(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

bauend a uf eine Vielzahl von Färbereien wurd e hier einstmal s der Stoffdruck sehr ge- pfleg t . Ei n ei nzige r Betrieb führt heute das alte Erb e ,in bedeutenderem Umfange noch we iter. Es ist di es di e „M ü h 1 v i e r t 1 er Zeugdruckerei" in Li cht ena u, der en Erze ugun gsprog ramm Vorhangstoffe, Möbel- und Dirnd lstoff e, Tischdecken, Pö lster und überwürfe umfa ßt . Tm müh evo ll en hand- we rk li chen Verfah ren w ird h ier of t noch mit O ri gi na l-Drucks töcken a us dem achtzehnten und neunzehnt en Jahrhundert gearbeitet. Die Stoffdessi ns halten natu rgemäß ein e konse r- vativere Linie und ze igen Renaissa nce-, Ba- rock- un d Bi edermeiermust er 111 recht an - sp rechend er Art . Darüber hin a us bemüht man sich mit gutem Erfo lg auf dem Gebiete der Vorhän ge, a uch durchau s modern w ir- kende Must er, w ie „Hopfen" oder „Wilden \lVein ", z u bringen. Das H and weben und Teppichknüpfen 1st ei ne Fe rti gkeit , die unse ren Mädchen in der Schul e schon beigebracht wird. Neben den mehr industriell betriebenen Erzeugungs- stätten d er „A lpe nl an d-Weberei" in Leon- stei n g ibt es nur mehr wenige w irklich be- deutende kun stgewerbli che Handwebereien in Oberöster r eich . E ine davon ist di e W erkst ä tte vo n Loi s R e s c h in Schwertberg, deren Spezialität h a nd gewebte Möbel- und Vor- han gstoffe und di e sogenannten „Schwe rt- berger" Noppen- und Knüpfteppiche sind, die wegen ihrer geschmackvo ll en Art und un verw üstli chen Qua lität z u ei nem oberös ter - reichi sch en Beg riff w urden. D ie Webere i Maria M ün z e I in Bad [schl beschäft igt sich einerse its mit Teppichen und Hausra cstexcilien , andererseits mit der H er- stellun g sehr apa rter Damenbeklei dun gs- stück e. Un zähli g sind die Handwebereien, in den en hauptsächli ch „Fleck erlteppiche" ve rarbeiter we rden ; sie gehö ren aber doch nicht meh r ga nz in un se r Gebie t . Nicht vergessen dürfen w ir di e Petit-point- Arbe iten von Frau Maria P riß n er i n Linz, und es ist sehr erfre ulich, festzustellen, daß es di e Lin ze r Arbe.iten durchaus mit der große n Wiene r Ko nkurrenz aufn ehmen können. Hieher gehören f erner noch die mehr auf d em Sektor des „Ha usfleißes " als auf dem des Gewe rbes und Handels t ä ti ge n Sticke- rinnen des Sal zkammerg utes , deren pracht- vo lle Kreuzsticharbe it en, in Rot oder Blau a uf weißem Lein en a usgeführt, a ll gemein bekannt sind, und die nach 1945 bei un s ansäs sig gewo rd enen vo lksdeutschen Spitzen- köpp lerinn en . Leid er sind diese K unstgat tun- gen abe r im A uss terben beg riffen und we rd en mei st nur mehr vo n a lt en Frauen gepfl eg t. Im Geb,iet von Obernberg am Inn versucht die F irma Bö hm -Chemie e111e Kun st- gewe rbega ttun g heimi sch z u machen , di e bi s- her in Oberösterreich unbekannt wa r: di e Stoffma lere i. Nach Vo rl age n von K ünstl ern so ll en begab te La ien in H eima r beit R eise- a ndenken, Mo dellkl ei der und vor allem Pa- ramente bema len. W iewe it d em interessant en Untern ehmen Erfo lg beschi ed en sei n w ird, bleibt jedoch abz uwa rten. O ber di e bi sher besproch enen A rten hinaus g ibt es noch ein e Reihe sehr leistungsf ä hi ger K unstgewe rbebetri ebe oder einzelne K unst- hand we rk er, di e erwä hnt we rden mü s,sen, um das Gesamtbild reche z u vervoll st ä ndi ge n. Auf dem Gebi ete der kunsthandwerklichen St roh- und Bastflechtarbeiten n immt die Werkstätte Ingeborg R i e d 1 e r den bedeu- te nds t en Pl a t z ei n. Ihr Erzeugungsprogramm um faßt Hüte, Taschen, Mat ten und Körbe a ll er Art. St il-iscisch ze ichnen sich ihre Ar- beiten du rch eine glück lich e Verbindung von mode rn er Linie mit überlieferter Fo rm und durch besond eren we ibli chen Charme a us. Die Werkstätte von Frau Dr. R osl Kreb s erzeugt Lederwaren, d eren Verzierung durch ein mühevolles Schnei den ( = Lederschnitt) mit der H a nd erfol gt. Ihre D essi ns sind des- halb durd1 a us ornamental und vornehm zu- rückh a lt end - ein wohltuend er Gegensatz zu den Scheußlichkeiten der verschiedenen Lederpreßtechniken ! Ei nen ,in Oberösterreich se lt en gewordenen Beruf übt H err Karl B i e ,d er m a n n in Steyr aus. In se inem „Atel-ier für G lasschnitt" ent stehen Wund erwerke aus funkelndem K ri stall , die an manch altes G lashütten- mä rchen aus dem Böhmerwald eri nnern. über ihn und über di e berühmte oberöster- reichische G lasmacherfami li e Lob m e y r haben wir an gleicher Stelle früher schon berichtet . Schli eß lich darf eine w eitere Gruppe d es hei- mi schen Kunstgewerbes nicht vergessen we r- d en : die Go ld- und Si lberschmiede. Fast jeder bedeutender e Ort verfü gt über eine solche Werkstätte, die meist im Zusammen- ha ng mit ei n em Feinmechanikergewerbe und ein er Uhrenhandlung steht. Stilistisch begeg- nen w ir äußerst konser va tiven Formen - der gegossen e Schmuck R e i s i n g er s in Mondsee we ist häufi g barocke Motive auf - und ein er geschmackvo ll en modernen Linie, w ie sie von Wilhe lm K r a u s n e k er in Linz v,ertreten wird. Let z tere Werkstätte gehört wohl z u den bekanntes t en Kunstgewerbe- becri eben O sterreichs , die ihre Auftraggeber unt er den v ornehmsten Familien d er A lten und der Neuen W elt bes itz t. Zu ,einer Linze r Spez ia lität sind ferner di e aus Silberdraht gefo rmten Broschen , Anhänger und Armbän- de r Geo rg S e i d e 1 s sowie di e von Seidel gefaß ten Emailschmucks tü cke des St.-Floria- n ers Wilhelm Kaiser geworden. D ie Vor- li ebe d es Linzer Silberschmiedes Franz Sc h m i d gil t der k ünstlichen Erzeugung von R osen aller A rt, und di ese k lei nen Silber- rosen haben sogar ei nem h eimi schen Künst - lerbund den Namen gegeben.

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