acker zuführt, Energien, die die gleiche Wassermenge, mechanisch genützt, erst bei 5000 Meter Fa llhöhe ergeben würde. Es ist daher di e Bewässerung noch ungleich ertragreicher als die a us dem Wasser gewonnene Energie. Aufstau von Wasser zum Zweck der Ener- giegewinnung im Verein mit der landwirt- schaftli chen Bewässerung ist somit doppel- ter Gewinn. Die steigende Industria lisierung, di e er- höhten sanitären Ansprüche d er zivilisierten Menschheit, der vermehrte Wasserbeda rf in der Landwirtschaft und dergl eichen haben d en Wasserverbra uch derart gestei- gert, d a ß d er Gr undwasserspiegel mancher Landstriche bedenklich, ja an manchen Orten ka tastropha l gefall en ist. Hier er- möglicht ein geordneter oder verbesserter Wasserhausha lt eine entsprechende Ab- hilfe. Die An lage von Staubecken bildet einen gewa ltigen Eingriff in die Natur und die Landscha ft ; d agegen wird ohne Zweifel der R eiz des Landschaftsbildes wesentlich 75 erhöht, wenn sich die Ges taltung der U fer demselben unauffällig anpaßt. Die Land- scha ftsbi ologie wird so zu einem notwen- digen Wissensgebiet des Ingenieurs. Daß di e Ufer der Staubecken wie der Seen und Geririne Schutz in biologischer und land- schaftli cher Hinsicht genießen , ist bei uns in Gesetzen verankert, deren Durchführung die Naturschutzbehörde überwacht. Sie wird vom Na turschutzbund indirekt hilf- reich unterstützt, dessen Aufgabe es ist, den Na turschutzgedanken auf allen Gebieten in der gesamten Bevölkerung zu erwecken und zu erha lten . Die Merkmale eines natürlichen Ufers sind flache Böschungen, natürlich geschwungene (nicht schnurgerade) , ununterbrochene Uferlini en und ein ununterbrochener Ufer- bewuchs mit standortgemäßen heimischen Bä umen und Sträuchern. Die Staubecken bilden einen neuen , vergrößerten Lebens- ra um für die Pfl anzen- und Tierwelt außerha lb und innerha lb der Gewässer. Die zur Laichzeit einsetzende Wanderung der Fische zu den flußaufwä rts gelegenen La ichplä tzen werden im Bereich der Stau- werke durch Anordnung von geeigneten Fischpässen unterstütz t, di e von den Fischen dann gut angenommen werden, wenn sich am oberwasserseitigen Ende ein entspre- chender Auslauf befindet . Die Befür chtung, daß die Fische durch den Sog an den Einlaufrechen gedrückt und ve rletzt werden , trifft nach eingehenden Untersuchungen bei d en Ruhrkraftwe rken nur für kranke oder an Lai chbeschwerden leidende Aale zu, wenn das K raftwerk mit Francis- Turbinen ausgerüstet ist ; bei K aplan- Turbinen konnten nachweislich Schäden überhaupt nicht fes tges tellt werden . Eine besondere Bereicherung des Land- scha ftsbildes der Staubecken kann in der Vogelwelt fes tgestellt werden, di e sich dort in einem bemerkenswerten R eichtum und mit einer Vielzahl von Arten niederl ä ßt, di e vorher an solchen Stell en nicht bekannt wa r. Freilich sind di e seichten U ferstellen reiche Fundgruben für die Nahrung, di e durch den Sehwellbetri eb der Kra ftwerke tägli ch angespült wird. Es kann somit fes tgestellt werden , da ß K raftwerksbauten, die sich von anderen Industrieanlagen durch das Fehlen hoch- ragender Gebäude und Schornsteine, L ärm, Ruß und Staub auszeichnen , sehr wohl in di e Landschaft eingefügt werden können, und daß auch di e biologischen Verhältnisse der Landschaft verhältnismäßig leicht er- ha lten werden können. Die Staubecken beeinflussen das Klima sehr günstig, infolge der wesentlich ver- mehrten V erdunstung durch di e ver- größerte Wasserfläche an sich , durch den üppigen Pflanzenwuchs und di e größere Bodenfeuchtigkeit. Da sich das Wasser nur langsam erwärmt und a bkühlt, wird durch Staubecken das örtliche Klima sehr weit- gehend ausgeglichen und gemildert. An dieser Stelle müssen einige Bauvorha ben größten Ausmaßes genannt werden , die zum Teil vor der Fertigstellung sind, zum T eil in Ausführung begriffen sind oder als Projekt bestehen , und die geeigne t sind, das Klima umfangreicher Landgebiete grundlegend zu ändern und damit ver- mehrten Lebensraum und Ernährungs- grundlagen für ungezählte Millionen Men- schen ergeben. Es sind di es unter anderem : ein vereinigtes K ongo-Tschadsee-Becken, das ein Binnenmeer von 900.000 Quadrat- kilometern schaffen würde; der Limpopo- Staudamm in Portugiesisch-Ostafrika , der vor seiner Fertigstellung steht und eine Bewässerung von 28.000 H ektar Boden ermöglicht; die britischen Wasse rkraft- projekte in Australien, Neuseeland und Rhodesien und der gigantische Davidow- Plan, nach welchem di e Flußgebiete des Ob , J ennisei und der K ama zu einem Binnenmeer vereinig t werden, das 25 Mil- lionen H ektar sibiri scher Steppengebiete bewässern und Anpflanzungen von 20 Millionen H ekta r Boden ermöglichen soll ; ein Teil der tunes ischen Wüste zeig t seit kurzer Zeit eine bereits in gutem Wachs- tum begriffene geschl ossene Kultur von 26 Millionen Olivenbä umen , deren Existenz eine Bewässerungsanlage sichert und die der Ausgangspunkt für eine fortschreitende landwirtschaftliche Nutzung dieses ehe- maligen vVüstengebi etes sein wird. Ingenieurwerke von so gigantischen Aus- maßen und kühnen Ideen sind geeignet , die Befürchtungen eines Ma lthus wegen der zu kurz werdenden Brotdecke d er stetig wachsenden Menschheit zu zerstreuen. Dipl.-Ing. Rudolf P e itl

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2