(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

GOTTFRIED ENGELHARDT ~er ~arocfmaler So~ann~arI uon ~efelfelb Dem a us T iro l stammenden, vielfach zu wenig beachteten und vergessenen Ga rstner Barockkünst ler die gebüh rende Würdigung zuteil werden zu lassen, soll der Zweck dieser Abhandlung se in . 1658 wurde der Künstler in Schwaz in Tirol geboren. Leider lä ßt sich weder über die ri ch tige Schreibweise seines Namens (er selbst signier te versc hieden ), noch über seine Abstammung Näheres eruieren, da ei ern Brand d es Jahres 1809 der größte Tei l der Ma triken von Schwaz zum Opfer fi el. Abt Roma n I. Rauscher, gleichfalls aus Schwaz ge bürtig, erkannte ebenso wie der Steyrer Freiherr von Ri esenfels die Fä higkeiten des jungen Talentes, und so kam R eselfeld auf K osten der beiden nach Vened ig zu dem aus i\l[ünchen gebürtigen Ca rl v. Loth, genannt Carl otto. D ieser, ein Schü ler des großen Na turalisten Michelangelo de Caravaggio, gal t a ls hervorragender Lehrmeister junger Künstler. Er ve rstand es, die Persönlichkeit sein er Schü ler zu formen und zur R eife zu bringen, ohn e sie desha lb in seinem Sinn einse itig zu beeinAussen. R eselfe lcl bewunderte in Ita lien vor a ll em in ihrer konzentrierten leuchtend en Farbigkeit di e Werke eines Caravagg io, d er di e ita lienische Malerei vom Manierismus zum Früh- und Hochbarock führt e und die GroCen des Barocks in seinen Bann zog. R eselfelcl kam ferner in Berührung mit der neapolitan ischen , bolognesischen und vor a llem der venezianischen Ma lerei. Correggio mit seiner Schwerpunktbehandlung im Bildaufbau und ei ern durchge bi ld eten faszinierenden H ell clunkel, die Carracci mit ihren starken Bewegungen und ihrer we ltfrohen Sinnlichkeit, T izian mit seiner R a umti efe und Pinselführung, nich t zuletzt Tintoretto mit seiner übersinn lich gerichteten visionä ren Bilclwel t bleiben im Schaffen R eselfeld s von nach - haltiger Wirkung. Von Carlotto, dessen Farben- und Formensinn V enedig se lbst nac hha ltig bee inAußte und ihn dem Naturali smus nahekommen ließ, brac hte der Garstner M a ler den stumpfen, rötl ich-braunen Grundton, ein zartes Empfinden d er Fa rben , eine sorgfältige Behand lung der H ä nde und die Anwendung stark bewegter Traperien mit. Nach vier J ahren kam der junge Künstler vo ll der tiefst befruch - tenden Eindrücke in seine H eimat zur ück. \!Vä hrencl nun Michae l R o ttmayer von R osenbrunn, Pete r Strudel von Struclenclorff und Johann Andreas ·wolf, die ebenfall s Loths Schüler waren , als Hofmaler in der Wiener , Salzburger und Münchener R esidenz ihre Werke sc hufen, tritt R esel felcl la ut Ver trag vom 17 . Novem- ber 1684 mit ein er J ahresbes ta ll ung von 200 fl. in den D ienst des Benediktinerstiftes Garsten, wird dort unter die Offizi a len a ufgenommen und lebt im Klosterve rba nd a ls „familiaris" durch 51 J a hre seiner künstlerischen Tätigkeit. Für drei Mona te des J a hres ist er dem St ift verpAichtet, die übrige Zeit ka nn er nach Belieben zur freien Ausübung seiner Kun st in fr emden Di ensten ve rwenden 1. In den fo lge nden Dezenni en en tfa ltet nun der junge R eselfelcl seine reiche künst ler ische Tätigkeit in einer R eih e zum Tei l großforma tiger 1 1 \/erke. Es wäre ungemein interessant, di e Ent- wicklung inj eclem einzelnen seiner Bi ld er a ufzuzeigen, doch würde dies d en R ahmen d ieser Abhand lung weit übersch reiten. Resel- felcl a rbeitet vor a ll em für das Stift Garsten und die zu di esem gehörenden Pfarreien, bekommt a ber a uch über Oberös te rreichs Grenzen hina us Aufträge. Seine Tät igkeit beschränkt sich haup t- sächlich auf Alta rwe rke und Da rste ll ungen relig iösen Inha ltes. Ö lge m ä l d e In die erst voll endete Sommersakristei z11 Garsten, d ieses Schatz- kästchen ös terreich ischen Stuckbarocks, malt Reselfe lcl a ls erstes Werk das Bild des Kreuz-Altares mit Christus am Kreuz im Mi ttelfeld, umgeben von a lttestamentlichen Vorb il d ern d es Kreuzesopfers, fei n eingeglied ert in d ie prac htvoll en Stuck- ornamente. Bereits 1686 entsteht für Garstens K leinod, di e wundervoll einheitliche Prunkkirche, das Bil d des Bertholdi- Altares „St. Berthold heilt Kranke", interessant ob seines viel- fi gurigen, a uf italienischen EinAuß weisenden Bildaufbaues in einer S-Kurve, deren statisches Element der stehende, nach 35 aufwärts blickende H eilige bildet. Diagonalteilung de r Bild- fl äche und Dreieckskomposition charakterisiert, wi e später noch so oft, R eselfelds Werke. Licht und Schatten sind wohl abge- wogen, ohne krasse Gegenüberstell ung. Im Oberbi ld scha uen wir d ie Bes tattung des H eiligen. Zwei J a hre später wagt sich der j unge Künstler an das Kolossalgemälde „Anbetung der Hei ligen Drei Könige" für den ba rocken Hochaltar der Stadtpfarrkirche Steyr. Vlenn auch das imposante Gemälde im a rchitektonisch trapierten Ra um, in der statischen Gruppierung und dem satten Kolorit wie a lle Frü hwerke Reselfelds den sta rken italienischen Einfluß nicht leugnen kann und wir in der H altung der li eb- li chen Madonna mit dem Kopftuch, dem her zigen Kindlein und dem südlich t iefbl a uen H immel sowie dem aus dem Dunkel erscheinenden hei ligen Josef deu tlich di e venezianischen Vor- bilder ersehen, merken wir doch bereits a llentha lben eine eigene persönliche künstleri sche Intuition, die südliche Formen und Farben in österreichische Eigenart umzuse tzen beginnt. Der greise König, a nbetend a uf den Knien liegend, mit den n ied- lichen schleppetragenden Pagen sowie die beiden noch stehenden Mag ier bil den in Komposition und K olorit eine re izende, aus- Ehemalige Stiftskirche Garsten. Altarblatt des Berthold-Altares ,,St. Berthold heilt Kranke"

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2