(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Planung Bau und Betrieb Der Ursprung der Enns liegt nächst St. Johann im Pongau im Salzburgischen, etwa 1735 Meter über der Adria, im Kristallin der Radstätter Tauern. Sie zieht in westö&1:licher Richtung am Nord- rand der Steiermark durch die Bezirkshauptmannschaften Liezen und Leoben, wobei sie zahlreiche Zuflüsse aus den Kalkalpen und der kristallinen Zentralzone der Ennstaler Alpen aufnimmt. Unge• fähr bei ihrem Eintri•tt auf oberösterreichisches Gebiet biegt ihr Lauf nach dem Verlassen des Gesäuses in nördliche Richtung um und durchstößt die nördlichen Kalkalpen. Ein neuedicher Richtungs- wechsel, diesmal von Ost nach West, geschieht an der Grenze der Fyschzone im südöstlichen Traunviertel, worauf d:ie Enns von Ternberg an im Bezirk Steyr bis zu ihrer Mündung •in die Donau bei Mauthausen wieder im allgemeinen von Süden nach Norden fließt. Uniterhalb von Steyr wird sie zur Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Niederösterreich, wobei sie die Westgrenze des Bezirkes Amstetten bildet. Zwischen Steyr und Mauthausen verläuft die Enns im Diluvium. Bei einer Lauflänge des Flusses von 254 Kilometer besteht an ihm eine Bruttofallhöhe von rund 1495 Meter. Die Niederschlagshöhe des Einzugsgebietes der Enns, welches 6080,4 Quadlratkilometer umfaßt, beträgt im langjährigen Durchschnitt 1580 Millimeter. Damit ist die Enns nach der Donau, dem Inn, der Drau und der Salzach der wasserreichste Fluß Österreichs und der bedeutendste inner- österreichische Fluß. Ihre Mittelwasserführung beträgt im langjährigen Durchschnitt 218 Kubikmeter je Sekunde. Die ausbauwürdigen Wasserkräfte des Ennsgebietes, umfassend den Ennsfluß und seine Zubringer, werden derzeit auf jährlich vier Milliarden kWh geschätzt, wovon 2,75 Mil- liarden kWh auf den Ennsfluß und der Rest auf dessen Zubringer entfallen. Ennskraj/.werk Rosenau I Oberwasserseite vom linken Ufer aus - Oben: Warte mit den Bedienungstafeln / ,Unten: Maschinensaal mit den versenkt eingebauten Maschinensi:itzen Die verstaatlichte Ennskra.fitwerke-Aktiengesellschaft Steyr hat sich die Aufgabe gestellt, diese bedeutenden Wasserkräfte zu erfassen, auszubauen und den Betrieb der fertiggestellten Kr-aftwerke zu führen. Die wasserrechtlichen Voraussetzungen sind für Kraftwerke an der Enns denkbar güns·tig. Die bedeutende Wlasserführung, ins- besondere die großen Hochwässer, .deren höchstes mit 3300 m 3 /s im Jahre 1899 festgestellt wurde, haben bis vor anderthalb Jahrzehnten dlie Errichtung von Anlagen an der Enns verhindert, so daß den ganzen Fluß entlang der Bau von Krafowerken durch keinerlei bestehende ältere Anlagen und Wasserrechte eingeschränkt wird; nur die Flößerei erschwerte damals noch die Wasserkraftnutzung. Das stark bewaldete Einzugsgebiet der Enns war nämlich lange Zeit hindurch nur durch die Wasserwege erschlossen, so daß der Holztransport durch die Flößerei erfolgte. Schon beim Baubeginn des Ennskraftwerkes Ternberg im Jahre 1939 entschlossen sich die Projektanten nach reiflichen technischen und wirtschaftlichen Unter- suchungen, diesen uralten Gemeingebrauch des Gewässers, die Flößerei, aufzuheben und den Holztransport auf dlie Straße und auf die Schiene zu lenken. Dieser damals kühne Entschluß ist nunmehr durch die wirtschaftliche und technische Entwicklung gerechtfertigt worden und der Ausbau der Wasserkraftanlagen an der Enns von der einzigen einengenden

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