(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

von 1705 irrig zu sein. Erst auf vielfaches Drängen machte R eselfe ld 1710 eine Skizze zu einem „unschuldigen Kindlein- bladt" . vVenn R eselfe ld sich, wie vorhin erwähnt , dami t en t- schul digt , daß er mi t Arbeiten für seinen H errn, den Ab t von Garsten, ü berhä uft sei, so mag dies zum T eil der Fa ll gewesen sein, da d ie undatierten vVerke von Garsten zumindest teilweise in di ese Zeit fa ll en. (Wir kommen auf di ese Bilder noch zu rück! ) Zum größten Teil a ber dürfte die Bitte an Salzburg um Auf- schu b au f ein e ganz a ndere U rsache zurückzuführen sein. Seiten- stetten hat te, wie wir sahen , bereits 169 7 aus des Künstlers H a nd Bilder fü r zwe i Se itenaltäre erha lten , und n un sollte R eselfeld für den neu er ri ch te ten, groß angelegten Hocha lta r „D ie H immel- fa hrt Mariens" beiste llen , was er auch im J a hre 1706 in einem H auptb ild ri esigen Ausma ßes und einem daz u komponierten O berbild, darstellend di e „H eiligs te Dreifa ltigkeit" , tat . Da ß ein Gemä ld e von solchen Dimensionen geraume Zeit in Anspruch na hm und der Kün stler di esen großen , ehrenden Au ftrag der kleinen Sa lzburger Bes tellung vorzog, liegt auf der H a nd. D ie Stiftskirche Seitenstetten erhiel t in diesen beiden Gemälden d es Hocha lta res des Meisters prach tvolles H auptwerk. V erwunder - lich ist, d a ß hiezu keine vorher angefertig te Skizze bekannt ist. Soll te man dem Künstler bereits so unumschränktes Ver tra uen in sein K önnen zugebillig t haben, oder ging sie spä ter verloren ? Das Archi v gibt hier über j ed en fa lls keinen Aufschluß. Das Bild kostete 1200 A. und trägt die Signatur : ,, 1706 Carl v. R es lfel t" . Die beiden Bilder für den monumenta len H ochalta r zu Seiten- stetten sind entschi eden R eselfelds glänzendste Leistung. Di e gesc hickte Diagona lteilung der Bildfläche und Gruppierung d er Personen sowie di e meisterhaft durchgefü hrte, echt ba rocke Dreieckskomposition im Bi lda ufba u zeigen in hervorragender v\Teise d es Meiste rs K önnen . Es lag im vVesen der Themen ba rocker Ma lerei, die Darstellung bei Alta rbildern meist in eine irdische und eine himmlische Szene zu tei len, wobei nicht selten das Ganze zu sehr in d en R ahmen ged räng t erschien und so die gesamte Komposition 37 Oben: Garsten, R ück seit e des Sommerchores. ,, Kreuzabnahme" -<- Ne benstehend: Sti ft skirche Kremsmünster. A llerseelenbild sta rk beeinträchtig t wurde. Denken wir beispielsweise an R esel - felds groß angel egtes Allerseelenbild zu Kremsmünster. Dort zeig t sich Ma ria a ls F ür b itterin fü r di e armen Seelen bei ihrem gö ttlichen Sohn. Thema und Da rstellung sind j a m eisterhaft behandelt, aber die Dreiteilung: unten die a rmen Seelen , von d en mächtigen Engelsboten a uf Ma ria gewiesen, di e ihrerseits di e Bitte an d en wieder höher thronenden H eiland wei tergibt , wa r eben für den geradlinig a bschließenden Bildraum fas t zu viel und stört trotz der wunder voll innigen D eta ils di e Gesamt- wirkung d es Gemäldes. Beim H ocha lta rbild in Seitenstet ten h ingegen fo lg t d as von einem aus Stengeln, Blä ttern und Früchten gebildeten Ra hmen umge bene H a uptgemälde dem zerschnitten konkav geformten Gebä lk, d as sich in der M i tte ha lbkre isförmig h inaufz ieht. Dadurch kann sich di e K omposition a uflockern . D as gleiche gilt für das kleinere Oberbi ld , das ebenfa ll s ein viel- gekrümmter R a hmen umschließ t. Die 4, 77 Meter hohe und 2,9 1 Meter breite H auptdars tellung zerfä ll t in zwei Szenen : Die Apos tel am Grabe und di e in den Himmel emporschwebende Mutter Gottes . D ie krönende Fortsetzung im Himmel durch das Oberbi ld vermittelt in kluger Anordnung das goldstrahlende Wa ppen d es Abtes . Zen tral in di e Landschaft ges tell t sehen wir in d er Bi ldmitte in zweifron taler Ansicht das ba rocke Steingrab geö ffn et, überrag t vom dunkel in der Fern e a ufs teigenden Berge d er Vora lpen . Am bl a uen F irmamen t, von sommerli ch schwül er Duns tschicht um- z ittert, zieht rechts eine mächtige H a ufenwolke hera uf. Echt heima tli che Luft durchweht das Bild . Leer ist di e S tä tte, in wel - cher d er reinen Jungfrau b leicher Leib ge ruh t, R osen und L il ien in süßem Duft nur birg t der Grabes raum! M ienen und Gebä rden der 15 um Mariens letz te Ruh es tä tte Versammelten verra ten nun in einma liger drama tisch-künstlerischer Da rstell ung das tiefe Sta unen über das unfa ßba re Wunder, das sich hier vollzogen.

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