(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956
lager. Die Mutter Gottes im dunkelblauen Kleid stützt mit zarter Fürsorge den blendend weißen Polster hinter J osefs müdem H a upt, den Blick voll Mitleid a uf den Scheidenden gerichtet . Am unteren Bettend e steht in zinnoberrotem Mantel voll Güte und Milde der H eil and , zur himmlischen H eimat emporweisend. Zu Füßen des Bettes kni et eine jugendlich weibliche Gestal t; sie hä lt in der Linken einen L euchter mit der brennenden Kerze, deren Licht di e Szene in ein mystisches Helldunkel taucht. R echts im Vordergrund macht sich ein Jüngling beim barocken Tisch, auf dem blühende Lili en liegen , zu schaffen, er harr t, wie es scheint, der Anordnungen, die vom Krankenbett kommen. Ü ber J esus und Maria schwebt der Hl. Geist in mildem Schein, vier a llerliebste Engelköpfchen , umden himmlischen Tröster gescha rt, beleben d ie rührende Szene durch ihr teilnehmendes Mi e- nenspiel. Ganz wun- derba r ist die Sprache der Augen und der Hände d es hl. Josef. So stirbt der schlichte Zimmermann, dessen Leben Gottergebenheit und Arbeit war! R e- selfelcl hat in der Ge- stalt d es sterbendenJo- sefwie in den Apostel- figuren des Seitenstett- ner H ocha ltarbi lcles wohl T ypen des Enns- ta les verewigt, wie es spä ter Kremserschmiclt mit seinen \,Vachauer v\leinhauern gemacht hat: Gesta lten, heimat- und gottverbunden in Abt Benedikt Abelzhauser ( 1687-1717) von Seitenstetten. Photo: P. Anton Umerhof a echter gediegener Frömmigkeit. Zugleich dokumenti er t sich darin aber auch des Meisters tiefgläubige Seele . Beide Bilder wurden 1875 von einem Dilettanten, der seine U n- fähigkeit durch di e Größe seiner mit weißer Ölfarbe gema lten Signa tur: L. Baierl R enovavit 1875" deutlich genug dokumen - tierte, überma lt. Anläßlich meines Besuches in Steinakirchen ha be ich t H errn Geistl. Rat M. R a b veran la ßt, die beiden Bilder wegen Gefähr- dung durch Feuchtigkeit von der Sakristei in den Pfarrhof zu übertragen, was a uch geschah, und fachmännisch durch das Bundesdenkmalamt restaurieren zu lassen. H err R ab war ja selbst an der Sache sehr interess iert. Offen steht nur di e Frage, wieso R eselfeld gerade für Steina- kirchen Bilder zu malen beauftragt wurde. Diese Frage ist leicht beantworte t. Steinakirchen war bis zur Aufhebung der Ben edik- tinerabtei Mondsee eine Pfarre dieses a ltehrwürdigen K los ters, und stand daher zu dem Benediktinerstift Garsten in enger Beziehung. Diese beiden Bilder entdeckt zu haben , ist mir aus verschiedenen Gründen sehr wichtig . Fürs erste steh t dieser „Tod d es hl. J osef " in direktem Zusammenhang mit einem gleichfa ll s der Öffentlich- keit unbekannten Bild „Tod der hl. Scholastika" in Kremsmün- ster, das bereits früher von mir als \ 1 \Terk R eselfelds angesprochen wurde; hier wie dort ist d ie kni ende Figur m it der brennenden K erze in der gleichen Stellung, j a sogar der Leuchter der gleiche! Reselfeld erzielt in beiden Bil dern in erhöhter ·wirkung j enes mystische Spiel von Licht und Schatten, das uns von dem durch Fackelschein erl euchteten Sebastiansbild in Garsten schon be- kannt ist. In der K omposition ist di eses kl eine Bild in Steinakirchen ferner ganz eiern bereits erwähnten , signierten, 2, 75 Meter hohen und 1,75 Meter breiten , sehr gut erha ltenen „T od des hl. J osef " in der Stiftskirche zu Admont verwandt, wo a uch in der Bild- mitte der hl. J osef sterbend im Bette liegt, rechts Mari a und links Jesus in rotem Mantel stehen , der HI. Geist über dem Sterbenden sich neig t , und fünf klein ere und größere Engel herniederschwe- ben, j a selbst am unteren Bildra nd noch zwei Englein die Szene beleben. Interessant ist weiter di e Christusfigur am J osefibi ld in Steinakirchen , die in ihrer H a ltung seitenverkehrt die Stellung des hl. Petrus a uf dem Seitenstettnerbild wiedergibt. Im R ot von J esu 41 Mantel , dem Blau in Ma ri ens K leid und dem Bronze der D ecke, di e den K örper des hl. Josef bedeckt, sehen wir di e drei charakteri- stischen Farbtön e R eselfelds, die uns beim Hocha lta rbild in Seitens tetten und andererorts sehr deutlich vor Augen treten. So bilden diese beiden Werke des Künstlers ein neues Glied 111 der Kette der bisher viel zu wenig gewü rdigten Leistungen des Ga rstner Meisters und es ist nur zu wünschen , daß eine fach- gemä ße R es taurierung sie bald in ursprünglich er Farbenpracht erstrahlen lasse . H aben wir Reselfeld bisher a ls Alta rbildmaler kenn engelernt, wollen wir noch kurz a uf seine Porträ ts aufmerksam machen. Daß der Meister auch a uf diesem Gebiete ers tklassiges zu leisten vermochte, beweist das sprechende Porträ t des Abtes Ambras Freudenp ichl im Pfarrhof Garsten, von dem eine Replik sich in Christkindl befindet, sowie di e vorzüglichen Bild er der Äbte Benedikt Abelzhauser und Ambras Brevenhuber in Seitenstetten. Ersteres trägt rechts unten di e Signatur: J. Carl v. Reslfelt f: 17 15. D er Künstler versteht es, di e beiden geistreichen L enker der Geschicke Seitenstettens und ihre seelisch-charakteristische Eigenart sprechend mit dem Pinsel wiederzugeben. Das in Thi eme- Becker angeführte Porträt Abelzha users im Pfarrhof Sonntagberg ist kein Reselfelcl, sondern eine spätere K opie. Die H abs burger- b ilder, ehedem in Gar- sten, jetzt in Gleink, sind, wie ähnlich Serien verschiedener Barock- maler, mehr konven- tioneller denn künst- lerischer Natur. Die Gemäldegalerie in Kremsmünster bes itz t unter den interessanten Selbstporträts verschie- dener Künstler a uch eines von Reselfeld aus der Zeit um etwa 1710. Es zeigt den Künstl er mit dem selbstbewuß- ten Ausdruck, der scharf geschnittenen Nase und dem herb ge- schlossenen Mund, auf dem Haupte die Pe- rücke, das dunkle, bra une Auge forschend auf den Beschauer ge- richtet; um den Hals schlingt sich der weiße Schal, über das dunkel- blaue Gewand breitet Kremsmünster , Kanzelbild. Detail sich in reichem Falten- wurf der bronzefarbene Mantel. Die Linke hä lt die Palette und vier PinseF. Fr e sken Von geringerer Bedeutung ist R eselfeld a ls Freskant, wenngleich ein genaueres Urteil hierüber sehr schwer zu fä llen ist, da manche Fresken nicht mit Sicherheit a ls sein \i\lerk nachweisbar oder stark restaurier t, zum größten Teile abe r zugrunde gegangen sind. War Reselfeld auch nur ein Künstler von mehr oder minder lokalem Wirken, so gehört er doch zu den bedeutendsten Ver- tretern der ersten Periode echt österreichischer Meister und ein Großteil seiner Bilder zähl t ob ihrer gediegen en Komposition und Fa rbenfreudigkeit noch h eute zu den Perlen österreichischer Barockmalerei. 1 .Johann Gar! R össler , aus Tyroll gebü r tig, bei 27 .Jahre al t, sei kurz vorher von sein Ma ler Stuijs aus VVelsch landt zurückgekommen, und hi er in Bestall ung von 200 fl . sich erge ben, hat 1686 die beiden Bilder des Ber tholdi- Alta res d er hi esigen Klosterkirche gemalt. 2 Das Bild , seinerze it H ochalta rbild, hängt j etzt a uf der Evangelienseite nahe dem H ochaltar . 3 Das Bild ist mit „.J. Carl v. R eslfelt fecit 1703" signiert. ' 1 „ 1720 H errn Rösslfeldt Mahlern unb ein Frauenbilt neben anderen Silber Verehrungen gegeben 30 fl ." 5 Das Bild wird gegenwä rtig restauriert. 6 Fr. X. Pritz, Geschichte der eh. Benediktiner kl ös ter Garsten und Gleink, S. 137. 7 Von einem zweiten, angeblich 1884 noch in Garsten befindlichen Selbst- porträt (Studien und Mitte ilungen 1885, I. 194) ist nichts bekannt.
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