(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

übernahm der Automobilclub die Bürgschaft und erleich terte damit den Oberösterreichern die Fah rt ins Ausland. Die Entwicklung des Motorsports geht weiterhin steil nach auf- wä rts. Sie kann diesen Weg aber nur fortsetzen, wenn alle an einem Seil ziehen. Gemeint sind hier nicht die einzelnen Ver- einigungen. OÖAMTC, ARBÖ, MRV und MFV, sie a ll e stehen mit mehr oder weniger Mitgliedern im Dienste des Motors. Der \!\l eg nach aufwär ts kann aber nur fortgesetzt werden, wenn R ennfahrer und Industrie auf der einen Seite, Veranstalter und Publikum auf der anderen Seite das gleiche Ziel h aben . Die Unterstützung durch die heimische Industrie ist leider nur sehr gering . Ein deutsches Werk war es, das dem Niederösterreicher Rupert Hollaus den 11\feg zu höchsten Ehren ebnete: auf einer NSU-Rennfox wurde der junge Traisner Weltmeister 1954, ehe ihn ein unerbittliches Schicksal auf der Höhe seines Ruhms aus dem Leben riß. Wir haben in Österreich noch einige Fahrer, die bei entsprechender Unterstützung zur Weltklasse aufschließen könnten. Wie aber soll dies möglich sein, wenn die heimische Industrie auf dem Standpunkt steht, daß Werbung für den Motorsport und Unterstützung der Fahrer nicht notwendig sind ? Mit einem lachenden und einem weinenden Auge müssen die Motorjournalisten zusehen, wie die deutschen Werke in Presse- aussendungen immer wieder die Motorsportfreunde in aller Welt informi eren, während Österreichs Industrie sich ausschweigt. Man verkauft auch in Deutschland, Frankreich und Italien seine Maschinen und Wagen gut, ohne dabei überheblich zu werden. Es ist fast wie ein Silberstreifen auf dem düsteren grün-weißen Horizont der österreichischen Motorradindustrie, daß das kl eine KTM-Werk in Mattighofen mit seiner Rennmannschaft versucht, es den großen Konkurrenten des Auslands nachzumachen. Es ist ein Versuch, der viell eicht gelingt, aber auch mißlingen kann. Er beweist uns aber, daß es auch bei uns noch Männer gibt, die das Herz am richtigen Fleck haben und dazu ein wenig Mut. Schade, daß sie nicht j ene Geldmittel besitzen, die die anderen leicht zur Verfügung stellen könnten. Welche Möglichkeiten hat nun der Motorsport in Oberösterreich? St r aßenrennen: Mattighofen, Andorf, Ried und Linz h aben Straßen, die sich für kleinere Veranstaltungen eignen. Linz müßte einen neuen Rundkurs finden, da der „Rund um das Hochhaus" zu sehr verbaut ist und Schwierigkeiten mit den Anrainern bestehen. Die Tatsache, daß in aller Welt Straßen für Rennmaschinen und nicht Rennmaschinen für Straßen gebaut werden, läßt in näherer Zukunft keinerlei neue Möglich- keiten für Oberösterreich erwarten, da die finanziellen Mittel des Landes kaum für den Güterstraßenverkehr ausreichen. Im Gaspoltshofner Müllersohn Gerold Klinger, der auf BMW fährt, hat Oberösterreich einen Fahrer, der befähigt erscheint, in die europäische Elite vorzustoßen. Speedw a y: Das Linzer Stadion benötigt nur mehr kleine Umbauten, um eine ideale Speedwaybahn zu zeigen . Der Beton- strei fen am Außenrand der Bahn bedeutet immer noch eine kleine Gefahr für Kämpfe in den Kurven. Die Verpflichtung zugkräftiger Paare wird immer schwieriger werden, jedoch hat der OÖAMTC m it Wiener Verbänden für die nächsten Veranstaltungen schon wieder fixe Abkommen getroffen. Nur so ist es möglich, di e großen Kosten der englischen Teams zu tragen. Von den oberösterreichischen Fahrern ist bisher nur Gottfried Weinmayr als Speedwayfahrer hervor- getreten. Ihm fehlt aber zum Klassefahrer noch Temperament und vor allem Selbstvertrauen. Auf fremden Bahnen hat er bisher immer besser abgeschnitten als in Linz. Der Bau einer Scheinwerferanlage im Stadion, wie sie fast m allen größeren Sportstadien für Nachtspiele üblich ist, könnte auch dem Speedwaysport in Oberösterreich neuen Auftrieb geben . Der Magistrat Linz hat im Stadion die Wünsche der Motor- sportler in dankenswerter Weise weitgehendst berücksichtigt, so daß auch zu hoffen ist, daß der \i\lunschtraum „Scheinwerfer" bald realisiert werden kann. Bergrennen: Das Interesse daran ist stark zurückgegangen. Der Hauptgrund dafür ist das Fehlen des Kampfmoments. Bergprüfungen mit Einzelstart werden Aufgabe kleinerer lokaler Verans tal tungen sein. Skikjöring: Die ungünstigen Schneeverhä ltnisse der letzten Winter haben einen Rückgang derartiger Veranstaltungen gebracht. Versuche im Linzer Stadion sind bisher an der mangeln- den Organisation gescheitert. Vorchdorf, Vöcklabruck, Lambach, Ohlsdorf, Altmünster, Bad I schl und das Innviertel sind abe r gute Plätze für diese \!Vintersportveranstaltungen. Geschick li chkeitsprüfungen: In Oberösterreich leider noch sehr selten . Da sie sich aber in Deutschland steigender Popularität erfeuen, wird sicherlich auch Österreich in den kommenden Jahren davon „angesteckt" werden. Die bisherigen wenigen Ver- Der Gaspoltshofener Müflerssohn Gerold KLinger ist auf seiner 500 ccm BMW einer der erfolgreichsten österreichischen Rennfahrer Rechts : Der Sportwart des OÖAMTC, Sepp Schmidhofer, bewies niLht nur sein organisatorisches Talent, sondern wurde auch Staatsmeister der Wertungsfahrer (OSK-Pokal)

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