(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

noch, bei abnormalen Wetterverhältnissen, zuweilen vorkommt, daß der See nicht randvoll ist, dann liegen die Ursachen nicht beim Elektrizitätswerk, sondern sie sind einzig und allein in den geologischen Verhältnissen zu suchen: das spalten- und klüftereiche Karstgestein des Dachsteinmassivs birgt unterir- dische Höhlen, was zu außerordentlichen, natürlichen Spiegel- schwankungen der beiden Gosauseen führt. Auch vor 1910, als im Gosautal noch kein Kraftwerk stand, gab es fast alljährlich hohe Seespiegeldifferenzen. Beim Hinteren Gosausee, wo auch heute noch kein Kraftwerk gebaut ist, mißt man Jahr um Jahr Spiegelschwankungen bis zu sechzehn Meter. Sind der Hallstätter und der Traunsee jene Wasseran- sammlungen, die in der Traunlinie liegen, die beiden Gosau- seen jene, die durch den Gosaubach, der in den Hallstätter See mündet, zur Entwässerung der Nordwestseite des Dachstein- gebietes beitragen, so gibt es noch eine zweite sehr erhebliche Entwässerung zur Traun hin: die Ischl. Dieses muntere Flüß- chen kommt aus dem 131 m tiefen Wolfgangsee, der auch Abersee genannt wird, jenem lieblichen stehenden Gewässer, dem der Schafberg gewissermaßen als Signum beigegeben ist. Das schuf eine Landschaftsharmonie von so besonders anzie- hender Eigenart, daß man sie in aller Welt schon kannte, lange bevor dieser Ruhm durch das Singspiel vom „Weißen Rößl am Wolfgangsee" noch vervielfacht wurde. Weniger bekannt, dafür aber idyllisch einsam liegen nordwärts des Mondsees der Schwarzensee und der 11ünichsee. Welcher Besucher Bad Ischls hat es sich entgehen lassen, den kleinen, waldumrandeten Nussensee zu besuchen? Er sieht freilich zuzeiten armselig leer aus, ohne daß dort auch nur die geringste technische Anlage 6 besteht, der man die Schuld beimessen könnte. Wer mag es im übrigen glauben, daß man noch in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts im Salzkammergut, allerdings nur noch vereinzelt, auf Bären und auf Luchse stieß? Nahe bevor die Traun in den Gmundner See einfließt, kommt von rechts ein schnelles Wasser, Frauenweißenbach oder (amtlicher) Traunweißenbach geheißen, dessen Haupt- wasserführung aus dem Offensee stammt. Es ist dies jener Ein- samlandsee, der den Rotherkogl (1340 m), den Rauchfang (1260 m), das Weißhorn (1763 m) und den Rauhkogl (1931 m) als bildbestimmende südliche Deckung besitzt. In dem für Fahrzeuge kaum zugänglichen Seeboden herrschen so außer- ordentlich günstige klimatische Verhältnisse, daß man lange hindurch im ehemaligen kaiserlichen Jagdschloß eine Lungen- heilstätte unterhielt. Heute dient dieses Jagdschloß den Ar- beitern und Angestellten der OKA als Erholungsheim. Es gibt kaum einen größeren Gebirgssee Oberösterreichs, der so still und unberührt die Zeiten durchträumt. Vor allem ist ihm, da (noch!) die Straße für Kraftfahrzeuge gesperrt ist, der Mo- torenlärm fremd. Etwa fünf Kilometer weiter traunabwärts kommt von links her der Langbathbach in die Traun geflossen, der, vom Hoch- hirn (1820 m) hereilend, weit drinnen in den Wäldern die bei- den Langbathseen bildet. Ihre Einsamkeit (auch dort war kaiserliches Jagdgebiet) haben sie freilich .nicht so ausschließlich bewahren können wie der Offensee. Bekannt ist das doppelte Echo am hinteren Langbathsee, vergessen wurde aber schier, daß beim „Wirt in der Kreh" vor bald hundert Jahren der ,,Bader in der Kreh" hauste, der 1810 zu Linz geborene Au- gust Ritter von Genczik, der Medizin studiert und viele Länder der Welt bereist hatte, als Chefarzt in Ägypten und im Sudan wirkte, eines Fieber- . leidens wegen den Dienst auf- gab und - auf der Suche nach einer ihm klimatisch zusagen- den Gegend - von der Schön- heit des Langbathtales so an- gesprochen wurde, daß er sich dort niederließ. Der hochge- lehrte Mann lebte als Jäger, Fischer und Botaniker in dieser wunderbaren Einsamkeit. Ihm hat Oberösterreich übrigens die Einführung der künstlichen Fischzucht zu danken. Unmittelbar nachdem die Traun den Langbathbach auf- genommen hat, öffnet sich die Landschaft zum weiten, rechts vom Traunstein beherrschten Kessel , und die Traun ergießt sich in den Traun- oder Gmunclner See, in den „lacus felix" , wie ihn die Römer nannten, die an seinen sonni- gen Westgestaden ihre Wohn- stätten besaßen. Er hat unter allen Seen Oberösterreichs die am dichtesten besiedelten Ufer. Eine Reihe freundlicher Orte schmückt sein Westufer, mit Gmunden, Altmünster und Traunkirchen vor allem, indes das menschenreiche Ebensee Romantik in den Bergen f Am Laudachsee Photo Hannes Loderbauer

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