(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

und mancher Fra uen, die wohl Verkehrsregeln und das Fahren, j edoch nicht di e technische Seite des Kraftfahrzeugs beherrschen, nimmt immer mehr zu . Ihnen zu hd fen, ist Aufgabe des Verkehrs- hilfsdienstes, der sich in den Nachbarlä ndern ebenso wie eine K ameradschafts-Selbs thilfe der K raft fahrer bes tens bewähr t ha t. 300-SL-Pr emi e r e in Lin z: Der H ammerauer Privatfahrer Kurt Zeller, der schon in früheren J ahren bei Wertungsfahrten und Straßenrennen in Oberösterreich am Start war , bot den Linzer Motorsportfreunden anlä ßlich des Frühj ahrsstraßen- rennens 1955 di e Gelegenheit, den schnellsten Rennwagen der \ ,Velt, den Mercedes 300 SL, kennenzulernen. Es wa r der ers te Start eines 300 SL in Europa . Trotz des H andikaps der kurzen, kurvenreichen Strecke, die ein Ausfahren des 260 km/h Höchst- geschwindigkeit aufwl". isenden Wagens niemals zuließ, siegte Zell er doch souverän. Für Linz war di ese Premiere ein Ereignis ersten R a nges . Der Star t dieses zukunftsreichen Wagens soll aber auch gleich- zeitig ein Symbol für Oberösterreichs Motorsport sein. Im ver- gangenen J ahrzehnt wurden große Leistungen vollbracht, a ber noch größere Aufgaben erwa rten uns. Die Motorisierung schreitet immer weiter vora n. Die Zeit, wo R ennfahrer a ls „Na rren der Die ersten R ennen des J a hres 1955 brachten den Stu ttgarter Mercedeswagen neue Triumphe. Schon im J änner sieg te Welt- meister Fangio zweima l in Argentinien , in seiner H eima t. Höhe- punkt der Frühsa ison wa r aber zweifellos di e ,, :Mille Miglia", das klassische 1000-Meilen-Rennen von Brescia nach Rom und wieder zurück. Italiens Industrie setz te bei diesem Rennen mit der gesamten Macht zum K ampf gegen die deutschen M ercedes- und Porschewagen an. Das Ergebnis: Stirling Moss vor Fangio als Sieger bei den großen R ennwagen, Kl assensiege und R ekorde von Porsche und Mercedes in den übrigen H a uptgruppen. Ein überwä ltigender Erfolg für di e deutsche Automobilindustrie, an dem auch wir uns freu en dürfen , gelang es doch einem Innsbrucker, zum erstenmal in der Geschichte der „Mille Miglia" einen Sieg für Ö sterreich zu erzielen. I n der Dieselwagenklasse kam Ing. R et ter aus Tirol zu einem überraschenden, aber sicheren Sieg vor bekannten deutschen \ ,Vertungsfahrern. Eines fällt dabei besonders auf. Die drei Siege fü r M ercedes errangen ein Engländer (Moss), ein Amerikaner (Fitch ) und der Ö sterreicher Ing. R etter. Ein Beweis, da ß nicht all ein das Ma teri al entscheidend ist, sondern die M änner, die hinter den M otoren sitzen. Kurt Z eller (Hammerau) auf seinem neuen „Mercedes 300 SL" war die Sensation des Linzer Straßenrennens 1955. Z eller siegte souverän in meisterhafter Fahrt. - Rechts : Bei den Beiwagenmaschinen ist Ing. Anton Schichl Sieger in v ielen Wertungsfahrten des In- und A uslandes . A uch er wurde Staatsmeister der Wertungsfahrer (OSK-Pokal) Stra ße" bezeichne t wurden, ist vorbei. v\Tertungsfahrten und R ennen geben ihre Erfahrungen dem Seri enbau. Aus den Bremsen der R ennmaschinen werden die Bremsen der Tourenmaschinen en twickelt. Und was ges tern noch ein Traumwagen der Zukunft wa r, ist heute im Gebrauchswagenbau schon v\Tirklichkeit. Oberösterreichs Motorsportler ha ben in den letz ten J a hren mehr- mals die Gelegenheit wahrgenommen und in Einzelreisen oder Gesellscha ftsfahrten a n großen interna tiona len Motorsportver- anstaltungen teilgenommen. Besonders am Nürburgring in der Eifel , einer der schönsten R ennstrecken der Welt, sah man im Vorj a hr oftmals das A der ös terreichischen Automobile. H euer , wo die K onkurrenz um die Weltmeisterschaft noch spannender geworden ist und die Sportwagenrennen neue Ü berraschungen bringen , werden aberma ls viele Oberös terreicher an auslän- dischen Großveranstaltungen teilnehmen. Auch hier zeig t sich a lso di e Entwicklung des Motorsports in unserem Bundesland. Wo vor J ahren einzelne Spor ten thusias ten zu fi nden wa ren , kommen heute schon Gesellschaftsreisen hin. Soli tude, Nürburgring, Bern und Monza werden dabei die Ha uptanziehungspunkte sein. Österreich könnte öft er im interna tionalen K onzert des R enn- sports mitsprechen. Die Leistungen eines Rupert Holla us haben es bewi esen. In der Zeit der immer stärker werdenden Motorisierung müßte a uch endlich einmal di e Einsicht unserer verantwortlichen Stellen a uf j enen v\Teg gelenkt werden , den uns das Ausland vorzeichnet. Die Entwicklung des Motors ist ohne R ennsport nicht möglich. Der Einsatz tollkühner M änner , die immer wieder bewiesene Begeisterung der Jugend für den M otor- sport und der Idealismus von Aktiven und Funktionä ren müßten von staa tlichen Stellen a nerkannt werden. Puchfahrer erreichten Siege in a ller Welt, Gerold I(.Jinger gewann auf BMW den „Bäderpreis von Österreich " , KTM sieg te in Salzbu rg und a uch bei Wertungsfahrten sind oberös terreichische Fa hrer im In- und Ausla nd auf Spitzenplä tzen zu find en. Die Welt steht „Im Banne der Motoren " - Oberös terreich da rf und wird den Anschluß nicht verlieren. Unser Bundesland, di e Unterstützung durch Land und Stadt und nicht zuletzt der Idealismus der Motorsportler bilden gute Grundlagen , di e aus- zuba uen, Aufgabe der Zukunft ist.

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