(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

im banne Jet mototen Eine motorsportliche Betrachtung von Funkreporter Ing. Hermann Nußbaumer Fußball , Boxen und R adrennen wa ren die populä rsten Sport- a rten in den ersten Nachkri egsj ahren. Selbst in kleinsten Orten fanden Boxvera nsta ltungen sta tt, und wenn die Österreich- Rundfahr t der Radfahrer durch O berösterreich kam, standen di e Dorfbewohner ebenso an den Stra ßen wie die Städter. Auch die H andba ller konnten sich in vielen kl eineren Orten sammeln und M annschaften aufstellen. In Oberös terreich lebten dama ls viele Evakui erte und Ausgebombte, di e di ese Sporta r ten in Gebieten bekannt machten , in denen sie vorher niemand beachtete. Von :1'v1o torsportve ransta ltungen hörte man nur sehr selten. V er- ständlich, F ußbä lle und Boxhandschuhe wa ren eben leichter zu beschaffen a ls Autos und Motorräder . Die bedeutendsten ·w erke der europä ischen K raftfahr zeugindust ri e wa ren zerbombt und zerschlagen. An Interessenten hä tte es keinesfalls gefehlt. Gerade durch den Krieg kamen Bevölkerungsschichten mit den M otoren in V er- bindung, di e sonst vielleicht keine Gelegenheit daz u geha bt hä tten. Viele der H eimkehrer ha tten F ührerscheine a ll er Klassen, vom Krad bis zum Panzer. D er , i\Tunsch, ein eigenes Fahrzeug zu bes itzen , wurde in di esen Menschen besonders laut. Bald zeig te sich a uch auf spor t lichem Gebiet di ese Entwicklung. Di e ersten tradi t ionellen R ennen wurden wieder durchgeführt , T ausende kamen schon 1947 zum Pötschenrennen , vVertungs- fa hrten wurden a usgeschrieben, und ba ld dröhnten auch auf den Trabrennbahnen in Ri ed und Wels wieder di e Motoren. Neue Strecken wurden gefunden, Bergprüfungen durchgeführ t, und im Winter standen die beliebten Skikj örings au f dem Programm. Für sie brauchte man keine besonderen Bahnen , Wiesen genügten schon . Als d ann aber die W erke der Motorenindustri e wied er zu liefern begannen , setzte eine Entwicklung mit mannig- fachen Ü berraschungen ein. Die stets ausverkauft gewe- senen Boxvera ns ta ltungen büßten ihre Zugkraft ein , Schlage rkämpfe rollten vor halbleeren H allen ab. Die Zuschauer bei den R adrennen wurden immer weniger, und Handba llvereine lös ten sich auf. Nur Fußball konnte seinen Pla tz behaupten und sogar weiter ausbauen. Die n eue Entwicklung wurde auch durch das Ausla nd be- schleunigt. Rundfunk und Zeitungen berich te ten in stei- gendem Ma ße von Autoren- nen in a ller vVelt, altbekannte Namen wie Stuck und Carac- ciola ta uchten wieder auf, T az io Nuvola ri stand wieder am Sta r t, und H ermann Lang fuhr wi e einst in Tripolis R ekordrunden . Neue Namen kamen dazu. ' "'a ren es vor- erst nur kl eine No ti zen in den Zeitungen , so kam nach dem R ennen in L e M aus und bei der Carrera Panameri cana di ese großen Sportwagenrennen, SU und BMW stell ten neue Weltrekorde auf. K a rl Kling und H ermann Lang sowie Wilhelm H er z wa ren ba ld auch der jungen Generation ein Begriff. In Österreich wurde in Fritz Dirtl ein Nachfolger für Ma rtin Schneeweiß gefunden. Der Burgenländer J osef K amper fuhr lange Zeit in seinem Schatten , um da nn p lö tzlich in d er Spitzen- klasse zu stehen. Zehntausende bevölkerten di e Tra brennbahn in Wels , a ls die ersten Ausländer starteten, Gäs te aus H olland und D eutschland . Auf der Weiser 800-Meter-Ba hn wurde auch der erste V ersuch unternommen, ein Speedwayrennen zu fahr en. Er gelang ni cht ganz, aber die Zuschauer ha tten Interesse an der neuen Sporta r t gefunden. Linz baute ein Stadion. In erster Linie war die Aschenbahn für di e Leichta thleten gedacht. Di e Veransta ltungen der Leicht- a thleten wiesen a ber meist schlechten Besuch auf. Schade, d achten di e V erantwortli chen , sie mußten sich a ber d ann doch um „s tadionfüll ende" Sporta rten umsehen . Und so kam Speed- way nach Linz. D er erste Versuch wa r ein Erfolg. Nur di e Fa hrer wa ren mit der Ba hn noch ni cht zufrieden. Die Kurven ließen keine Zweikämpfe zu, sie wa ren zu steil. Es ist motorsportfreund- li chen Beamten des Magistra ts zu danken , da ß dieses Hindernis ba ld behoben wurde. Man opferte einige Quadra tmeter R asen der Spi elfeldumgrenzung, und schon hatte Linz eine fast ideal zu nennende Speedwaybahn. Di e Fahrer dankten es mit aus- gezeichneten Leistungen , di e Zuschauer mit einem Massenbesuch. Nur der H andball-Länderkampf Österreich gegen Deutschland und die Schlagerspiele LASK gegen Rapid und Austri a konnten mit d en Speedwayrennen zu- schauermäßig konkurrieren. Weltklassefahrer aus England, Schweden und Deutschland brachte der Oberösterreichi - sche Automobil-, Motorrad- und T ouringclub nach Linz. Sie zeig ten Speedway in R ein- kultur. Und unsere Ö ster- reicher Dirtl und K amper fi elen nicht ab . Der R ennsportka lender Ober- österreichs nahm ständig an Umfang zu. vVertungsfahrten und Bergprüfungen, Straßen- rennen und Bahnveranstaltun- gen wechselten 111 bunter Folge ab. l O J ahre nach Kri egsende können wir behaupten , da ß der Motorsport Oberöster- reich erobert ha t. Der Ober- ös terreichische Automobil- , Motorrad- und T ouringclub ha t seine Mi tgli ederzahl bis zum Frühj ahr 1955 auf 14.000 erhöhen könn en. In der Ent- wicklung des OÖAMTC zu einem führenden Landesklub des ÖAMTC zeig t sich am besten die Entwicklung unseres Landes. Nicht nur R ennen und Wertungsfahrten wurden von ihm geförde r t. Besonder es Interesse galt dem St_raßenbau, der V erkehrs- 1952 d er Mo torsport zum erstenma l wieder in den H aupttitel. Mercedes gewann Fritz Dirtl und Josef K.amper disziplin und nun auch dem technischen Dienst. In tausen - den Triptiks und Carnets Liefern sich bei den We iser Bahnrennen stets spannende Duelle 39

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