(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Das Dr.-Richord-Wlosok-Heim Der Stolz vo n Bad Schallerbach „Es gibt nur ein Gutes - das ist die Liebe, und nur ein Böses - das ist der Egoismus", sagte einst ein deutscher Dichter-Philosoph. Liebe ist es, was leidende Menschen von uns erwarten, und unsere Aufgabe ist es, die Kranken und! Er- holungsbedürftigen so zu umsorgen, daß sie dar- aus den größtmöglichen gesundheitlichen Erfolg schöpfen können. Dann erst haben wir uns des Geschenkes, das uns die Natur in den Heilquellen gewä hrt, würdig erwiesen. Im Mitnelpunkt unse- res Denkens muß immer der leidende, der vom Alltag gequälte, hilfsbedürftige Mensch stehen. Ihm di ent die Erforschung unserer HeilqueHen, di e Ausgestaltung unserer Kurorte und des ganzen Kurlebens. Große wircschaftliche Aufgaben sind auf dem Gebiete des Bäderwesens zu lösen. Doch d~e W1rtschaft muß hier zur Dienerin der Näch- stenliebe werden. Der Wohlfahrtsverein der Austria-Tabakwerke- AG. und die Leitung des Unternehmens haben diesen Grundsätzen Rechnung getragen und Bad Schallerbach ein K urheim geschenkt, dlas mit Recht als eines der modernsoen in ganz Oster- reich bezeichnet werden kann . Das Heim wurde nach dem Generaldirektor der österreichischen Tabakregie, Dr. Richard Wlasak, benannt, der als Vorsitzender des Vorstandes der AG. die Be- mühungen des Wohlfahrtsvereines tatkräftig unterstützt hat. Das in der Nähe des Schwefelbades gelegene Heim ist mit seiner leicht halbkreisförmigen Balkonfassade nicht nur modern und zweckimäßig, sondern auch das schönste Bauwerk des Badie- ortes. Die Entwürfe stammen aus dem Bau- departement der Generaldirektion der Austria- Unten: Einbett- und Zweibettzimmer Tabakwer~e. Das Heim umfaßt 30 Einzelzimmer, Links unten: Speisesaal die unter geschickter Ausnützung des Raumes dem Patienten jede Bequemlichkeit bieten. Alle Zim- mer verfügen über Liegeba lkons, sind südse itig angelegt und ideal besonnt. Außerdem sind noch 6 geräumige Zweibettzimmer vorhanden, deren Einrichtung ebenso geschmackvoll und zweck- mäßi g ist wie die der Einzelzimmer. Den Patien- ten stehen ferner noch ein schöner Gesellschaf.ts- raum mit Rauchsalon undi ein geräumiger Speise- saal zur Verfügung. Die Zimmer sind in der Lage und Einrichtung -vollkommen gleichwerti g, es gibt kein e sozialen Unterschiede zwischen den Heimgäs ten. Die äußers·t zweckmäßig ausgesta l- teten Nebenräume sind Spitzenleistungen moder- ner Wohnbauhygiene. Während di,e schöne, völl ig mechan isierte Küche elektrisch betrieben wird, sorgt eine automatisierte Heizanl age mit Olfeuerung für die nötige Temperierung des Hauses. Die ga nze Anlage ist von ei nem gro- ßen Garten umgeben, dessen geschmackvoll e Ausgestaltung allgemein bewundert wird. Als besonders glücklich muß die Gestaltung der straßense itigen Fassade des Hauses mit einer Pergola bezeichn et werden, wodurch dem schön en Hotel Viktoria ein ebenbürtiges Gegenstück ge- boten wurd e. Der Woh lfa hrtsverein der Tabakregie hatte sehr früh die Bedeutung der Schallerbacher Kuren er- kannt und besaß schon se it Jahren in Schallerbach ein Haus, das nach dem damaligen Genera ldirek- tor der Tabakregie „Dorrekheim" hieß . Di eses Haus war aber im Laufe der Zeit viel zu klein geworden. Auch die Entfernung vom Schwefelbad erwies sich als zu groß. Das Haus wurde verkauft und durch diesen vorbildlichen Neubau ersetzt. Aber die gute , alte Tradi tion des früh eren Heimes übersiedelte mit sei- ner bewährten Verwaltung auch in die neue Anlage, in der die gleiche gute Küche geführt wird wie früher, und in dem di e persönliche Betreuung durch die Verwaltung a llen Pa•tienten nach wie vor in dankbarer Er inne- rung bleibt. So ist in Bad Schallerbach durch di e Initiative der Generaldirektion und des Woh lfahrtsvereines eme soziale Einrichtung entstanden, die allge- mein anerkannt und bewundert wird und ein Beweis dafür ist, daß dii e Sozia lversicheru ng den Wert der Baln eotherapie richtig zu schätzen weiß. Erst kürzlich wurde das Heim von deutschen Arzten als eines der vorbi ldlichsten dieser Art bezeichnet.