(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

37 Hallstätter Salzberg über dem Tal zu gelangen. Steil winden sich die Kehren zum Rudolfsturm empor. Dort sucht man kurze R ast und begeistert sich an dem unvergleich- lichen Tiefblick auf den See und den Ort. Das Hochtal hat man mm erreicht, vorbei geht es an dem alten Gräberfeld, das vor über hundert J ahren bei seiner Entdeckung di e Welt so sehr in Staunen und wissen- schaftliche Erregung versetzte. H och oben liegt der Katharina-Theresia-Stollen, der 1675 aufgeschlagen wurde und heute den Gästen des Bergwerks zur Einfahrt dient. Diese schöne Wanderung kann sich der ä ltere oder eilfertige R eisende seit Juni dieses Jahres ersparen. Di e schon bestehende Materialbahn wurde für den Personenverkehr eingerichtet, und rasch überwinden zwei Gondeln den Höhenunter- schied von 340 Meter. Man soll te aber nicht ei len. Für den Salzberg sollte man sich einen ganzen Urlaubstag vorn ehmen . Die H ast des modernen Menschen sollte man hier eindämmen . Der Wanderer betri tt hier die älteste Salzgrube der Wel t, di es sollte ihn nachdenklich und beschaulich stimmen. Und di e Einfahrt ist auch ein Gemeinschaftserlebnis. Es beginnt mit der Einkleidung. Nach Lösen der Karte verwandeln sich die verschiedenen Köpfe und Gestalten pötzlich in gleiche weißgekleidete „Berg- leute". Irgendwie werden a lle Teilnehmer einer Ein- fahrt schon vor Betreten des Stollens einges timmt und gleichgestimmt. Dann geht es 500 Meter tief in den Berg hinein. Geheimnisvoll flackert das Licht. Stoll en werden durchschritten. In einer Laugkammer macht der Führer halt und beginnt mit seinen Erklärungen. Rasch und leicht faßlich zieht an a llen Fahrttei l- nehmern das historische und technologische Bild des Salzbergbaues in Hallstatt vorbei. Man erfährt von den geologischen Verhältnissen, vom „Haselgebirge", von der Entstehung der Salzlager. Dann hört man von den ersten Bergleuten, den Illyrern, den Kelten und schließlich den Römern, die in der sonnigeren Lahn siedel ten und bereits a l tes Kul turgut über- na hmen, als sie Herren von Noricum wurden. Der mittelalterliche Salzbergbau, urkundlich erstmalig mit einem Dokument von 1311 nachgewiesen, formte dann das Antlitz der gesamten Landschaft entlang der Traun. Wenn man vom Salzkammergut spricht, sollte man immer daran denken , daß es das Salz und seine Gewinnung im Salzberg von Hallstatt waren, di e diesem Land im Gebirge zum Leben und zum \!Verden ha lfen. Instruktiv ist der technologische Einblick, die Einführung in das uralte und ver- zweigte Stollensys tem, in die Laugkammern, wo man Wasser einpumpt und so die salzhä ltige Sole gewinnt (auf 100 Liter \,Vasser 32 Kilogramm Sa lz), in die Stockwerke, Schurfe und Schächte. Geheimnisvoll ist der Blick in den Salzsee, eine aufgelassene Laug- kammer, und h eiter, mit a llerhand Zwischenfällen vermengt, die Rutschpartie von einem Stockwerk in das nächste. \i\ 7 enn die Hunte dann die Führung in rascher Fahrt wieder ans Tagesli ch t bringen, endigt ein Erlebnis, das man nicht a lle Tage ha ben kann. Wir waren im Hallstätter Salzberg. Glück auf! Bilder linke Seite von oben nach unten: Seilbahnauffah rt zum Salzberg; im Hintergrund Rudol fstu rm und Krippenstein - Besucher vor der Einfahrt in den Stollen - Weißes Steinsalz Rechte Seite: Rutsche zum Salzsee - Erläuterung der Salzsolegewinnungsmethode Besucher- gruppe bei der Ausfahrt aus dem Sto llen Sämtliche Photo s: St ibor, Salzburg

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