(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954
am Südende des Sees etwas industrialisiert anmutet. Das aber fällt gottlob nicht zu sehr auf, denn die Gebirgs- majestät des Hintergrundes läßt die Schlote und Fabrikhallen zu Nichtigkeiten werden. Haben die bisher genannten Seen im wesentlichen (vom Menschen aus gesehen) keine andere als ihre natürliche Auf- gabe zu erfüllen: die Schönheit der Landschaft zu steigern und uns Freude zu spenden, allenfalls auch einer zwar edlen, um- fangmäßig jedoch geringen Fischzucht zu dienen oder ihr "\,Vas- ser zur Kraftgewinnung zur Verfügung zu stellen, so tritt die wirtschaftliche Bedeutung des Gmundner Sees schon augenfälliger hervor. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es nur durch ihn möglich, große und schwere Lasten von Nor- den her in das Salzkammergut zu bringen und die dortige Bevölkerung zu versorgen. Und nur seine Wasser waren es, über die der Reichtum des Salzkammergutes, Salz und Holz, nach Norden geführt werden konnte, nach Wels, Linz, Wien, Ungarn. Damals gab es noch keine Straße, die den Sonnstein bezwang. Der See wurde solcherart zur Ver- dienstquelle der Menschen an seinen Ufern, sie fanden als Flößer, als Salzschiffer, als Fischer ihre Existenzmittel, die ihnen der landwirtschaftlich nur wenig nutzbare Boden nicht bieten konnte. An den Ufern erstanden aber auch die Gewerke und Industrien, etwa jene von Ebensee, dann Kalk- brennereien, Sägewerke und dergleichen . Schon bevor das Eisenbahnzeital ter anhub, war das Salzkammergut durch Ischls Solbäder ein Ziel vieler Fremder, die Gesundheit und landschaftliche Schönheit suchten. Außer Ischl wurden auf den Anreisewegen, deren wichtigster von Wien her ging, auch die Schönheiten aller an- deren Orte entdeckt, vor allem jene der alten Salzhandels- stadt Gmunden, die international alsbald ein Begriff wurden. Zur bloßen Sommerfrischenmuße gesellte sich, beginnend etwa in den Achtzigerjahren, der Bergsport. Das zuerst zagend ver- suchte Baden wurde zum selbstverständlichen Bedürfnis, und eng damit stand das Segeln in Verbindung. Von dort führt ein gerader Weg zu all den Wassersportarten, die wir heute kennen und die das sommerliche Leben an unseren größeren Seen kennzeichnen. Daß der Gmundner See dabei mit an der Spitze steht, ist nur zu verständlich. So sind die Seen für die Unzäh- ligen, die dort ihre Ferien .verbrachten und verbringe1i., zu Spendern von Lebensfreude und Gesundheit geworden. Bei der Stadt Gmunden fließt die Traun wieder aus d em See. Etwas gerümpelhaft aussehende Wehrversätze und längst abbruchreife, zu nichts mehr nütze Althäuser verunzieren dort einstweilen noch den Eingang in die Traunschlucht. Aber im Zusammenhang mit dem geplanten Kraftwerkbau an der Traun (um Fehlmeinungen richtigzustellen: das vieldiskutierte „See- werk" entsteht nicht am See, sondern an der Traun, 2000 m flußabwärts der Gmundener Traunbrücke) will man auch den Traunausfluß aus dem See regulieren und sanieren, so daß diese jetzt unschöne Stelle dort bald einer freundlichen Anlage weichen wird, mit Spazierwegen an den Ufern und stillen, lauschigen Plätzen. Noch zwei schnelle Gewässer dieser Gegend sind Seeab- flüsse : die Laudach, harmlos-munter aussehend, aber sehr hoch- wassergefährlich, kommt aus dem ostwärts des Traunsteins ge- legenen Laudachsee, der nahe dem Traunsee, aber um vier- hundert Meter höher liegt. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Laudach mündet in die einst flößbare Alm, die, der Traun zustrebend, aus dem Almsee kommt, jenem stillverträumten See, der sich südostwärts an die Hau_sberghänge lehnt, indes die Landschaft südwärts eindrucksvoll schroff von den Steil- felsen des Zwölferkogels, bzw. Rabensteins (2095 m ), des Roth- Die Technik schafft neue Seengebiete / Stausee an der Ranna Photo OKA gschirr (2257 m) und des Edlerkogels mit den „Seemauern" (2070 m ) abgeschlossen wird . R echts vom Almfluß, oben in den Höhen, die den Nord- hängen des Priel vorgelagert sind, verbergen sich zwei ent- zückende Gottesaugen: die beiden Ödseen. Haben wir uns mit der Nennung des Almsees und der Öd- seen (eigentlich gehört auch schon der Offensee dazu) in den Bereich des Toten Gebirges begeben, in ein, oberflächlich be- trachtet, ziemlich wasserloses Gebiet, dann wollen wir auch nicht der anderen Seeschmuckstücke vergessen, die im Bereich dieses Gebirgsstockes liegen. Wer den Weg auf den Großen Priel von Südosten nimmt, kommt am Schiederweiher vorbei, einem stehenden, seeähnlichen Wasser inmitten einer Land- schaft (Polsterlucke), die vielgereiste Fremde immer wieder als eine der eindrucksvollsten Europas preisen . Dort bleibt wohl jeder Wanderer ergriffen stehen, und er trinkt dieses unver- gleichliche Bild in sich. Wer aber nach dem nahen Bergdorf Vorderstoder wandert, um von dort zur Zellerhütte am v\Tar- scheneck aufzusteigen, hat nur winzige Umwege zu machen, will er zwei einsame Seen besuchen, die freilich bescheidenen Ausmaßes sind, aber stimmungsvoll in der Landschaft liegen: den Schaffersee und den Windhagersee. Sie sind so verborgen, daß man sie wenig kennt. Um so bekannter ist aber der unweit von Roßleiten gelegene Gleinkersee, auf Wanderwegen von allen Seiten leicht erreichbar und daher ein gern- und viel- besuchter Bade- und Ausflugssee. 7
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