(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

NÖRDLICH DER DONAU Wie preis ich dann dich, kleinere Hälfie des Landes, nördlich des Stroms und hingelehnt an den Nordwald! Nie schütterte dein Granit vom Schritt der Legionen, dafür schläft heut noch auf dem grauen Steine Pan und sind von Hain und Hag Nymphe und Faun nicht vertrieben. In rotgehenden Bächen stand ich geklammert ans Wurzelgeäst und staunte mit Kindesaugen Da weiß ich aus der Vorzeit manchen Stein, einen, dem Gott gegründet hoch auf Felsensäulen, den andern waldgeheim, sich leise wiegend, wie ihn mein Finger trieb. Und zwischen Mäuerlein, niedrig und himmelsoffen, lag eines Freithofs stille, steinbesäte Wiese . Am Abend saß ich auf der Hausbank vor dem kleinen Haus, in der Libellen Flug. Und wo ein Brünnlein Wasser stand im Fels, sah ich den goldnen Sand am Grund und keine Fläche zwischen Luft und Wasser,- bis ich vom Bann ängstlich erwacht von Busch und Ginster kehrten Kinder heim und ihre Rufe, so als riefen sie die Götter, schickten sie sonnemüd, doch unermüdet , eintönig ofi erneutes Tönen in den klaren Abend. das kreiseziehende Steinchen warf. DONAU Wollt ich dich suchen und sehn, denkst du an Aufbruch nur, spaltest die Erde und reisest . längst verschlungen dein Quell! Blau und braun und grün flichst du die Bäche zur Wölbung . Steh ich versinkend an dir, bist du schon hinter mir, schiebst mich entgegen, wirfst das Tal mir auf, bettest die Mulde mir hin und beugst mir die Berge. Sonne lieb ich sehr, weil sie die Schatten nicht liebt und reinigt den Glasberg. Birst die Wolke in dir, fährt von deinem Tenn der sprühende Wagen in Himmel. Regenhimmel, schwärzlich durchraucht, ist doch das Lichthaus, BALDMANNSDORF (INNVIERTEL) darin die Wiese noch flimmert vorabendlich; die vielen Obtsbäume - unerhebliche Säulchen machen sie tief. I eh soll mich nicht sehnen? Die Enten sind jetzt das Weiße. Wenn sie die Brüste schieben, sind sie wie Frauen und der beschränkte Plan vor dem Bauerngärtchen ist Persien. Ragende Giebel, gezogene Firste, hölz ernes Hauskleid, schwärzlich schimmernd zärtlich geziert, ' (Stall nur ist Stein, verstrichen die Fugen - ) Und Bäume: krummer Arme hüpfende Ranken strotzend und fliegend über das Dach, Wiesengrund: weidenbestanden, Weihers Bett, und tiefer sinkend zur quellensammelnden Mulde, Himmel: wolkendurchschwärmt, heizend und strahlend, Vberwältiger, immer noch Gönner! In den ewigen Saum nur ist die Hofstatt verwunden, ein Schöpflein, ein Kranz , um die Seelen ein Hag, eine Huld der Wässer und Winde und Lichter. Wie flink der Bauer sich hebt vom Mahl und flicht die Hände! Wie er draußen im flirrenden Strahl die Arme regt vor den jüngeren Händen, vor geneigten Bildern führt er Gebetes Reigen wie drängender Regen sich absingt. Siebenjahr, nicht Vater noch Mutter gleich, /eingesponnene Blonde, ohne Gürtel schmiegsam wie nackt und ein traumumronnen Gesichtlein - Sträuchlein, gelockert früh, früh Harfe der streitenden Engel. Nicht ein Dieb, der den Apfel klaubt und schneidet die Ziegelecke - wenn bunte Entlein rucken vor dir AU G U ST 194.6 und auflacht ein seiden Hengstlein, durchdring den Hausbann mit - reich, nämlich mit Schmunzeln verbeugt vor dem strotzenden Aste. JOHANNES WÜRTZ 22

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