(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

bereitschaft, Fortfall von Zu- und Abfuhr von Brennstoff und Asche für die Elektro- wärme sprechen. Ihre Verwendung wird noch durch den verbilligten Nachtstrom begünstigt. Dagegen hat sich die Elektro- wärme für Warmwasserspeicher durchaus konkurrenzfähig erwiesen und ermöglicht eine gute Ausnutzung der Netze durch Nachtstrom auch im Sommer. Ebenso sollten die elektrischen Waschmaschinen weit mehr als bisher im ländlichen Haus- halt Eingang finden, sparen sie doch etwa ein Viertel der Arbeitszeit. Auch Kartoffeldämpfer, wie man sie zur Schweinemästung benötigt, führen zur Anwendung der Elektrowärme. Sie sind aber weniger beliebt, weil ihr Einsatz in den stromarmen Herbst und Winter fällt. Der Elektroherd wird hingegen in bäuer- lichen Haushalten nur im Sommer ver- wendet, da der Bauer im Winter auf die Raumheizung durch Holzherde nicht verzichten kann. Durch Entwicklung kombinierter Herde versucht man daher, diesem besonderen Bedürfnis der Land- wirtschaft entgegen zu kommen, seit man erkannte, daß Elektrifizierungspläne in Stadt und Land verschiedene Wege gehen müssen. Für die Energiewirtschaft wird Elektromotoren davon 1-6 PS Dreschmaschinen Greiferaufzüge Höhenförderer Stall-Düngerbahnen Gebläse Gebläsehäcksler Bodenseilwinden Güterseilbahnen Futterschneidmaschinen Güllepumpenanlagen Feldberegnungsanlagen Melkmaschinen Waschmaschinen • Elektroherde Elektrowarmwasserspeicher Elektrokühlschränke Elektrofutterdämpfer Diese Aufstellung zeigt also recht deutlich, daß Oberösterreich in der Elektrifizierung der Landwirtschaft, verglichen mit den anderen Bundesländern, nicht schlecht abschneidet. Oberösterreich, das bereits ein Viertel des in der österreichischen Landwirtschaft verwendeten Stromes be- zieht, besitzt auch rund ein Drittel (32 Prozent) der in der Landwirtschaft ver- wendeten Motoren und nimmt bei manchen Maschinen und Geräten eine führende Stellung ein. Unsere Tabelle ist natürlich insoferne nicht genau, als bei verschiedenen Geräten auch ein Antrieb durch Ver- brennungsmotoren möglich ist. Sie zeigt aber deutlich, wie sehr sich die Landwirt- schaft gerade bei hauswirtschaftlichen Ge- räten noch weit stärker als bisher der Elektrizität bedienen könnte. Streifen wir noch die Verwendung von Elektrobacköfen, die sich ebenso holz- sparend wie Elektroherde und Warmwasser- speicher erweist, so müssen wir noch zwei Anwendungsgebiete der Elektrizität an- daher der ländliche, meist nur im Sommer betriebene Herd besonders interessant, er bietet aber auch dem Bauer die Möglich- keit, seinen Wald zu schonen und sein Holz für lukrativere Zwecke als zur Ver- brennung zu verwenden. Man hat be- rechnet, daß der Übergang von 100.000 Bauernhöfen (von 225.000 über fünf Hektar, davon 40.000 in Oberösterreich) zum elektrischen Kochen in den sechs Sommer- monaten eine Einsparu!).g von 400.000 Kubikmeter Holz erbringen würde. Damit könnte man erfolgreich den Holzmangel vermindern und die Bauernwälder schützen. In Oberösterreich allein wurden 1954 für den Eigenbedarf einschließlich Servituten 336.000 Festmeter als Brennholz geschlagen (bei einem Gesamteinschlag von 1, 76 Mil- lionen Festmeter). Man ersieht daraus, welche Holzmengen jetzt noch durch Kochen und Heizen gebunden werden. Wie weit steht es nun mit der Elektrifi- zierung der Landwirtschaft in Oberöster- reich? Nach der Ende Mai 1953 ver- anstalteten Erhebung des Bestandes an landwirtschaftlichen Maschinen und Ge- räten besaß die Landwirtschaft in Österreich Stück 264.498 210.523 109.916 19.107 2.425 1.211 5.962 6.025 13.064 2.731 148.943 12.485 920 5.603 3.921 4.188 2.302 3.713 2.157 Oberösterreich Stück 83.521 61. 740 6.594 10.998 1.963 184 1.762 808 1.184 242 41.964 2.212 122 2.955 876 495 458 1.010 837 führen, für die sich in Österreich erst in den letzten Jahren Ansatzpunkte gezeigt haben : Trocknung und Kälte. Der Ein- satz der Mähdrescher stellte die Land- wirtschaft vor die Aufgabe, Trocknungs- anlagen herzustellen, um das dabei gewon- nene noch zu feuchte Getreide lager- und handelsfähig zu machen. Ob zur Trocknung elektrische Energie verwendet werden soll, ist eine Frage wirt- schaftlicher Erwägungen und des Kosten- vergleiches mit anderen Wärmequellen. Dagegen ist die Wirtschaftlichkeit der Stromverwendung zum Trocknen von Gras durch Gebläseluft bereits in zahlreichen Schweizer Anlagen erwiesen. Sie ermög- lichen die Herstellung eines besonders stärkereichen Futters, da bei der Heu- trocknung durch die Sonne mindestens 40 Prozent des Stärkewertes verlorengehen. Künstliche Trocknung erweist sich aber auch der Silokonservierung überlegen, was sich namentlich bei der Käsebereitung zeigt. Es hat daher die Schweiz als Käse- land gerade in diesen Trocknungsanstalten einen bedeutenden Vorsprung erlangt. Zum Schlusse sei endlich noch auf die Kühlanlagen verwiesen, insbesondere die Tiefkühltruhen, die nun auch in Ober- österreich langsam Eingang finden. Man erwartet von ihnen einen Umsturz in der bäuerlichen Ernährung, weil durch Tief- kühlung das Rindfleisch in natürlichem Zustand erhalten wird, das bisher im Haushalt nur wenig verwendet wurde. Auch hier empfehlen sich wieder gemein- schaftliche Großanlagen. Wenn wir bisher nur die Verwendung der Elektrizität in der Landwirtschaft unter- sucht und dabei auch den Haushalt ein- bezogen haben, so sind dies Gebiete, deren Stromverbrauch weit gegenüber der in- dustriell-gewerblichen Stromverwendung zurücktritt. Man betrachtet meist nur die technische Seite und übersieht vollkommen, daß die Stromverwendung Industrie und Handel auf eine vollkommen neue Grund- lage gestellt hat: die Industrie wurde von den a lten Standorten, bedingt durch Was- serkraft, später durch die Höhe der Kohlen- fracht, losgelöst, dem Gewerbe überhaupt erst eine Kraftquelle im Betriebe ge- schaffen und so seine Konkurrenzfähigkeit gesichert. Unübersehbar sind die Möglich- keiten, die sich in der Industrie noch aus der Stromverwendung ergeben. Für das Energieland Oberösterreich, das über etwa ein Viertel der österreichischen Wasser- kräfte verfügt, dürften dabei elektro- chemische Entwicklungen im Vordergrund des Interesses stehen, wie Karbid- und Kunststofferzeugung, aber auch die Her- stellung von Ferrolegierungen, ja auch der Betrieb elektrischer Niederschachtöfen zum Erschmelzen des Eisens. Oberösterreich hat aber auch bereits heute dank des Aluminiumwerkes Ranshofen und der Stickstoffwerke mit rund 850 bzw. 350 Millionen kWh und der Hütte Linz mit 320 Millionen kWh Jahresverbrauch einen enormen Industriestrombedarf. Er betrug im Jahre 1954 1914 Millionen kWh - fast ein Viertel des ganzen Stromverbrauches Österreichs! Es sind aber nicht nur die bereits genannten Großwerke, die den Stromverbrauch der Industrie Oberöster- reichs bedingen , sondern auch eine Reihe weiterer Betriebe, wie eine Aufstellung der Verbraucher mit mehr als 100.000 Mil- lionen kWh Monatsbezug aµs dem Ver- bundnetz zeigt: Wolfsegg-Traun thaler Kohlenwerke-AG, Salzach-Kohlenbergbau- gesellschaft, Kamig, Hatschek (Gmunden und Vöcklabruck), Kapsreiter (Schärdinger Granitwerke) , Engelhof (Keramik), Öster- reichische Metallwerke Ranshofen, Schiffswerfte Linz, Reformwerke Wels, Steyr-Werke, Triumph-Werke Wels, Ge- bauer & Grill (Linz), Elektrodenwek Steeg, Elektro-Bau-AG (Linz), Kunststoffiverke Schmidberger (Wels), Solvaywerke (Eben- see), Linzer Holzwerke, Glashütte Schnee- gattern, Pottendorfer Spinnerei Ebensee, Zellwolle Lenzing, Papierfabriken Nettings- dorf, Steyrermühl, Wels, Brauereien Linz und Zipf, Ringbrotwerke Urfahr, Stärke• fabrik Aschach, Fritschmühle Wels, Tabakfabrik Linz. 92

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