(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

Handgewebter Wandbehang aus Reinwolle, in Natur- und Pflan- zenfarben ge- färbt Rechts: Möbelstoffmuster aus einer Müh' - viertler Hand- weberei Photos : Max Elersebner sie .se it den zwa nz iger J ah re n z um ständigen Repertoire der ein schl ägigen K unstgewe rbe- bücher O sterreich s und D eutschl a nds zählt. E in e junge K eramiker in , Frl. G und a Schi - h a n , beschäfti gt sich in ihrer Mauerkirch- ner W erk statt hauptsächli ch mit Gefä ßkera- miken, denen s,ie a ußero rdentlich aparte For- men und Glasur en z u geben we iß. Ebenso bemüht sie sich , di e Tra diti on der a lten Mac- ci gcal er Geschirre mit ,ihren chara kcer•is ti sch en smalcblauen Fa rbtön en forcz use tz-en . Der W erkstoff H olz ,is t nicht nur ein be- gehrter ös ter reichi scher Ex porca rcikel und wircschafüicher Ma rkcfaktor unseres Bundes - la ndes, se ine Ve ra rbeitung z u intimen Ge- bra uchs- und Schmuckgegenständen wird heure w ie damals mit v iel F le,iß betrieben. Akad emi sch geb,ildece und ur.sprüngläch vo lkstümli che Küns tl er, w ie K. Rauch , A ltmünster , R . H e i ß 1, Rindbach, oder H . M a i e r h o f e r , Ze ll am Moos, schnit- zen he,ute noch a us inn erer Berufun g ih re Werk e z u Go ttes Ehr ', und sie sind w ir ihre berühmten kl ass ischen Vo rgänger ebenso gute Handwe rker. Es ist hi er besonders schwier,ig, d ie G renzen nach hüben z ur K unst und nach drüben z um re 111 gewe rblich en Gegenstand z u ziehen - ma n denke nu r a n di e p rachtvo llen Masken vo n Heiß [, a n d ie Krippenfiguren des Nacu r- ca lences Paul S c h w a i g e r , Ebensee, oder a n di e za hlreichen V ichcaue.r Butterformen, die einerse its primiti ve r gewe rblich er Erzeu- gung ent stammen, a nd erer seits aber al s be- stes K un stgewerbe, das sich steigender Be- 1 iebcheic als Reisea nde nken er fre ut, bezeich- net we rd en müssen . O berös terreich ist ein Land der Drechsler , und fase in jedem D orf e stehe beim Wagner oder T ischl er noch eine Drechselbank. Di e Bewoh- ner des W a ldge b.i eces zwisch en Traun- und Attersee bes itzen t eilw ei se noch aus der Zeit Ma ria Theres ias Hol zse rv,icute und arbeite- ten an den la nge n Winterabenden Spielzeug nach Erzgebirgler Are. Ihre Verl eger han- delten d iese W a ren in der ös terreich isch- un garischen Mo narchi e, in D eutschland und F ra nk reich. D ie derzeiti ge W im ch aft sorga- ni sa ci on der „Genossenschaft der Erze uge r bä uerl ,icher Hand werkskun sc" ,in N eukirchen bei A ltmün ster bemühe sich in dankenswer - ter Weise immer w ieder, neben den Seri en- a uf t rägen von H a us- und Küchenge rä ten a uch d,ie Eri nn erun g a n das Verstä ndn is für soli de k un sthandwerklid1 e Arbeit nicht auss terben z u lassen . An dieser St ell e muß besond ers das verdi enstvolle W irk en ei nes Mannes in Er inn erung gebracht w erden, der in se lbst- loser, un ermüdl ich er Arb ei t , du rch zahll ose Vorträge und K urse den Drechslern des Salz- kammergutes mit neuen Ideen, Ratschläge n und Anregung,en z ur Seite ges tanden hac, des Professors K a rl W ,i I h e I m a us Gmunden. Es ist weiter kei n Z ufall , daß gerade O ber- ös terrei ch in H a ll st a tt eine we itum bekannte Fachschul e für Hol zbea rbe·itung besitze, in der ause rlesene Lehrkrä ft e die zukünf ti gen T ischler- , Drechsler- und Schniczerme,ister mit den Gehe,imni ssen ihres We rk stoffes ve r- traut machen. Ober dem Schn itzen und Drechse ln des Ho l- zes darf se ine V eredelung durch die Mal erei nicht vergesse n werd en. Auch auf di esem Geb iet könn en wir nicht nur a uf ve rga n - ge ne Leis tungen un se rer Möbelma ler im I nn - , T raun- un d Ha usruckvie rcel h inwei sen ; di e \Verkscätten Wi mm er- B r unn e r in Lambach und Lut z in H aag am H a usru ck betäti gen sich we it erhin a uf djesem Gebi et mit v iel E rfo lg. E ine Sp ez ialität unseres La ndes sind aber di e bema lt en Spa nsch ach- celn der K un stgewerbl erin H ertha W a - sc h e r sow ie di e gedrechse lten, geschnitz ten und bema lten Puppen der K unsth a ndwer- ker innen Tilli M i t t e r und Br ig~ tte R e i - c h e I gewor de n. 'Was ei nl eitend vom Hol z gesag t wur de, gi lt in gleich em Maße von E isen und Meta ll. In Steyr, dem Zentrum des alten E isenhand els, sor gen di e Fachschule für E isen- und Met a ll - bearbeitung und der Stey rer K unstverein für die Ausbildung eines geschulten soliden N ach- wuch ses, der auch kunsthandwerkl ich z u ar - beiten versteht. Es ist a lso kein Wunder, wenn dort und da in O berösterreich noch Schmi ede und Schlosser am W erke sind , di e in den überLie fercen T echni ken z u a rbeiten ve rmögen und ein Gefühl für Fo rm und Materi al bes itzen. D ies mu ß deshalb beson- ders betont wer.den, weil sich das eisenverar- beiteade Gewe rbe natürl ich auch bei uns der modernsten Hilfsmittel bed iene und durch di e T echni sierung bedingte V erarmun gs- erscheinunge n immer mehr um sich greifen.

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