(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Dampfkraftwerk Gmunden im Jahre 1894 nur um eme improvisierte Anlage mit Batteriespeisung gehandelt haben. Das ,,Gmundner Wochenblatt" berichtete da- mals darüber: „Die letzte Nummer des Programms, welches Alles in athemloser Spannung festbannte, bis der müh- sam verhaltene Beifallsturm losbrach, erhielt noch einen eigenthümlichen Reiz durch den Umstand, daß sie von den Effekten des im Programm mit vorgesehenen elektrischen Lichtes begleitet ward und in Folge dessen hob sich bei dem mittlerweile eingetretenen Dunkel der Nacht die Figur Bruners vom umdüsterten Himmel in unheimlicher Schön- heit wie ein ungeheures Schattenbild ab. Für di e Beleuchtung des F es tplatzes reichte ind es, wenn solches etwa beabsichtigt war, das elektrische Liebt nicht entfernt aus; desto ausgiebiger hat es ge- stunken. Im übrigen woll en wir damit niemand einen Vorwurf' gemacht haben. " Auch beim Traunseer Blumenkorso gab es damals mehrmals, vorher schon stolz angekündigt, ,,elektrisch beleuchtete Boote", ebenso verstand sich der Gmund- ner Uhrmachermeister Moser auf den Bau elektrischer Uhren - aber als Strom- quelle für all diese Dinge dienten aus- schließlich Batterien. Verschiedene oberösterreichische Gemein- den trugen sich schon ab 1882 mit dem Gedanken, Elektrizitätswerke zu errich- ten. So war z. B. in Ried im Innkreis schon im Jahre 1882 ein Beschluß gefaßt worden, ein E-Werk zu errichten. (Im Land Salz- burg erstrahlte am 8.Juli 1886 Badgastein zum erstenmal in elektrischem Licht, es war dies der erste elektrisch beleuchtete Kurort Europas.) Doch die Taten reiften nicht so schnell wie die Pläne. Bis zu den Neun zigerjahren ging es mit der Elektrifizierung langsam voran. In :Mondsee war es die Sensen- fabrik Wieser und Lotz, die ihre Anlagen ab 1889 elektrisch beleuchtete. Im glei- chen Jahr baute auch die Papierfabrik Steyrermühl ihre elektrische Zentrale aus. Diese erhielt eine 100-PS-Jouval turbine der Maschinenfabrik Escher Wyss & Co. Die Betriebsspannung betrug 1000 Volt und der Strom wurde „nach Art der Tele- graphenleitung" (wie es in einem zeit- 73 genössischen Bericht hieß) zu den Ver- brauchsstellen geleitet. Im Jahre 1890 bekam die Kaiservilla in Bad Ischl elektrisches Licht (im gleichen Jahr wurde auch der elektrische Aufzug auf den Salzburger Mönchsberg in Be- trieb gesetzt). Ein Jahr darauf, 1891, er- hielt die Saline Ebensee durch eine Eigen- anlage elektrisches Licht. Annähernd um die gleiche Zeit (zirka März 189 1) wurde der Linzer Bahnhof durch eine bahneigene Kraftanlage elektrisch beleuchtet. Ab 20. September 1892 hatte Bad Aussee sein elektrisches Licht (am 22. Oktober des gleichen Jahres erstrahlte der Wiener Stephansdom zum erstenmal im Lichte von 12 Bogenlampen zu je 2300 Kerzen). Diese zögernden Anfänge in der Elektri- zitätsverwertung waren aber bald über- wunden. Allerorten erkannte man, welch ungeheure Bedeutung der Elektrizität in Kürze in der Geschichte der Menschheit zukommen mußte. Waren die Aktien der „Berliner Elektrizitätswerke" im Jahre 1887 unter dem Nennwert (96%) zu haben, so steigerte sich ihr Wert bis 1890, a lso in nur drei Jahren, auf 200 Prozent! Der Wunsch nach elektrischem Strom wurde immer heftiger. Auch in Österreich machte sich ungefähr ab 1892 ein „Elektrifizierungsfieber" be- merkbar. Allerorten erstanden Elektrizi- tätsgemeinschaften, die für den lokalen Bedarf, zur Lichtversorgung einer Ort- schaft oder einiger Fabriken kleine Dampf- oder Wasserkraftanlagen errich- teten. Aber auch an größere Anlagen wurde schon gedacht. So kamen im.Jahre 1892 die „Deutsch-österreichischen Man- nesmannröhren-Werke" bei der Behörde um die Bewilligung ein, h ydraulische An- lagen in der Waldbach-Strub, am Dittl- bach bei St. Wolfgang und am Schwarzen- see zu errichten. Im gleichen Jahr hatte die Wiener „Internationale Elektrizitäts- gesellschaft" der Stadtgemeinde Gmunden das Angebot gemacht, in Gmunden ein Elektrizitätswerk zu errichten. In der Sitzung vom 27. April 1892 wurde dieses Angebot vom Gemeindeausschuß Gmun- den jedoch abgelehnt. Um jene Zeit erstand (Baubeginn Früh- ling 1892, Eröffnung 1. August 1893) die berühmt gewordene Schafbergbahn. Sie wurde von zwei jungen Ingenieuren er- baut, die in Wien ein „Ingenieurbüro und Bauunternehmen Stern und Hafferl " be- trieben: Josef Stern und Franz Hafferl. Von diesen Männern gingen dann jene Impulse aus, die zur vorbildlich raschen Elektrifizierung des damaligen Kron- landes Oberösterreich führten. Ingenieur Josef Stern war gebürtiger Salzburger, Ingenieur Franz Hafferl stammte aus Wimsbach bei Lambach. Als sie die Schaf- bergbahn bauten, faßten sie auch den Entschluß, das seit 1864 bestehende Schafberghotel a ls besondere „Attraction" elektrisch zu beleuchten. So bauten Stern & Hafferl in St. Wolfgang ihre erste ,,Electricitätscentrale", die mit einer 25- pferdigen Dampfmascliine ausgestattet war. Am 15. Juli 1894 abends leuchteten zum erstenmal die 65 elektrischen Lampen im Hotel Petter zu St. Wolfgang auf, vom 10. August 1894 an war auch das Schaf- berghotel elektrisch beleuchtet. Inzwischen war Gmundens Bürgermeister Alois Kaltenbruner an Ing. Stern mit der Anregung herangetreten, in Gmunden eine den Stadtkern mit dem Rudolfsbahn- hof verbindende elektrische Lokalbahn zu bauen. Schlecht beratene Gmundner Ge- meindevertreter hatten nämlich Anno 1875 beschlossen, die im Bau befindliche Bahn Attnang-Steinach-Irdning dürfe nicht zu nahe an Gmunden herangeführt werden. Dadurch war es gekommen, daß man den Gmundner Staatsbahnhof in der Nachbargemeinde Pinsdorf errichtete. Die- ses Hirschauerstück machte den Bewoh- nern der aufstrebenden Stadt und auch den Kurgästen späterhin nicht wenig Beschwernisse. Stern und Hafferl gingen auf die Anregung ein, erhielten die Konzession, begannen im Februar 1894 mit dem Bau und vollen- deten ihn überraschend schnell. Schon am 13. 8. 1894 wurde der Verkehr feierlich eröffnet. Das „Linzer Volksblatt" vom 14. August 1894 schrieb darüber: „Endlich nach vielen Tagen der Erwartung ist gestern ( 13. 8.) die elektrische Lokalbahn vom Rudolfsbahnhof zum Stadtplatz eröffnet worden. Noch am Vormittag mußten mehrere Probefahrten stattfinden und erst nach di eser eingehenden tech- nisch-poli zei lichen Prüfung wurde der Eröffnungs- konsens herausgegeben. Gegen 1/., 2 Uhr nach- mittags versammelten sich di e Gemeinderäthe bei der neuen Post, woselbst sie mit den Vertretern der Betriebsleitung den Zug Nr. 1 besti egen , um an der ersten Fahrt teilzunehmen. Genau zur fahr- planmäßigen Minute fuhr der erste Zug flott davon, gefolgt von den Blicken zahlreicher Zu- schauer ." Die Fahrt ging anstandslos vor sich. Das Blatt schreibt im Schlußsatz: ,,Die Fahrt selbst ist eine sehr ruhige, ohne alles stoßen und schau- keln." Im „Gmundner Wochenblatt" findet man auch vermerkt, daß bei der Eröffnung der Lokalbahn eine Musikkapelle den von Ferdinand Lang eigens komponierten Dynamo-Galopp spielte. Innerhalb von vierzehn Tagen wurden 10.000 Reisende befördert. Entgegen allen düsteren Voraussagen war schon das erste

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