(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

KURDIREKTOR KARL HAIN, BAD HALL HEILBÄDER UND KURORTE ZENTREN DER OBEROSTERREICHISCHEN FREMDE NVE RKEH RSWI RT SC HAFT Oberösterreich gil t a ls emes der wirt- schaftli ch am besten fundi erten Bund es- länd er. Es ve rdankt seinen Wohlstand seiner günstigen geographisc hen Lage mit a llen daraus sich ergebenden vor teilhaften Bedingungen, aber a uch se inen wahrhaft a rbeitsarnen Bewohnern. Bis vor wenigen J a hrze hnten noch war Oberösterreich als das ideale Bauernland anzusprechen; in den letzten J a hren sind mit steigender Bevölkerungszahl j edoch Industrie und Gewerbe zu immer g rößerer Bedeutung gelangt . Große Industriezentren entstan- den. H eute zählt di eses Bundes land 1, 1 Mil- lionen Einwohner , die a uf eine Fläche von rund 12.000 Quadratkilometer ve rteilt sind. Obwoh l Oberösterreich da nk der Nähe des Erzberges über eine sehr al te Industrie verfügt , gelang es dieser erst in jüngs ter Zeit, in vielen Gebieten unserer H eimat zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor zu werden. Mit der Verbesserung des Ver - kehrswesens, mit dem Steigen der R eiselust und vor a llem aber mit der Entdeckung Österreichs a ls ideales Ferienland begann a uch in Oberösterreich noch ein weiterer Erwerbszweig in den Vordergrund zu rük- ken: die Fremdenverkehrswirtschaft. Niema nd leugnet heute mehr , daß der Fremdenverkehr einen ganz wesentlichen Aktivposten unserer Volkswirtschaft dar- stellt. Seitdem in a ll er Öffentlichkeit nach - gewiesen wurde, daß in ganz Österreich rund ein Fünftel der Bevö lkerung direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr lebt, seit es sich erwiesen hat, daß di e Einnahmen aus dem Fremdenverkehr zum Ausgleich unseres Außenhandelspass ivums dringen- der denn j e notwendig sind, und seit es sich gezeigt hat, da ß der Fremdenverkehr in ganzen Gebieten wirtschaftsbefruchtend und krisenhemmend auftra t, ist se in \!Vert a llen Kreisen evident geword en. Gerade Oberösterreich hat im Fremden- ve rkehr noch große, zum Teil unaus- genützte Möglichkeiten , die es zu nutzen gilt . Die fortschreitende Erhöhung der R eisegeschwindigkeit und Verkehrsdichte erschließen neue Einzugsgebiete, schalten and erseits aber auch Orte in den Fremden- ve rkehr ein , die noch vor kurzem a bseits 45 von der Straße lagen . Der wachsende soz ia le \Vohlstand immer breiterer Be- völkerungssc hichten , di e sozialen Errun- genschaften , die N ivellierung des Volks- einkommens auf ständig ansteigendem Ii- veau und der bezahlte Urlaub machen Kuraufentha lte und U rlaubsreisen nun auch j enen Bevölkerungsschi chten mög li ch, die noch vor wenigen Jahren davon ausge- schlossen waren . Mit dieser Entwicklung erge ben sich für die kl assischen Fremden- verkehrsor te neue Chancen. Zu den kl assi- schen Fremdenverkehrsorten zählen m erster Lini e di e H eilbäd er und Kurorte. Sie sind die m a rkantes ten Zentren des R eiseverkehrs zur ges undheitlichen Wied er- herstellung und Erholung und a ls solches örtliche Schwerpunkte des nationa len Frem- denverkehrs. Gerade unser Bundes land Oberös terreich hat das G lück, eine R eihe bedeutender Hei lbäder und Kurorte zu bes itzen. Es kann a us dem Vorgesagten ni cht wunder- nehmen, da ß sie die Stützen des ober- österreichischen Fremdenverkehrs darstel - len. Allein di e vier großen Heilbäder Goisern, H a ll , I schl und Schallerbach übernahmen im J a hre 1955 mit 1,071. 303 Übernachtungen rund 33 Prozent a ll er Fremdennächtigungen unseres Bundes- landes. U nter Einbeziehung d er gese tzlich anerkannten Kurorte Gallspach und Gmun- d en bilden sie eine Gruppe von sechs Fremdenverkehrsorten, die im ve rgangenen Fremdenverkehrsjahr einen so erhebli chen Antei l aller Übernachtungen der 180 Fremdenverkehrsgemeinden Oberöster- reichs stell ten, daß sie mit R echt a ls die Schwerpunkte des oberösterreichischen Fremdenverkehrs bezeichne t werden müs- sen. Von den 2,404.027 Inl ändernächtigungen in gewerbli chen Betri eben , Priva tzimmern, Kur- und Erholungsheimen entfi elen 1, I 80.309 oder 49 Prozent a uf diese sechs Kurortsgemeinden. Von 786.11 3 Ausländer- näc htigungen kamen a uf di e genann ten Orte 275. 9 16, das sind 35 Prozent , und von 3, 190.140 Gesamtfremdenübernachtungen in Oberösterreich (ohne die Nächtigungen in Massenquartieren, a uf Campingplätzen und in Jugendherbergen ) betrug ihr Anteil 1,456.225 oder 46 Prozent. Zählt man nun die Zahlen der ac ht mittleren und kleineren oberös terreichi sc hen H eilbäder dazu , so zeigt sich, daß der Anteil der Heilbäder an der Fremdenverkehrswirtschaft unse- res Landes ein we itaus domini er ender ist. Es ergib t sich aus dieser T atsache der zwingende Schluß, diesen führ enden Frem- denve rkehrsor ten, di e ja nicht nur vom Standpunkt der Erwerbswirtschaft, sondern auc h von dem der Gesundheitspflege von großer Bed eutung sind, mehr Aufmerksam- keit zu schenken a ls bisher. Bei näherer U n tersuchung zeig t sich, daß di ese Orte im Hinbli ck auf di e Fremden- ve rkehrswirtscha ft eine R eihe wesentli cher Vo rzüge aufzuweisen haben. So war zum Beispiel ihre Bes ucherfrequ enz m den ersc hü tterungsre ichen le tz ten J a hrzehnten nirgends so stabil wie gerad e in den H ei lbädern. Ma n ka nn daraus fol gern, daß keine andere Fremdenverkehrsgrundlage eme bessere Sicherung gegen konjunkturelle Schwankunge n bie ten kann a ls gerade ortso-ebundene H eilbehandlungen (di e Kri- sen, di e Bad Schallerbach anfangs der dreißiger ] a hre durchmachen mußte, wider- legen diese Behauptung ni cht, denn sie waren nur das Ergebnis einer a ll zu rasc h vorwärts getri eben en und damit zwangs- läufig kri senanfälli g gewordenen Entwick- 1 ung) . Das günstige Ansteigen in der Be- sucherfreq uenz führte dazu, d a ß sich di e W irtsc ha ft dieser Orte verhä ltnismäß ig bald völlig auf den Fremdenverkehr auszu- ri chten begann. Di e T a tsac he, daß auch di e Privat beherbergung in den genannten H eilbäd ern und Kurorten ungleich stärker ausgenützt ist a ls in den sonstigen Fremden- verkehrsgemeinden, kam dieser Entwick- 1ung nur zustatten. Die in den großen H eilbädern bestehenden Heime der Sozia l- versicherungen bringen zudem durch mindestens zehn Ivfonate des J a hres Bade- gäste und d amit auch zusätzliche Konsu- menten. U nd doch dürfen alle di ese positiven Um- stände über gewisse Gefahrenzeichen nicht hinwegtäuschen. Bei Betrachtung der Ent-

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