(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Schluß von Seite 8 IM BANNE DES DACHSTEINS VND QOSAVl<AMMES Ein wenig länger, aber noch zahmer, ist der abwechslungsreiche Austria-Weg, dessen westlicher Ausgangspunkt sich auch am Vorderen Gosausee befindet. Durch lichten Wald, seitwärts begleitet vom Gewänd der Donner- kogeln, zieht sich der Steig vorerst hinauf zu den Hochwiesen der Zwieselalm, auf der die Ga blonzer Hütte steht. Ihr Dach- steinblick ist beinahe ebenso bezaubernd und bekannt, wie jener vom Vorderen Gosausee. Über duftende Grashänge führt der Pfad anschließend aufwärts zum Nördlichen und Westlichen Törlecksattel. Von letzterem zweigt der Weg zum Großen Donnerkogel ab. Es lohnt sich sehr, diesen leichten, wohl etwas mühsamen Abstecher zu machen und durch eine riesige Latschen- wildnis und über Schuttriesen zum Scheitel dieses Berges empor- zusteigen: er, der sich am Rande des Gosaukammes erhebt, dankt seinem Besucher mit traumhaft schönen Bergeindrücken. Vor allem dann,. wenn sein Gast ein Frühaufsteher und schon unterwegs ist, wenn im Osten die aufsteigende Sonne, gleich einem Feuerball, über den dunklen Bergzug des Höllengebirges springt. Unsagbar still ist es noch auf dem breiten Haupt des Großen Donnerkogels. Im Gefels des n.:1hen Freyaturmes verfangen sich hell die ersten Strahlen der kaum erwachten Sonne, während tief unten die Gosauseen in schattiger Kühle schlafen. Auch das Gezack der Dachsteinspitzen und Bischofsmützen hebt sich vorerst nur umrißhaft vom durchsichtigen Morgenhimmel ab. Ein zarter Schimmer verklärt das Eis des Gosaugletschers. Rasch gewinnt das Tageslicht an Stärke. Bald umhüllt eine wärmende Sonnen- flut alle Gefilde. Und durch die klare Luft dringen die ersten Jodler der Sennerin, vermischt mit dem Geläute der Kuhglocken bis herauf zur einsamen Höhe. Die Fortsetzung des Austria-Weges leitet vom westlichen Törleck- sattel durch prächtige Hochwaldungen in bescheidenem Auf und Ab hinüber zum Sulzkar, auf das der Strichkogelkamm herabschaut. Anschließend erreicht der Bergpfad nach einiger Zeit die weiten, freien Wiesenhänge der Stuhlalm, über der herrlich, aber fast unnahbar die Bischofsmützen stehen. Packend schöne Bergbilder zeigen sich auf der nun folgenden Steigstrecke. Sie bringt uns durch das Stuhlloch zum sogenannten „Durchgang" - einer verblockten Schuttreiße -, dem Jöchl und „Krautgarten". Zur Blütezeit der Alpenrosen herrscht dort eine schöne Farbensymphonie, die aus Latschengrün, Alpenrosenrat, Steingrau, Himmelblau und Wolkenweiß geschaffen ist. Ohne wesentliche Höhenunterschiede zieht sich die Führe dann - häufig Hänge querend - zum Loßeck und weiter - umrahmt von vielen lohnenden Nah- und Fernblicken - zum HüterriedL Dieser gibt eine Prachtschau auf den Torstein und seine gewaltige Umgebung frei, sowie die Sicht auf das Ziel, die Hofpürglhütte. Bei ihr angelangt, wird vorübergehend das Auge nur auf die Nähe gelenkt. Das plätschernde Brünndl, die im Wind flatternde Wäsche, die drolligen Bergziegen, der volle Milchzuber, das weidende Tragtier, all das versetzt sogleich in das geschäftige Getriebe um und in der Hütte. Seine unbeschwerte Lebendigkeit erzeugt einen fröhlichen Ausgleich zu den oft hart auf hart gehenden Touren hoch droben in der herben Abgeschiedenheit der starren Felsgrate und Steinwände. Die reizvollen, ungefähr- lichen Höhenwege hingegen wirken stets als harmonisches Binde- glied für beides. Von der Hofpürglhütte verläuft der Austria-Weg zuerst ein Stück über den Linzer Weg, trennt sich jedoch später von ihm und führt hinüber in das Gebiet der Austriahütte. Auch dieser Bergpfad gewährt unvergeßliche Bergbilder, deren Schönhe~t noch gesteigert wird, falls Wettergott und Blumenfee besonders gebefreudig sind. Durchschreitet man am frühen Morgen das Zaungatter de.r Hütte, um sich auf den Weg zu machen, umwogen die Nebel oft noch unruhvoll den Steiglkogel und treiben mit den schon licht- überfluteten Gipfeln ein malerisches Versteckspiel. Entlang des Linzer Weges wandert man dann in einer mystischen Nebel- stimmung dahin. Nur langsam wird es sichtiger, weitet sich der Blick. Verläßt man schließlich das schon vertraute Gelände, haben sich selbst die letzten Nebeigespinste verflüchtigt. Blank- geputzt tut sich das Neuland auf, das man nun betritt. Am Fuß- punkt des Reißganges wird der Linzer Weg verlassen. Mit den Bischofsmützen im Rücken und dem Torstein vor den Augen verfolgt man jetzt den Austria-Weg gegen den Sulzenhals. Üppige Alpenrosenpölster säumen· hier berückend und ver- schwenderisch den Steig. Durch Almland, das wetterzähe Zirben schmücken, bringt die leichte Führe nach einiger Zeit über einen kurzen, steilen Kehrenanstieg auf den Sulzenhals und in der Folge über die Schuttriese des Windlegerkares zum Tor am Raucheck. mnnti LEDFR UND SCHUHFABRIK C.KITZlv1.A.NTEL·VORCHDORF·OBEROESTERREICH 101

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