(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

St röme, du heilender Quell , und lasse die /(ranken gesunden ! Rheumaheilbad Schallerbach Als im November des .Jahres 19 18 bei einer Bohrung in Scha ller- bach, a uf der Wiese des „Überl-Gutes", statt dem sehnlichst erwa rteten Ö l aus einer T iefe von 460 m plötzlich mit großem Druck ein mächtiger Strahl heißen Wassers a us dem Bohrloch emporschoß und das ganze Gebie t einfach überschwemmte, ahnte noch niemand den reichen Segen , den di ese Therme der leidenden Menschheit bringen soll te. Schon ein Jahr vorher hatte man, als das gleiche Verhängnis im nahen Wallern passierte, einfach a lles wegge rä umt und das Bohrloch zugeschüttet. Damals war der Druck nicht so sta rk gewesen. Diesma l wa r an ein Zuschütten nicht mehr zu denken . Es konnte nur eiligst das Feld geräumt werden , nachdem noch Vorsorge getroffen wurde, das \ ,Vasse r in d en vorbeifließenden Bach , d ie Trattnach, abzuleiten. Vorerst wa ren es nur die bei der Bohrung beschäftigten Arbeiter , die nac h dem ersten unfreiwilligen Bad nun abends gerne in das 36,4 Grad Celsius wa rme Wasser stiegen , aber das ,, \ ,Varme Bad " war ba ld bekannt, so da ß Leute a us a llen Gegenden des Landes sich zum „Kuraufen tha lt" einfanden . Denn es hatte sich herum- gesp rochen , wie wunderba r das Wasser bei Gicht und allen rheuma tischen Leiden wi rke . Ein wa hrer Strom von H eilung- suchenden kam täglich mit dem Zug bei d er Haltestelle Wallern an, von wo nun ein wahres Wettrennen um den besten Pl atz begann . Seit der Zeit des „wi lden Badens" in den J ahren 1919, 1920 und 1921 sind mehr a ls 30 J ahre vergangen . D er große Krieg hemmte die Entwicklung des kleinen Ortes, und doch hat sich Bad Scha ller- bach inzwischen zum Markt aufgeschwungen , der sich eigentlich noch im Ausbau befindet, j edoch mit seinen Hotels, Gasthöfen, Pensionen und Miethäusern auch dem anspruchsvollen Gast einen angenehmen Kuraufentha lt bieten kann. Aber a uch d er Minderbemittelte hat die Möglichkeit, durch seine Krankenkasse in eines der geschmackvoll eingerichteten H eime zu kommen und so, a ller Sorgen ledig, drei \!Vochen lang sein heilendes Bad zu nehmen . D er Strom der H eilungs uchenden war in den letzten K riegs- j a hren vvohl kleiner geworden, a ber abgebrochen ist er nie; seit 1946 ist er stetig a ngewachsen . Das J a hr 1955 wa r in der Geschichte Bad Schallerbachs das stä rkste. An 15.000 Kurgäste wurden mehr a ls 300.000 Bäder mit einer Tagesfrequenz bis zu 1600 Bädern a bgegeben. Einstma ls, zur Zeit des „wi lden Badens" , saß der Patient im Ab flußgra ben d es \,Vassers; heute baden die Patienten in 40 modern eingeri chteten Einzelkabinen, in zwei Gemeinscha fts- becken und in zwei U nterwassergymnas tikbecken, j edoch immer im strömenden sich ständig erneuernden Wasser , das ohne j eden Zusatz , ohne Erwärmung oder Abkühlung, direkt von der Quell e in die Bäder geleitet wird . Das sprudelnde Wasser in den Becken macht d as Bad für j eden zum Vergnügen. J eder Patient steht unte r der K ontrolle eines Bad earztes, und es wird Sorge ge tragen, d a ß keiner „z u viel des Guten" tut . Gerne läßt er sich nach d em Bad e von der freundlichen Schwes ter einwickeln , um in der Ruheka bine noch ein kleines Stündchen zu verweilen . Falls es notvyendi g ist, kann di e Kur auch noch mit modern en therapeutischen M itteln erweitert werden. Es stehen Apparate für Elektrobehandlungen , U ltrascha ll , Aerosolinha la tionen und ein moderner Da rmspülappa rat zur Verfügung. Auch Röntgen- a ufnahmen können gemac ht werden , ebenso wird auf Massage besonderes Gewicht gelegt. Eine eigene Sta tion fü r di e Behand lung von Folgez uständen nach Kinderlähmung wurde a usgeba ut. Zwei große U n terwasser -Gymnas tikbecken mit 25 Ruhekabi_nen , ein Unterwasserdruckstrahl-Massageappa rat sowie Turn- und Sportgerä te d ienen den Patienten , die nach einem Aufentha lt von vier bis sechs \!\lochen meist rech t schöne Erfolge zu ver- zeichnen haben. Nac h eiern Bade ve rweilt der Patient gerne in d er ähe dieses wundersamen Wasse rs. In der Lese- oder \,Vandelha lle gibt es Zeitungen oder ein gutes Buch aus der Leihbücherei. In den herrlichen Anlagen rund um d as Bad ehaus ha t sich bes timmt noch j eder „sein Platzerl " gefunden, das er besonders liebt ; sei es ein Banker! in der Birkenallee oder ein besonders schöner Stra uch, wo er täglich seinen Liegestuhl aufstell t, wenn er ganz unges tört sein will und wohin der Wind nur ganz leise die K länge d er Kurmusik trägt ; d enn in d er Zeit von Mitte Ma i bis Ende September ist zweima l täglich Kurkonzert. Zweimal in der Woche ,kann man d en K längen des Kurorchesters auch am Abend lau- schen und dabei ausprobieren , ob das kranke Bein schon Lust ha t, einen Walzer zu drehen . Bad Schallerbach selbst liegt im Tal d er Trattnach , umgeben von lieblicher Hügell andschaft . Es gibt viele Mögl.tc;:hkeiten, das bunte Leben im Kurpa rk einmal h inter sich zu lassen und eine kleine oder weitere Wanderung zu wagen. Sicher wird d er erste dieser Sp~ziergänge auf d en M agda lenaberg führen , wo doch das tausendj ährige Kirchl ein da oben schon d en ankommenden Gas t grüßt und ihn einlädt, hina ufz upilgern. Bei einem Scha ler! K affee kann ma n - wenn d as Wetter nicht gerade ganz trüb ist - d as Panorama der Alpen genießen. Zumindes t a ber wird ma n sich gerne einmal Bad Schall erbach von oben ansehen wollen . - Aber a uch das herrli ch gelegene Schwimmbad ist es wert, ihm einen Besuch abzusta tten . Das Bad im Freien ha t ständig eine T emperatur von 25 Grad , d a es mit dem Therma l- wasse r zusätzlich angewä rmt wird . ,,S tröme, du heilender Quell , und lasse die Kranken ges unden! " Das ist die Inschri ft d es Trinkbrunnens in der \i\Tandelha ll e. Da ß alle, die zur H eilquell e nac h Bad Scha ll erbach kommen , nach dem Kuraufentha lt erholt und zufri eden heimkehren , wünscht d ie K URKOMMISSION BAD SCHALLERBACH 54

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