(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

29. Oktober 1929 unter dem Firmenwort- laut „Österreichische-Kraftwerke-Aktien- gesellschaft" (ÖKA) zustande. Die österreichische Öffentlichkeit zeigte für die Fusion der beiden Unternehmun- gen größtes Interesse. Die halbamtliche Korrespondenz Herwei berichtete schon am 12. September, als noch die Verhand- 1ungen liefen: „Der Gedanke dieses Zusammenschlusses entsprang dem Bedürfnis einer rationellen Elektrizitätswirt- schaft." Drei Tage später meldete die Linzer ,,Tages-Post": ,,Die Vereinigung der beiden Elektrizitäts-Groß- unternehmungen Oberösterreichs wird Tatsache. Damit kommt die Entwicklung der für die Wirt- schaft h eute so bedeutenden Stromindustrie un- seres Landes zunächst zu einem gewissen Abschluß- und Ruhepunkt. Es ist die rechtzeitige Sammlung der ins Gewaltige wachsenden Kräfte der beiden Großwerke, bevor die in j eder industriellen Mas- senerzeugung eintretende übliche Konkurrenz bi s aufs Messer nicht nur die Unternehmungen selbst, sondern unfehlbar auch die Konsumenten schädigt und überdies die Wirtschaft in ihrer gesunden Entwicklung gefährdet. Die Vereinigung der beiden Groß-Elektrizitätswerke unseres Landes ist vielleicht das bedeutendste Geschehen im Wirt- schaftsleben Oberösterreichs seit den Umsturz- tagen." Und das „Linzer Volksblatt" schrieb am 16. Oktober: „Es ist nicht zu zweifeln, daß diese Vereinigung ein kräftiges, leistungsfähiges Unternehmen schafft, das besser als zwei getrennte Gesellschaften in der Lage sein wird, das Land Oberösterreich mit gutem Strom zu versorgen ." Diese damals ausgesprochenen Hoffnun- gen haben sich in reichem Maße erfüllt. Die ÖKA mußte ihren Namen am 19. Mai Die Elektrizitätswerke der Firma Portland - Cementwerk Kirchdorf Hofmann & Comp . versorgen ein geschlossenes Gebiet von 640 km 2 mit den Hauptorten Kirchdorf, Molln, \Vmdiso, 6 ar>oen und Spital am Pyhrn. Das im Bild gezeigte, landschaftlich schön ge- legene Werk St ey rdrtr ch- b r u c h wurde im Jahre 1908 er- baut und besitzt eine Leistung von 2300 kW. Die beiden Werke in Spital und Trattenbach erreichen eine Leistung von zusammen 1730 kW. Während Steyrdurch- bruch als Laufkraftwerk mit Francis-Zwillings-Turbinen ausge- stattet ist, sind die beiden anderen Werke als Hochdruckanlagen mit Pelton-Turbinen eingerich te t. Das gesamte Arbeitsvermögen der drei Werke beträgt zusammen rund 24,000 .000 kWh, der erzeugte Strom wird an 6500 Abnehmer abgegeben. Das Frei leitungsnetz hatte mit Ende 1954 eine Gesamt- länge von 575 km, wozu noch 10 km gekabelte Leitungen kom- men. 1941 in „Kraftwerke Oberdonau, AG." (KOA) ändern . Als dann am 26 . März 1947 der Nationalrat das Gesetz über die Verstaatlichung der Elektrizitätswirtschaft, das sogenannte „zweite Verstaatlichungs- gesetz", beschloß, wurde das Unternehmen zur „Landesgesellschaft für das Bundes- land Oberösterreich". Es war daher nicht möglich, auf den früheren, ganz Öster- reich umspannenden Firmenwortlaut ,, Österreichische-Kraftwerke-AG." zu- rückzugreifen, sondern es wurde als neue Firma „ 0 berösterreichische-Kraftwerke- Aktiengesellschaft" (OKA) gewählt. Unter diesem Namen, der gewissermaßen einem Wahlspruch gleichkommt, ist das Unternehmen unausgesetzt daran, unser Heimatland Oberösterreich mit Licht und Kraft zu versorgen. Dies geschieht mit Hilfe von rund 2400 Angestellten und Arbeitern und mit Hilfe von 20 Wasser- kraftwerken und einem Dampfkraftwerk, die zusammen 144.882 Kilowatt leisten. Hatte die Gesamtabgabe (Eigenerzeu- gung und Fremdstrombezug) im Jahre 1945 noch 549 Millionen Ki lowattstunden betragen, so überschritt sie im Jahre 1953 mit 1042 Millionen Kilowattstunden erst- mals die Milliardengrenze . Diese gewal- tige Strommenge wird mit Hilfe von mehr als 1350 Transformatoren und über 2930 Kilometer Hochspannungs- und 6630 Kilometer Niederspannungsleitungen buchstäblich im ganzen Lande verteilt. ,!\'eich weiter und arbeitsreicher Weg vom bescheidenen St.-Wolfganger 30-kW- Dampfkraftwerk bis zur heutigen, ganz Oberösterreich umfassenden Leistung! Neben der OKA bestehen derzeit als Oberösterreich noch die ESG Linz (Elek- trizitä ts- und Straßenbahngesellschaft), die Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Wels, die Elektrizitätswerke der Fa. Portland- Cementwerke Hofmann & Co. in K irch- dorf, die schon genannte Gmundner Elektrizitätsgesellschaft, die sich 1939 von der Form der Aktiengesellschaft zur Kom- manditgesellschaft umbildete, das städ- tische Elektrizitätswerk Ried, die Elektri- zitätswerke Steyr G. m. b . H . und (ab- gesehen von zahlreichen kleinen Werken) die Elektrizitätswerke Glatzing-Rüstorf reg. Genossenschaft m. b. H. Für das staatliche Verbundnetz arbeiten die leistungsfähigen Ennskraftwerke AG., die ihren Firmensitz in Steyr haben , für die Versorgung des eigenen Riesenbe- triebes (und auch zur Abgabe an das Verbundnetz) besitzen die VÖESt in Linz ihr gewaltiges und modernes 175.000 kW leistendes Dampfkraftwerk. Nicht ver- gessen darf man in diesem Zusammenhang das große Grenzkraftwerk „Innstufe Sim- bach-Braunau" der Österreichisch-Bay- rischen Kraftwerke-AG., dessen Leistungs- vermögen von 128.000 kW sowohl Öster- reich als auch Deutschland zugute kommt . Und bald wird als nächstes das gewaltige J ochensteinwerk der Donau-Kraftwerk- J ochenstein-AG. die Stromlieferung auf-· nehmen . Auch diese Strommengen dienen Österreich und Deutschland. Alles in allem: In den kaum 75 Jahren, seit die Elektrizität für die Menschheit praktische Bedeutung erlangte, wurde diese „vis electrica" auch in unserer H ei- mat ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges und ein unentbehrlicher Helfer für jeder- Elektrizitätsversorgungsunternehmen in mann in Stadt und Land !

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