(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

Beispiel. Auch d ie an,deren Städte Oberös ter- rei chs sind von großer, ja hervorr agender Fremdenverkeh rsbedeutung. Enns und Wels waren schon zur Zeit der Römer bedeutende Ansied lungen; beide Städte lagen an der römischen Reichsstraße, die quer durch Europa führte. Im Jahre 212 n. Chr. verlieh Kaiser Caracalla dem Mi litär - stützpunkt E n n s das Stadtrecht, das genau 1000 Jahre spä ter - am 22. Apri l 1212 - durch den Babenberger Herzog Leopold VI. neu verliehen wurde. Heute ist En ns mit seinem freistehenden Rena-issanceturm beson- ders bekannt du rch di e we itläufigen Ausgra- bungen, der römischen Ziv-ilstadt Lauriacum (Lorch) und der antiken Begräbnisstätten, deren Freilegung ganz neue Erkenntni sse insbesondere a uch der biologischen und kul- turell en Situation 1111 antiken Besatzungs- gebiet brach ten. W e I s war z,ur Römerzeit die bedeutendste Sta.dt unseres Landes, wei l dort die Pro- v inzia lverwa ltung ihren Standort hatte. Erst verhä ltnismäß ig spät wurde Wels von Linz überflügel t, und zwar vor allem desha lb, wei l das Straßenwesen im Mittelalter verfie l. Erst mit der Entstehung der Eisenbahn w ird We ls wiede r Verkehrsknotenpunkt un d seine Wirt- schaft zeigt ei nen starken Aufschwung. Ihre weit über die Grenzen Osterreichs hina us- gehende Berühmtheit verda nkt die Stadt dem al le zwei Ja 1 hre stattfindenden „Volksfest", das sich zu einer bedeutenden internationalen Messe entwickelt hat. Abwechselnd jedes un- gerade Jahr aber wird dieses „Volksfest" in Ried abgehalten. Dieses Zentrum des reichen Bauernlandes Innvierrel ist schon durch se ine Lage bestimmt, ein Wirtschafts- mittelpunkt zu sei n. Die Städte B r a u n a u und S c h ä r d in g haben ihre Bedeutung als Grenzfestungen er- rungen, zu denen sie im 19. Jailwhunderr aus- geba ut wurden; den heutigen großen F rem- de1werkehr ver-danken sie ebenfalls dieser Lage. Schärding besitzt darüber hinaus noch die berühmte Kaltwasse r-Kuranstalt der Barmherzigen Brüder. Der Fremde, der in Oberösterre ichs Städten mittelalterliche Romantik sucht, w ird sie be- sonders in Freistadt und Steyr fi nden. Noch heute ist Freis ta dt mit Wa ll , Graben und Wehrtürmen umgeben, und der Schlaß- turm, in dem das bekannte Heimatmuseum untergebracht ist, blickt wie eh und je weit in das Land hinein. Auch in den engen Gäß- chen von S t e y r fühlt man sich um Jahr- hundene zurückversetzt. Aber we der die prächtigen gotischen Bürgerhäuser, die be- ma lten Stadttore, die barocken Kirchen oder das Lambergsche Schloß haben den Ruhm Steyrs begründet, sondern die Eisenindustrie. Die Steyrer Automobi l- und Kugellager- werke si nd die direkten Nachfolger der Hammer herren. In allen oberös terreichischen Städten ze igt sich die große Ve rgangenheit unseres Landes. E f e r d i n g, -der Sammelplatz für die Obst- und Gemüseversorgung von Linz, ist schon lJJ ~ z :::> a:: :c D Ll.. 1-- 15. Juni bis 15. September werktags 9 Uhr : Rundgang: Historisches Linz (2 Stunden) S 10.- V') 11 Uhr : Stadtrundfahrt: Hauptplatz - Promenade - Schloß - Marlinskirche (B.Jh.) - Höhenstraße - moderne Stadtteile - Hauptverkehrsstraßen - Marien - dom (1½ Stunden) S 12.- a:: lJJ N 14 Uhr: Barockstift St. Florian : Barockkirche mit Brucknerorgel, 16 Prunkräume, Gemäldegalerie (Donauschule), Stiftsbibliothek, Krypta, Anion Bruckners Begräbnisstätte (3 Stunden) einschließlich Eintrittsgebühren S 30.- Treffpunkt : Fremdenverkehrsamt, Hauptplatz 9, Tel . 26 B 51 z Sonderführungen : Stadtgebiet, St . Florian, Donautal und Stift Wilhering , jederzeit nach Obereinkommen - ENGL/SH GUIDE ON DEMAND , GUIDE FRANC::AIS SUR DEMANDE GUIDA IT ALIANA A RICHIEST A 1111 N ibelungenlied genannt. Sc h w a n e n - s t a d t und G r i es k i r c h e n (Bahnstation für das Zei leis institut in Gall spach) wurden schon im 17. Jahrhundert zu Städten ernannt. V ö c k I ab ru ck, der Ausgangspunk t für die Fahrt zum Attersee, erscheint schon im 12. Jahrhundert als Stadt. Besonders inter- essant ist auch die Entwick lung von St e y r - e g g und G r e i n. Beide Städ te si nd an der Donau gelegen und, da sie bereits um di e Mi t te des 12. Jahrhunderts urkundlich er- wähnt si nd, hätt,en sie v ielleicht ei ne ähn- li che Entwicklung nehmen können wie Linz. Beiden Städten aber fehlte hierzu -die Grund- vo raussetzung: die günstige geographische Lage. D ie Landeshauptstadt entstand dort, wo der Haselgraben, da,s Mühlviertl er Hoch - land durchbrechend, ei ne Straße nach Norden frei gib t und an der Stelle, an der die Donau (vor der Regulierung) 111 einem breiten, se ichten Becken dahinfloß und eine leichte Überq uerung ermöglichte. Dieses Becken g,e- stattete di e Ausbreitung von Linz. Steyregg un d Grei n sind klein gebEeben, aber die über die Stadtdächer ragenden Sch lösser und in Gre in das berühmte Stadtth ea ter aus dem Jahr,e 1790 sind neben der landschaftlich en Schönheit dieser Stä,dte besondere Anz.iehungs- punkte für die Fremden. Das Thema dieses Aufsa tzes wäre aber nur unvoll ständig behandelt, würden nicht G 111 u n d e n und das erst 1940 zur Stadt erhobene B a d I s c h I erwähnt sein. Für die Bewohner beider Städte ist der Fremdenver- kehr eine entscheidende Einnahmsquelle. Die prachtvolle Landschaft Gmundens mit dem Blick über den T raunsee z um Hochgebirge und der von B-ergen umrahmte und von der Traun durchflossene We lükurort Bad Ischl lassen den Stadtcharakter mit se inem Trubel, se inem Lärm und seinem Hasten zurücktreten. Es ist kein Zufa ll , daß der Fremdenverkehr in Oberösterreichs Städten von Jahr zu Jahr steigt. Ob der Grundcharakter der Stadt durch die Industrie, das Verkehrsnetz oder die Landschaft bestimmt w ird, ist für ·ihr,en Fremdenverkeh rswert irrelevan t. Die ständi g stei genden Nächt igungszahlen der aus ländi- schen Gäste beweisen klar: Oberösterreichs Städbe sind neben den Kurorten einer der Hauptfaktoren des Fremdenverkehrs unseres La ndes.

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