(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Wasserabfuhr über ein Wehr- feld nach Stauerrichtung Bilder rechte Seite: Hauptbauwerk nach Sta11errichtung Oben: Blick von Unterstrom Unten: Blick von Oberstrom Vorne: Betriebsgebä;1de auf dem deutschen Ufer, anschließend die zwei Schlemenkammern • In der Strommitte der erste Teil des Krafthauses mit 3 Ma- schinensätzen sowie Strombau- grube • Dem österreichischen Ufer zu die 4 bereits fertig- gestellten Wehrfelder. Stauerrichtung und erste Stromlielerung des Donaukraftwerkes 1ochenstein ZWEIEINHALB JAHRE HABEN GENÜGT, UM IN DEM unberührten, stillen Donautal unterhalb Passa~s den ersten Bauabschnitt eines der größten Wasserkraftwerke von Mittel- europa zum Abschluß zu bringen. Wo noch vor kurzem die Wa:sser des österreichischen Schicksalsstromes ungebändigt und ung,ebärdig über die Klrippen des Jochensteiner Kachlets rausch- fen, erheben sich heute Schleuse, Kraftw,erk und Wehr. An ihnen richtet sich der bisher schnell und reißend zu Tal fließende Fluß zum breit und ruhig dahinziehenden StirOlffi auf und bringt mit seinen neu geschaffenen weiten Wasserflächen eine teilweise sehr reizvoUe Bereicherung des Landschaftsbildes in ,dieses von Heimatkundigen so sehr geschätzte Tal. Im November des Jahres 1952 war begonnen worden, die ersten Baugrubenumschl.ießungen für das Hauptbauwerk zu errichten, und im Oktober des Jahres 1954, nach nicht einmal ganz zwei Jahren, konnre berei ts die eine der beiden Schleus,en- kammern dem Verkehr übergeben werden. Bis Ende März dieses Jahres waren .dann auch die Wehrainlage und das Kraft- werk so weit fertiggestellt, daß der Stau errichtet und der Probebetrieb der ers,ten Maschinen begonnen werden konnte. Seit Mitte Mai speist nun das Werk mit seinen zunächst fertig- gestellten ersten drei Maschinensätzen täglich 1,3 Mill. kWh über St. Peter in das deutsch-österreichische Verbundnetz. Mit Errichtung des Staues wurde gleichzeitig auch die zwei,te Schleus•enkaimmer für die Schiffahrt benutzbar, und so kommen nun auch die Vorteile, die sich für die Donauschiffahrt durch Errichtung der Staustufe ergeben, voll zur Auswirkung. Der Stauraum wurde durch Versteinung der Uferböschungen und durch glücklich in die Landschaft eingefügte Umgestaltung der Ortschaften und Fluren von Kas,ten, Pyrawang, Obernzell und Erlau geg,en alle mit der Stauerrichtung verbundenen Be- einträchtigungen geschützt. Zeitweise bis zu 3000 Arbeiter und Angestellte waren es, die, unterstützt durch den konzentrierten Einsatz modernster Bau- maschinen, Tag und Nacht, sonn- und foi,ertags durcharbeitend, das Werk in einer Bauzeit erstellten, die nach heutigen Begrif- fen die Grenze des technisch überhaupt Erreichbaren darstellt und .die noch kü-rzer war, als d ie Planung es zunächst vorsah. Diese Leistung verdient insbesondere darum ihre Würdigung, als bekanntlich im Juli vorigen Jahres ein Hochwasser bisher unbekannten Ausmaßes durch das Donautal ging und die ge- samte Baustelle vollkommen überflutete, was zu ,einer empfind- lichen Beeinträchtigung der Bauarbeiten führte. In einer letzten großen Baugrube, die in der Mitte der Anlage des Hauptbauwerkes errichtet wurde, sind gegenwärtig die rest- lichen zwei Wehrfelder sowie der 4. und 5. Maschinensatz im Bau. Bei planmäßigem Ablauf di,eser Arbe-iten ist zu rechnen, daß im Frühjahr des nächsten Jahres der Stau auf seine end- gültige volle Höhe angehoben werden kann und daß im Juli, bzw. November 1956 die genannten letzten zwei Maschinen ihre Stromerz,eugung aufnehmen werden. Dipl.-Ing. Frh. Loe-ffelholz v. Colberg 86

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