(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Links: Das Gosautal mit Gosau komm z Unten: Die drei Gosauseen vom Aufstieg zur Grobgesteinhütte C>! w t/1 t/1 <( u. C>! w > C>! w 0 z 0 > z w L I <( z w I u -' 1- ELLI HAIDINGER-FORBOCK L ;<( t/1 IM BANNE DES DACHSTEINS UND GOSAUKAMMES r()on den Ufern des fjordartigen Hallstätter Sees führt durch die bachdurchrauschte Enge des Gosauzwanges die Straße hinein in das liebliche, breite Gosautal. Hier wird der Blick sogleich gefangen von den ·wilden Zacken und Türmen, die gegen Süd- westen, abschreckend und lockend zugleich, a ls kahles Stein- gewänd über dem Waldgrund himmelwärts ragen. Diese während der Anfahrt immer näherrückende Sicht auf den Gosaukamm hat etwas Bezauberndes an sich. Sie ist su recht die würdige Vorhut für die klassische Bergschau auf die Gipfelwelt des Dachsteins, die sich fast schlagartig nach der letzten Straßenkehre am Vorderen Gosausee erschließt. Beglückend steht einem diese erhabene Bergschönheit ständig vor Augen, wenn man nun den Pfad entlang des Sees einwärts verfolgt; vorbei an der sumpfigen Gosaulacke schlängel t sich der Steig hinan zum Hinteren Gosausee. Still und einsam ruht dieser in seinem waldgeränderten Schuttbecken, sein kl a res V.lasser gönnt ein genießerisches Schwimmen, der Ausblick auf das Gletscherreich wird hier jedoch von den sich bergwärts wölbenden Latschenhängen verwehrt. Während des nun folgenden Anstieges zur Adamekhütte ergibt sich nahe der verfall euen Grobgeste in h ü t t e ein eindringlicher Tiefblick auf die Gosauseen. Besonders stimmungsvoll ist er, wenn die Hänge des Tales im Gegenlicht dunkeln, die Wasser- flächen aber gleich Spiegeln blinken. Höher und höher windet sich der steinige Steig, mehr und mehr weitet sich die Sicht. Ein stolzes Berghaupt nach dem anderen taucht hervor, bis sich bei der Adamekhü tte der Bergkranz in vollendeter Pracht zeigt . Den Gosaugletscher umstehen Schreiberwandgrat, Hohes Kreuz, Niederer und Hoher Dachstein, Torstein und Schneeberg- wand, drüben am Linzer Weg wachsen Eiskarlspitze und Hoch- kesselkopf auf, daran anschließend erheben sich - etwas abgerückt - die Bischofsmützen mit dem gesamten Gosaukamm. Wer oft in diesem Gipfelrnnd geweilt, weiß, wie unendlich viel- artig und packend die verschiedenen Naturstimmungen dieses Bergland verwandeln können. Erklettert man an einem schwülen Föhntag einen sichtfreien Gipfel, so erlebt man eine phantas tische Regung der Bergnatur. Ballige Wolken kreisen um den Dachstein- gipfel, während auf der Oberen Windlucke, dem ausapernclen Gletscher und der Mitterspitze das Leuchten der Sonne li egt; da und dort lecken die Föhnnebel an den Südwänden hoch, 5 umschließen die Spitze des Torsteins und kriechen gespenstisch die Felsgrate entlang. Wie anders wirkt dagegen diese Bergwelt, wenn sie ein strahlender Sonnentag umfängt! Dann ist es eine Lust, über die Eishänge des Gosaugletschers und die Felsen des Westgrates die Da ch- ste i nspitze zu ersteigen; oben erwartet uns ein Rundhlick, der seinesgleichen sucht . Hingerissen von der Schönheit und Weite dieser Sicht, erwacht erst a llmählich das Erkennen a ll der Herr- lichkeit. Außer dem Bild der vielen Gipfel der Länder Ober- österreich, Salzburg und Steiermark, deren Grenzen sich im nahen Bergraum treffen, ist vor allem die Schau auf den Tauern- hauptkamm bis westlich zu den Stubaiern einzig schön. Aber auch die Tiefblicke auf die wildzerklüfteten Gletscher und die grünen Täler sind fesselnd und bilderreich. Die Berggestalten, die das Steinhaupt des Hohen Dachsteins in nächster Nähe stolz umstehen, bringen das Herz jedes kletter-

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