Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

Buntbemalte Branntweiriflascheln aus der Hütte Freudmthal im Attergau. Oberösterr. Landesmuseum Gebrauchsgläser der neuen Tiroler Art. Aus dem O Ö. Heimatwerk Formschöne, m?derne Gebrauchrglärer, L9bmryr, Wien. A~s dem O Ö. Heim1.twerk Gesclil-iffene Gläser mit Volkskwistmatiuen. Aus der Er;;.eugung L~bmeyr im O Ö. Heimatwerk 2 3 4 höfen. In Österreich, Böhmen und Deutschla nd war die Glasware schon unter d en sächsischen K a isern ein bedeutender H andelsartikel. Es dürfte sich d abei aber nur um minderwertige Erzeugnisse gehandelt haben . Aenea Silvio Piccolomini erzählt 14-53 von den Fensterscheiben in Wiener Privathäuse rn. H absburgische Kaiser bemühten sich in der Folge immer wieder vergebens, die heimische Industri e durch venezianische Meister zu ve redeln. Zweima l erzählt uns die Lokalhistori e, wie die Dogenrepublik ihre n ach Ö sterreich abgewanderten Glasarbeiter durch Meuchelmörder erdolchen li eß, kein Wunder a lso, wenn di e Hütten in der „Venediger Au" (heute L eopoldstadt oder Pratergegend ) wegen Mißerfolges geschlossen werden mußten. Im 17 . J a hrhunclert beginnt, nachdrücklichst gefördert durch den H of Rud olfs II. in Prag, di e böhmi - sche Glasindustri e prachtvoll a ufz ublühen. An Stelle der gemalten, ge fl ochtenen , gestrickten oder netzartigen D ekora tion des Glases tritt nun j ene der Gravierung, Ätzung, d es Sch liffes und Schnittes, also Verzierungsweisen der Kristallbehandlung, wie sie den veredelten Gläsern unseres Kulturbereiches bis in di e Gegenwart eigen sind. Im folgenden Säkulum gelang es der heimischen - vor a llem der böhmischen - Glasindustrie, di e Vorherrschaft Venedigs zu brechen und mit wechselndem Glück noch im 19. J ahrhundert, ja bis in unsere Tage den internationalen ifarkt zu behaupten. Nun sind wir aber in einer Zeit angelangt, in der sich auch di e Erzeugnisweisen der Glasfabrikation mehr denn j e zu differenzieren beginnen, und sich die einzelnen Fabriken nun auf die Spiegelglasherstellung, di e Tafelglasfabrikation, die Preß- und di e H ohlglasfabrikation beschränkten. U ns interessieren vor a llem di e Erzeugnisse clrr letzteren, da diese d as Rohmaterial für die Glaskunstwerke herstellen. Das farb lo e, etwas di ckwa ndigere Kri stallglas der böhmischen Hütten begünstigte geradezu seine Ausschmückung durch den Schliff und Schnitt, und besonders letz terer gelangte zu höchster Prachtentfaltung. Die Me.ister von Steinschönau und H aida, den H auptzentren böhmischer Glasveredelung, und ihre vielen Zunftgenossen bis Wien überboten sich in der künstli chsten Ausführung all der zar ten Orn amente, Bänd er, Linien, Spiralen, Füllhörner, Genreszenen und Por träts im T ief- und H ochschnitt. Unter der Pa tronanz des österreichischen H ochadels blühte die Kunst d as ganze 19. J ahrhunder t hindurch , und es gehörte ehema ls zum guten Ton, Gastgeschenke a us Glas zu überreichen, eine sehenswerte Glassammlung zu besitzen und im eigenen häusli chen Gebrauch Gegenstände und Service aus erlesenem Glas zu benützen. Entsprechend der Farbenfreudigkeit d es biedermeierlichen Ivienschen und wohl im Zusammenhang mit der Porzell anma lerei kam auch di e Malerei auf Hohlglas wieder in Schwung. Besonders bel ieb t wurde sie für Freundschafts-, Liebes- und Erinnerungsgaben. Die herrlichen R anftbecher des Wieners Kothgasser gehören wohl zu den besten Schöpfungen auf diesem Gebiet. Daneben erfreuten sich Gläser mit Emailmalereien' sowie mit Vergoldungen und Versilberungen , mit Lackma lereien wie auch gefärbte Gläser in Überfang oder Masse gefärb ter Technik großer Belieb theit. Zeitweilig wurde allerdings die Hochkonjunktur böhmisch-österreichischer Glaserzeugung durch das Auftreten der englischen Konkurrenz getrübt. Das brillantierte englische Bl e ikrist a ll g l as war weich und ließ sich leicht schleifen. Es wirkte auch im neuen Zustand farbensprühender als unser h ärteres, der Bearbeitung weniger zugängliches Kaliglas . v\Tie nachSämtliche Aefnahmen Max Eiersebner

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