(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

AUF DER FA HR T VON H ALLSTATT NACH OBERTRAUN MIT B LI CK AUF DEN KRI PPENSTE I N <I)ac hstein - klingender Name, begehrte Gipfelwel t für Be rg- steige r I Du sc henkst u ns all es , was wir so sehr sc hä tzen: H öhe, \t\Teite, Kl e ttern im Fels, Eisgehen , Flug mit Skiern über Gle tscherhänge, Gipfelsc ha u in Fernen , n ac h denen wir uns sehnen. Ob a ll di eser H errli chkeit in Himmelsnäh e und Licht ha ben wir Gipfelverschworen en dein Berginneres la nge ve r- schmäh t. Schließlich kam a ber doch eine Ma inac h t, in der uns a uch diese ve rborgene \Ne lt deines Berglandes geö ffne t wurde. Finster wa r es, a ls unser kl einer Trupp von der Schönbergalpe über spätwinterlichen Schnee zum Felsloch hina nstapfte, das di e Einfa h r t in das großa rtige R eich der Dachsteinrieseneis- höhl en ermöglicht. Umspielt v om Schein wenige r Gruben- lampen , sc hl ä nge]te sich die Menschenke tte h angauf. Zwei T eilnehmer wa ren Bergs teiger und Höhlenneulinge, alle ander en gewieg te, erprobte H öhl en fo rscher , der Erschließung des U nter- irdischen sei t la ngem ve rfa llen. Vor dem künstli ch gesc ha ffenen un tere n H öhl eneingang a ngekommen , ve rhielten wir noch kurz und wortka rg, dann trennten wir uns von der nächtli chen Außen- welt und fuhr en ein. Zu ers t n ahm uns ein sto ll en a r tiger Fels- gang a uf, der vom Gestein eng umschlossen ist. Sein lehmiger Boden versc hl a ng fast das Geräusch unserer Tritte. M i t einem- ma l weitete sich un sere U mgebung, das Gewölbe derTrop fst einha ll e tat sich a uf. I n der überall gesc hickt angeb rachten Beleuch tung ve rfing sich unser Blick a n den T ropfsteinbildungen , di e a ls Stalaktiten von der niedrigen Felsd ecke zapfena rtig herabh ä ngen. Ihr Au sma ß lä ß t teilweise auf eine W achstumsze it von annä- h ernd zehn tausend J a hren schli eßen. - Dunkel, fas t d ro hend verli ert sich der Hintergrund des Höhlenraumes in ein unweg- sames La byrinth. Immer tiefer d rangen wi r in das Berginnere ein. Ba ld be tra ten wir den steinernen Ri esenba u des Artusdomes . In wil dem D urc h- einander bed ecken m äch tige Steintrümmer seinen Boden. H oc h dar über spann t sich von Felswand zu Felswand di e ka um ge- vvö lbte, fr ei tragende S teindecke. Aus di eser düsteren Weiträ u- migkeit führ en S tufen a ufwärts zu einem engen Felsdurchl aß . Hin ter di esem K eye-Schlu f steht ma n unvermittelt am F u ß einer PH O T O A . FE IC H TENBERGER Elli Haidinger-Fürböck Ein Bergsteiger erlebt die Dachsteinhöhlen H o lzst iege, die sich über steil em Ei s in em e g leißende Wun- de rwelt a ufschwingt: der Eisp a last der Königin Kondwiramur . Die S tille und fr emda rtige H erbheit, durch di e unser unter- irdischer Weg bis hieher geke nnzeichnet wa r , ha tte uns beein- druck t, nun abe r wurden wir gepackt. Li ch tsprühend hängen eisige Vorhä nge von den \t\Tänden herab , d a und dort Bogen- öffn ungen fr eige bend. Ein spi egelndes Eisp a rkett bed eck t d ie schma le, ebene Geländes tufe. Aus di eser Tra umkulisse leitet ein grünschill ernder E iss tollen hinauf zum gewaltigen Ba uwe rk des Pa rzivaldomes . Auch in dessen Bereich fesselt zu erst d as magisch beleuchtete Eis mit seinen eige nwillig geformt en Stalag- mi ten. Dann ab er ließen wir unser e Augen in die Runde wandern . Das m ärchenhafte Eisgebilde der Gralsburg hi e!t unser Schau en ebenso fes t wie das glitzernd e R a uhreifgesc hmeide, das na he davo n di e steinerne Kuppel di ama n tengleich überzie ht. Ein T r ümmerfeld j enseits der spi egelbl a nk en E iswell en , d as von einem uralten D eckensturz stammen so ll , erregte gena u so unsere Aufmerksamkeit wie d ie Schönh ei t der schlanken Eisschwerter , di e, gleichsam hingeza ubert , von der hohen, ri es igen Domdecke herabhängen . Nur schwer vermochten wir uns vo n all di ese n Bildern a bzuwenden , sc hließli ch se tzten wir aber doch unse re H öhl enbefahrung fo r t. Durch einen winkligen Felsgang, dessen Boden vom Crista llo-Gle tsc her bedeck t ist, steigt man in der Folge hina uf zum Trista nclom. Dort funk elt d as glitzernde Eis so feenhaft, zeigen sich di e Eissä ul en so formsc hön , da ß wir , a berma ls hingeri ssen , wortl os den Schritt verhi elten. Links im Hintergrund erkannten wir sogleich j ene a bschüss ige Eiswand , über die 19 l 0 di e Erstbefahrung der Dac hsteinrieseneis höhl en vollzogen wu rde. Knapp vorbei a n di esem a bweisenden Eisa bfall bringt j etz t ein sichere r Wandsteg den H öhlenbege her zum natürlichen, großen Höhlentor. U ns a ber zog es nic h t dorthin. Beglei tet vom R a usch en stürzender Schmelzwasser , strebten wir vom Tristandom über eine steil e Stufenleiter hina b zum Fu ßpunk t der Eiswand. U nmittel ba r da neb en verbirgt sich ein herrli ches Juwel, die Eiskap elle mi t d em Bra utal tar. Als wir di eser Wunder a nsichtig wurden, schi en 10

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