(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

der Fürbitte für einen plötzlich verstorbenen Fuhrmann; das andere, datiert ) 86S (am Fölsensteinerkreuz ^), ist ein Votiv an einen Unfall durch einen stürzenden Baum. Dagegen finden wir als Besonderheit unter den Bild ­ motiven verschiedene ungewöhnliche Darstellungen der Trinitas. wie aus den bayerischen Gebieten ist hier das Dreigesicht zu erwähnen, das sich in der Volkskunst von Irland bis Rußland, ja bis Mittelamerika — trotz wieder ­ holter kirchlicher Verbote — erhalten hat. Ein in der Lite ­ ratur mehrfach erwähntes, angeblich verschollenes Exem ­ plar dieser Darstellung befindet sich, neben einigen anderen des gleichen Motivs, nach wie vor im G.-H. Landes ­ museum zu Linz. Ich habe es im „Schiern"" veröffentlicht. Auch die Sammlung Pros. R. Kriß, Institut für Volks ­ kunde, Salzburg, enthält mehrere Stücke dieser Art, die anscheinend in dem süddeutschen Zentrum der früheren malerhandwerklichen Hinterglasmalerei, um Augsburg, so beliebt gewesen sein dürfte, daß außer den allgemeinen Verboten noch eine besondere Mahnung kirchlicherseits an die Diözese Augsburg gerichtet werden mußte. Eine andere Darstellung aus unseren: Gebiet zeigt das Dbristuskind zwischen Blumen auf einer wiese sitzend, aus einer „Himmelsluckn" streckt Gott Vater segnend die Hände und auf einem Lichtstrahl schwebt die Daube des Hl. Geistes hernieder. Gder Gott Vater und Sohn sitzen als ältere und jüngere Männergestalt auf einem wolken- thron, halten eine große Weltkugel schwebend zwischen den Knien, über der wiederum die Daube schwebt. Auch unter den Heiligendarstellungen finden wir Motive seltenerer Art. Herr Üniv.-Prof. Dr. Leopold Schmidt (Wien) hat in der Festschrift für I. M. Ritz^ eine Arbeit mit 5 Karten der Verbreitungsgebiete des Lucia- und des Doronakultes veröffentlicht, die in der Lücke zwischen dem ostösterreichischen Gebiet und Bayern westlich des Am: nur eine kleine Verbreitungsinsel des Luciakultes am Böh- mcrwaldrand nördlich Gbcröstcrreichs zeigt. Es dürfte den Autor interessieren, daß ich in den O.-Ö. Heimat ­ blättern )94§ als Abb. 7 ein Hinterglasbild mit der Marterszene der HI. Dorona aus dein Besitz des Heimat ­ hauses Freistadt veröffentlicht habe. Es ist auf dem Deck ­ brett signiert und datiert: „Jos. Dhomas Friedrich, Gpoltz, A. D. 18S2". Die Siedlung Gppolz liegt ungefähr in der Verbreitungsinsel des Luciakultes, in der Pfarre Reichenau, etwa Stunden südwestlich von Gratzen, Südböhmen. Das Auftreten des Dorona-Motivs mit der Marter der Heiligen — zwischen zwei Bäumen hängend — auf einem Hinterglasbild aus dieser Gegend unterstützt die von prof. Schmidt vorgetragenen Ansichten. Vertrieb der Bilder In den G.-Ö. Heimatblättern habe ich den Vertrieb der Hinterglasbilder aus Sandl, Buchers und Umgebung durch Hausierer zu Fuß, auf der Donau, später per Bahn geschildert und Lieferungsorte im heutigen Ausland ver ­ öffentlicht. Auch innerhalb unseres Landes hat sich später dasselbe Prinzip des Bilderhandels durchgesetzt. Das hinterlassene Geschäftsbuch des Sandler Hinterglas- malers, Glashändlers und Glasermeisters Vinzenz Köck zeigt lt. Aufzeichnungen Dr. G. Brachmanns die Liefe ­ rung von 1S54: )o Hinterglasbilder „klein", 70 „36-er", 20 diverse, 14 Spiegelbilder, „klein", und )S5§: 10 „klein", 96 „3d-er", 67 diverse an den Kaufmann paterno in Gmunden für den Diroler Händler Dominik Battisti, alias Lenzi; 1S56: 57 Hinterglasbilder „klein", 200 „36-er", 47 diverse, an den Kaufmann Matthias Mayr in Ried i. I. für den Hausierer Jakob palavro, und im Jähre )S57 an den Kaufmann und Bürger in Wels, Josef Klein, Vorstadt 62, für Ferdinand Alfery: 43 „klein", 200 „36-er", 75 diverse, 45 Spiegelbilder. 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