(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956
Da menhandtasche a us d e m Oberösterreichischen Heimatwe rk , in Le de rs chnitte chnik ver zi e r! Recht e S ei te Ob e n : Handg eschn itzte Butterform fü r 1/1 6 kg, a us d e m Oberöst e r reic hi sche n Hei ma twe rk / Unte n : Zwe is p itzla sc he a us S trohbo rte n geflo c hten, a us obe r- öst erre ic hischer Erzeu g ung G e dr e chse lte Hol zdose a us d e r Wer kst att Pr of. K. W ilhe lm P hotos: Max Eiersebner Wohnung und Kirch e sind auch his heute die vorwiegenden Tätigkeitsbereiche des Ku nst- handwerk s geblieben . Es ist müßi g, Betrachtungen über die Einord- nun g des Kunsthandwerks in eine ererbte \'(/ertskal a anzustellen und zu untersuchen, we lch e Lagerung in der Reihe Handwerk - Kunsthandwerk - Volkskunst - Hoch- kunst nun die z utreffende w äre . Es gibt hi er kein Oben und Unten, sondern nur ei n Ne- beneinander, das sich gege nsemg z utiefst durchdringt, befruchtet und ergänzt. I st nicht Mi chae l Pach er ein gleich her vorragender Handwerker, Kunsthandwerker, folk lori soi- scher Künstler und Hochkünstler? * Das Kunsthandwerk früherer .Jahrhunderte ist aus dem modernen Alltag nahez u ver- schwunden. Die meisten unserer Mitbürger erinnern sich kaum mehr daran, daß sie in ih rer Juge nd einmal bei einem Lehra usfl ug in s Mu seum gekommen s,ind und dort neben wurmsti chi gen Bi schöfen , romantischen Rir- tet-rLi stun gen und Waffen auch Kästen mit strengen oder z ierlich geschw ungenen Ge- simse n, geschn.it z te Sessel und Tische , be- malte Truhen und anderes Hausgerät gese- hen haben. Viele di ese r hübschen Dinge wer- den aber nicht nur in den Museen z ur Schau ges tel lt, sond ern dien en noch einem ganzen Er we rbszwe ig z um Lebensunterha lt: dem Antiquitätenhandel. Die liebenswerten Ver- kaufsläden di ese r Branche in den wi nkel,igen Nebenst raßen un serer Großstädte sind nun ta tsächlich di e Verka ufsläden des abgestor- benen Kunsthandwerks geblieben . In ih ren Schaufe nstern spi ege lt sich ein kunterbuntes Durchei nander vo n Möbeln, G läsern, Schmuck und Schnitzereien der versch,ieden- sten Seilformen. Man mu ß sich nur .die Muße nehmen, die Vielfalt d er Gegenstände einma l genaue r z u betrachten, und man wird über- rascht se in über de ren Re ich ha lri gke,it und Schönheit. Bi eren die Antiquitätenhandlungen a lso d ie Mög lichkeit , alten Schmuck u nd Ha usrat zu erwerben, um das eigene Heim je nach Ge- schm ack mehr oder we ni ger „ant~k" ei nz u- richten , so vermitteln uns di e Kunstgewerbe- musee n e:inen geordneten überblick über die Leistungen des alten Kunsthandwerks. Due für uns in Frage kommenden Gewe rbe führ- ten dama ls noch nicht den Titel „Kunst- Gewer be" und ihre Schaffenden waren ein- fache Leute. D esto mehr lag ihnen ein ange- bo renes Gefü hl für da s Werkstück und di e Kunst, es z u ges talten, im Blute, und sie be- her rschten die T echnik ihres Handwerks ebenso gut , w,ie ihnen ein Feingefü hl für Maß und inn ere Ausgewogenheit zu eigen wa r. Fre ili ch sind un s mei st nur bessere Er- ze ugni sse des damaligen Handwe rks über- li efert , und di e Ausschußware ist vorzeitig den W,eg a ll es Irdi schen gegangen, dennoch gew innt man aber beim Be t rachten eines barock en Tabernakels zum Be ispiel den be- soirnmten Eindruck, daß hier die Worte Goethes, lange bevor er sie gesprochen hatte , z um Evangelium gewo rden sind : ,,In der Kun st mLi sse n w ir a ll e sch lech t e Arbe it has- sen wie di e Sünde." Es ist nicht unsere A ufgabe, den Erze ugnis- sen alter Handwerkskunst nachzuspüren, darüber lese man in irgendeiner Stilkunde oder K unstgeschichte nach. über die Grund- 20
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