(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956
Frankenma rkt- Salzburg und für Baye rn, in derselben Zeit die Anschlußstrecke über Rosenheim nach München zu bauen. Außerdem wurde auch schon an eine Ab- zweigung Linz- Passau gedac ht. Diese „Kaiserin-E li sabeth-Bahn" - di e Be- zeichnung ,, \,Vestbahn" .var ni e offiziell -· wurde j edoch ni ch t vom Staat, sondern von Priva tkapita l und so energisch gebaut, daß schon nach e twas mehr a ls zwei J a hren Bauzeit, am 2. November 1858, die erste Probefahrt von \,Vien nach Linz vor- genommen werden konnte. Die Lokomo- tive Nr. 37 „11ariaze ll " mit drei \ ,Vagen bildete den Probezug, der um 7 U hr in Wien abgefahren und nach fes tlichen Be- grüßungen in a ll en Stationen um 4 U hr nachmittags bei der Ennsbrücke ange- kommen war , wo in feierli cher Weise die letzte, Niederösterreich und Oberösterreich verbindende Schiene geleg t worden war. Eine kirchliche Weihe der neuen Bahn wurde am 19. November 1858, dem Namenstag d er Namenspatronin, durch den Weihbischof Dr. Zenner voll zogen, und am 15. Dezember kam es endlich zur Eröffnung des a llgemeinen Verkehres \,Vien- Linz. Die we iteren Eröffnungsdaten: 1. Septem- ber 1859 bis Lambach, 1. Februa r 1860 bis Frankenmarkt und 1. August 1860 bis Salzburg, wohin a ber schon am 25. Mai di e erste Lokomo ti ve vorgedrungen war . Dort gab es eine große Feier unter Be- teiligung des K a isers von Ö sterreich und des Königs von Bayern, an di e sich noch Festveransta ltungen in Wien und München schlossen. Etwas mehr a ls ein J a hr spä ter, am 1. September 186 1, wurde der Passauer Flügel d em Verke hr übergeben - nicht ohne einige Verzögerung und nicht ohne Abweichung vom ursprünglichen Pro- gramm. Die finanzielle Lage der West- ba hn ha tte sich ni cht besonders günstig gestaltet, und sie wa r schon a ls erste große Privatbahn in der Ära des viel kritisierten Garantiesystems um di e Staa tsgarantie ein- geschritten ; darüber hinaus mußte der Verwaltungsrat um weitere Erleichterungen bitten. Er konnte darauf verwe isen, daß entgegen dem ersten Proj ek t, das zunächst di e Trass ierung ab Wien der Donau entlang vorgesehen hatte, di e viel teurere Führung durch den Wienerwald hat te gewählt werden müssen, was militä rische Stell en durchgesetzt ha tten , und besonders auf di e durch Schi edsspruch a ufgezwun- gene Einlösung d er schon erwähnten „Er- sten österreichischen Eisenbahngesell- schaft", die wegen ihrer eben a uf Dampf umgestell ten Bahn Linz-Lambac h- Gmunden durch d en Ba u der Wes tbahn in ihren R echten verkürzt war. Außer Tarif- begünstigungen und einigen kl eineren Er- leichterungen wurde nur zugestanden, den Passauer F lügel statt von Linz erst von Wels aus zu führen. Begonnen wurde dieser Ba hnbau am 6. August 1860 bei Niederthan (heute Hai testell e Puchberg) , di e Bahnhöfe H a iding und Andorf gab es zur Zeit der Eröffnung noch ni cht, und di e Station Ri edau hi eß dama ls noch „Ri edau- Ried ", weil sie für di e Stadt Ri ed die nächste wa r. Ried kam erst durch die Ba hn Bra unau- Simbach 1868 zu einer eige- nen Stat ion . Für diese Linie hatte sich unter dem Namen „Neumarkt-Ried-Bra Lma uer - Ba hn " eine Aktiengesellscha ft konstituier t, d ie im Hin- blick auf den Anschluß Simbach- Mün- chen zu ein em ungemein günstigen Ver- trag mit der bayrischen R egierung ge- kommen war. Bayern ha tte sich da rin u . a. verpflichtet, der neuen Linie „denj enigen Anteil am großen Verkehr zu sichern, der ihr a ls der kürzesten Verbindung zwischen Wien und München ge bührt" . Die E li sa- be th-Bahn mit ihrer Münchener Verbindung über Salzburg war dadurch natür lich a ufs höchste beunruhig t, und sie konnte di e drohende Gefahr nur durch ein Kaufa nge- bot an di e neue Gese llschaft ve rmeiden, das angenommen wurde. Sie se tzte den begonnenen Bahnba u fo r t und eröffnete di e Strecke Neumarkt- Brauna u am 20. D e- zember 1870. Schon vorher war die Elisabeth-Bahn vo n der Regierung aufgeforder t worden, di e Budweiser Pferdebahn auf Dampfbetri eb umzustell en . Sie versuc hte das hina uszu - ziehen, zuma l a us schon früh er erwähnten Gründen eine einem Neubau g leichkom- mende Linienumlegung unvermeidli ch war , konnte aber nich t durchdringen. Vor- a rbeiten ergaben auch die Notwendigkeit eines doppelten Anschlusses nach Süden über die Donau, und so wurde am 2. De- zember 1872 der Abschnitt Budweis- Wartberg- St. Valentin und am 20 . De- zember 1873 die Strecke War tberg- Linz dem Dampfbetrieb übergeben. Erwähnt sei hier auch das Schicksal der teilweise auf oberösterreichischem Boden verlaufen- den Bahn Braunau- Straßwalchen. Sie war ohne j ed e staatliche Begünstigung von einer privaten Gesellschaft gebaut und am 10. Sep- tember 1873 vollendet worden, konnte aber von der eigenen Gesellschaft n icht mehr mit Fahrzeugen ausgestattet und betrieben werden . Die Elisabeth-Ba hnmußte mit ihren Lokomotiven und Wagen ein- Eilzug auf der Pyhrnstrecke (Ausfahrt aus dem Klauslunnel) Photo Alfred Holte ,- springe n, was sie ohne viel Inter esse dara n nur unter für die fremde Ba hn drückenden Bedingungen tat, so daß es am 3 1. Augu st 1875 sogar zu einer zweitägige n Betri ebs- still egung kam. Daraufhin wurde die Ba hn sequestr iert und schließlich 1877 ve rstaatlich t. D ieser ruhmlose Verl a uf steht in besonderem Gegensatz zu der di eser Lini e ursprünglich, in a lten Eisenba hn- zeite n, zugedachten Bedeutung, denn sie soll te eigentli ch das Anfangsgli ed d er seinerzeit gepl ant gewesene n Verb indung Süddeutsch land- Südbahn se in. Di e E li sabeth-Bahn war nicht nur im kom- merz iellen Bereich immer besond ers ag il und energisch ; auch in ihrer technischen Ausrüstung und den Vorsorgen für den Betr ieb war sie eine der modernsten und besten Privatbahnen ihrer Zeit. Sie ha tte g le ich von Anfang an a ls nächste nach der Semmeringstrecke Glockensigna le einge- führt und di e Str ecke \,Vien- Franken- m a rkt mit den sogenannten „Kramer- schen Läutewerken" a usgerüstet; die übri- gen Strecken bekamen dann schon ver- besserte K onstruktion nac h dem Ober- inge nieur der Ba hn J. Schönbach. Außer- dem war der Abschnitt \,Vien- Franken- markt a ls einzige Strecke neben der eben - fall s 1858 eröffneten k. k. Nordti ro ler Staatsbahn Kufstein- Innsbruck von An- fang an mit :Morsetelegraphen eingerichtet. Eigenartigerweise verwendete d ie Ba hn neben all dem a uch noch di e a lten optischen Signale, um den Zugverkehr a n- zukündigen , doch bekam sie schon für di e Strecke Wels-Passa u von der A uf- sich tsbehörde di e Bewilligung, davon ab- zusehen. Ein großer Fortschritt im Signal- wesen war dann die 1863 nach d em Bei- spiel der Südbahn erfolgte Einführung von „Wendesc hei ben " (Distanzsignale) vor d en Stationseinfahrten. Von Schönbach später vom mechanischen auf elektrisc hen An - tri eb geänder t, bevvährten sie sich so gut,
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